••• Von Christian Novacek
KÖFLACH. Die österreichische Handelslandschaft hat einen neuen Player: Im März eröffnete Thomas Philipps, nach eigenen Angaben Deutschlands führender Diskonter für Heim und Garten, seinen ersten Markt in Köflach – auf 2.000 m², mit mehr als 18.000 Produkten im Sortiment.
Bereits 1986 gründete Thomas Philipps, Vater des heutigen Geschäftsführers André Philipps, das Unternehmen als kleinen Sonderpostenhandel. Heute ist der Familienbetrieb mit 250 Märkten ein führender Diskonter für Haushalts- und Gartenartikel in Deutschland mit täglich mehr als 100.000 Kunden.
Hierzulande erfolgte nun, per Juni, der zweite Streich von Thomas Philipps – mit der Eröffnung des Marktes im oberösterreichischen Enns. medianet retail sprach mit Christian Salomon, dem selbstständigen Marktleiter in Enns, über seine Motivation, den Weg in die Selbstständigkeit ausgerechnet mit einem Diskontformat zu wagen.
medianet: Was war für Sie das Hauptkriterium dafür, einen Thomas Philipps-Markt zu übernehmen?
Christian Salomon: Selbstständigkeit! Ich möchte vor Ort für die Kunden sowie für die Mitarbeiter verantwortlich sein und ein allseits zufriedenstellendes Ergebnis erzielen, indem ich all meine Erfahrung und mein Wissen einbringe. Außerdem freue ich mich schon auf ein starkes, motiviertes Team, das lösungsorientiert arbeitet.
medianet: Wie unterscheidet sich Ihr Markt in Enns von jenem in Köflach?
Salomon: Prinzipiell pflegen wir bei all unseren Thomas Philipps-Märkten das gleiche Konzept: Produktvielfalt in guter Qualität zum Dauertiefpreis. Ein wichtiger und im Discountersegment einzigartiger Fokus liegt dabei auf den Bereichen Garten und Gartenbedarf. Dieser wird in Enns intensiviert. So ist die Gartenfläche am neuen und zweiten Österreich-Standort etwas größer und kompakter.
medianet: Ist das Sortiment in den Thomas Philipps-Märkten zu 100% deckungsgleich oder gibt es regionale Abstufungen?
Salomon: Bei Thomas Philipps gibt es zwei Fokus-Kategorien – zum einen unser dauerhaftes Sortiment, das aus 18.000 Artikeln besteht, sowie die sogenannte Werbeware, die saisonal fluktuiert. Wir bieten also grundsätzlich in allen Märkten die gleichen Produkte an, es kann allerdings aufgrund der baulichen Unterschiede in manchen Bereichen nicht exakt das gleiche Flächenprofil haben. Dennoch ist es das Ziel von Thomas Philipps, in allen neuen Märkten die gesamte Bandbreite des Sortiments zu zeigen, und das ist uns auch in Enns gelungen. Zusätzlich holen wir in Österreich auch regionale Marken ins Boot, wie etwa Waldquelle, Manner oder Mautner Markhof.
medianet: Inwieweit haben Sie als Marktleiter Sortimentsgestaltungsmöglichkeiten?
Salomon: Die Fläche für das Sortiment steht fest, allerdings bin ich als selbstständiger Marktleiter für die Platzierung und die detaillierte Ausprägung des Marktes verantwortlich.
medianet: Wie oft erfolgt der Sortimentswechsel und wie hoch ist der Anteil des fixen Standardsortiments am Umsatz?
Salomon: Zu unseren definierten Produktkategorien zählen Food- und Non-Food-Artikel, Haushaltswaren, Inneneinrichtung und Dekoartikel, Bekleidung, Spielwaren, Gartenmöbel und -zubehör, Campingausrüstung sowie Elektrogeräte, die allesamt ein starkes Stammsortiment haben. Gleichzeitig sind wir flexibel genug, um in jeder Kategorie schnell auf Trends und Sonderaktionen im Volumen reagieren zu können.
medianet: Im Onlineshop finde ich sinnvolle Sachen wie einen Schuhorganizer um einen Euro – das wäre für mich ein typischer Impulsartikel. Wie bringen Sie die Leute ins Geschäft, damit der Impulsartikelverkauf aufgeht? Welche Rolle spielen dabei Preisaktionen mit starken Markenartikeln?
