••• Von Christian Novacek
Der Investor René Benko tendiert in Österreich zur Omnipräsenz – auf dem Möbelsektor hat er sich mit der Übernahme von kika/Leiner gut eingerichtet: „Herr Benko hat mich in seinen Bann gezogen”, sagt entsprechend der neue kika- und Leiner- CEO Reinhold Gütebier. Mit der Sicherheit, die der neue Eigentümer gewährt, im Rücken, ist die neue Geschäftsführung bereit für Großtaten. „Gekommen um zu scheitern – das wird es nicht geben”, ist Gütebier überzeugt. Vielmehr sei das krasse Gegenteil angesagt: „Wir spielen bald in der Champions League. Und wir streben das Champions League-Finale an!”
Die grundlegende Philosophie, die im Möbelhaus gelebt werden soll, lautet auf große Ziele, denn „nur wer sich Großes vornimmt, wird auch Großes erreichen!” Genau das wird bei der angeschlagenen Möbelkette durchwegs vonnöten sein, denn die Umsatzentwicklung marschierte zuletzt zweistellig bergab. Ergo: „Zum Ende meiner beruflichen Laufbahn nehme ich eine Herkulesaufgabe an”, beurteilt das der 66-Jährige, der kürzlich sein 50-jähriges Berufsjubiläum in der Möbelbranche hatte. Das heißt in Bezug auf Umsatzentwicklung: „Die geht ab jetzt wieder zweistellig bergauf!”
Potenzieller Marktführer?
Gütebier hat mithin die Marktführerschaft von kika und Leiner vor Augen, räumt aber ein, dass dies nicht sehr realistisch ist. Laut Zahlen von Kreutzer Fischer & Partner kommt XXXLutz in Österreich auf einen Marktanteil von 30%, kika/Leiner auf 21,8% und Ikea auf 15,4%. Der Möbelhandel stagniert indes deutlich, die Branche krisle seit 2016.
Zuletzt lag der Umsatz von kika und Leiner in Österreich zusammen bei etwa 800 Mio. €. Unter dem vorherigen Eigentümer Steinhoff, der seit fast einem Jahr wegen eines Bilanzskandals in den Schlagzeilen ist, brachen die Umsätze ein.
Es geht nur im Team …
Dem gegenzusteuern, sei primär ein stationäres Geschäft. Die Mitarbeiter als das Herz des Unternehmens würden mit neuem Esprit ausstaffiert, der in erster Linie auf Identifikation mit dem Unternehmen lautet. Auf den PoS übersetzt, steht das sodann für Freundlichkeit und eine Beratungskompetenz, die letztlich dazu führen soll, dass der Kunde begeistert deklamiert: „Mutti, wir kaufen alles!” Jedenfalls: Ein „gewaltiges” Schulungsprogramm steht an, denn die Volksabstimmung über den Erfolg eines Möbelhauses findet an der Kasse statt.
Online mit Verzögerung
Das Online-Geschäft bleibt vorerst ausgeklammert; hier räumte der Vorstand allerdings „erhebliche Versäumnisse” ein, die beseitigt werden müssten. Allererste Priorität habe aber das stationäre Geschäft.
Wem die Ansagen des norddeutschen Neo-Chefs hemdsärmelig dünken, der liegt mit dieser Ansicht durchaus richtig: Gütebier sagt von sich selbst, dass er kein Chef sei, der in seinem goldenen Glaskasten sitzt – ihn findet man auf der Fläche. Also bei den Kunden und Mitarbeitern. Auch und bevorzugt an Samstagen.