Salomon: Wir machen regelmäßig auf uns und unser Sortiment durch Flugblätter und Newsletter aufmerksam. Außerdem zählen wir sehr stark auf Stammkundschaft und deren Empfehlung – was natürlich erst nach Eröffnung sowie einer bestimmten Zeit geht und bei uns sehr gut funktioniert. In Köflach haben wir schon viele Kundinnen und Kunden neugierig gemacht, dort trägt unser Konzept bereits Früchte.
medianet: Ist die Preisgestaltung einheitlich?
Salomon: Ja! Und darauf legen wir besonderen Wert und sind auch stolz. Im Unterschied zu anderen Händlern verkaufen wir in Deutschland und Österreich die Produkte zu gleichen Preisen (die Besteuerung unterscheidet sich natürlich). Ich empfehle jedem, unsere Preise zu vergleichen – nicht nur wegen der aktuell stattfindenden Teuerungswelle.
medianet: Wo verorten Sie die größte Kompetenz von Thomas Philipps? Wäre die Einordnung als Tedi + Garten zutreffend?
Salomon: Unsere Kernkompetenz besteht aus drei Säulen: Ein starkes, lagerndes Stammsortiment (18.000 Artikel), das den Rückhalt bietet, stark reduzierte und beworbene Markenartikel und unser attraktiver Gartenbereich, der das Sortiment abrundet. Sämtliche Diskontläden spielen bei dieser Betrachtung keine Rolle.
medianet: Aufgrund der hohen Gartenaffinität im Sortiment: Wie gewichtet sich der Umsatz auf die verschiedenen Sortimentsbereiche und wie tarieren Sie einen Umsatzabschwung im Winter aus?
Salomon: Es ist richtig, unser Gartensegment ist uns sehr wichtig, jedoch verlagert sich der Umsatz bei uns automatisch aufgrund der Saisonen: Im Frühjahr starten wir die Gartensaison. Dann kommt im Sommer unser Pool- und Grillsortiment dazu. Im Herbst gibt es outdoor viel zu tun. Zudem gewinnt das Thema Haushalt ganzjährig mehr an Bedeutung. Abschließend wird im Winter viel beleuchtet, dekoriert und Weihnachtsgeschenke für Kinder gekauft. Nahrung, Tierfutter, Pflegeartikel und Reinigungsmittel haben immer Saison.
medianet: Wie unterscheidet sich Thomas Philipps von einem Franchisesystem wie etwa McDonald’s oder Unimarkt?
Salomon: Thomas Philipps zeichnet sich nicht nur bei seinem Sortiment durch ein einzigartiges Konzept aus, sondern auch in der Marktführung. Jeder Markt wird von einer selbstständigen Marktleitung geführt. Wir als Marktleiter haben innerhalb des Rahmens sehr viele Freiheiten. Aber vor allem das hemdsärmelige Miteinander prägt den Alltag positiv, und ich als Marktleiter kann mich in allen Belangen einbringen.
medianet: Wie lautet die Strategie im Food-Bereich?
Salomon: Im Food-Bereich bieten wir Marken zum unschlagbaren Preis und volle Regale – das kombinieren wir mit einer starken Bewerbung. Das Ergebnis: schneller Durchverkauf.
medianet: Ein großer Trend der Zeit lautet auf Nachhaltigkeit. Gibt es nachhaltige Aspekte bei Thomas Philipps oder ist das im Diskont für Sie derzeit kein Thema?
Salomon: Wir versuchen, schrittweise in eine nachhaltige Zukunft zu gehen. Beispielsweise kaufen wir immer wieder Chargen der Lebensmittelindustrie, die uns günstiger angeboten werden – weil wir logistisch in der Lage sind, die Ware schnell und zum Top-Preis an den Endverbraucher zu bringen. Des Weiteren ist ein Großteil der eigens für uns produzierten Pflanztöpfe aus recyceltem Kunststoff. Zudem haben wir eine Abteilung mit ökologischen Produkten, die auch eigens gekennzeichnet sind.