••• Von Christian Novacek
Tierwohl ist bis dato kein Fremdwort in Österreich, aber so richtig wohl konnten sich Tiere hierzulande bloß in der Nische fühlen. Das ändert sich: „Wir holen das Tierwohl aus der Nische”, sagt Spar St. Pölten-Geschäftsführer Alois Huber. Sein probates Mitterl dazu: Sogenannte Tann-Heimathöfe, die Fleisch aus Niederösterreich mit mehr Tierwohl zu konsumentengerechten Preisen liefern wollen. Die Tann-Heimathöfe entstanden aus der Zusammenarbeit von Spar mit den niederösterreichischen Schweinebauern und der Erzeugergemeinschaft „Gut Streitdorf”.
Spar folgt mit den Heimathöfen einem Konsumentenwunsch. Der ist zwar nicht immer bewusst und ausformuliert, aber definitiv da. „Bei der Tierhaltung generell war die Kluft zwischen der Wirklichkeit und dem, was sich der Konsument vorstellt, noch nie so hoch wie heute”, weiß Huber.
Ein kleines Stück vom Glück
Ergo schiebt der Händler seine Schweinchen aus dem engen Pferch ein Stückchen raus in die Idylle. Was im Hard Fact bereits heute gegenüber Deutschland vorteilhaft ist (in Deutschland gibt es im Schnitt fünf Schweine mehr pro Betrieb, in Österreich ist das kleiner strukturiert), soll morgen dem Verlangen des Konsumenten nach artgerechter Haltung eindeutig entsprechen: Auf derzeit sieben Tann-Heimathöfen haben die Schweinderl 60% mehr Platz, es wird für eine ordentliche Stroheinstreu gesorgt, die Tiere haben „Beschäftigungsmaterial” und Rückzugsorte. Vollspaltenböden sind verboten, Außenklima-Stallungen bringen Licht und Frischluft, und das Futter ist hochwertig und kommt hauptsächlich vom eigenen Hof. Damit das so gut rüberkommt wie es sich anhört, braucht es einiges an Arbeit, Investition – und Kontrolle. „Die Tann-Betriebe werden laufend erweitert und modernisiert”, erklärt Spar-Vorstand Hans K. Reisch. „Wir werden hier in den kommenden drei Jahren rund 80 Mio. Euro investieren.”
Bezüglich Kontrolle der Partnerbetriebe zeichnet AMA verantwortlich. „Die Landwirtschaft steht in Österreich unter Beschuss”, sagt deren Chef Michael Blass, „daher ist eine Vorwärtstrategie angebracht.” Dabei sind angenehmerweise die Tierwohl-Kriterien ziemlich deckungsgleich mit den Kriterien des Spar-Fleischverarbeiters Tann. „Spar öffnet somit den Weg zu einer Branchenlösung”, gibt sich Blass optimistisch. Doch zurück zur Kontrolle: Sie erfolgt durch die AMA; dabei sind 600 Visiten am Bauernhof vorgesehen, 1.200 im Lebensmittelhandel und den Schlachtbetrieben; ergänzt wird das Ganze mit 550 Kot- und Harnanalysen.
Schmeckbar besser
Am Ende der Idylle steht natürlich nicht der Schlachthof, sondern das Schnitzel am Teller. „Hochwertiges Futter, genügend Platz für den Auslauf – das wirkt sich schmeckbar auf die Fleischqualität aus”, meint Helmut Gattringer, Betriebsleiter der Tann St. Pölten, auch unter dem Hinblick auf eine neue Produktlinie: „Tann-Heimathöfe ist nicht nur eine Marke, sondern ein Programm für mehr Tierwohl, Top-Qualität und die ernst gemeinte Unterstützung von innovativen Schweinebauern. Ich bin mir sicher, dass dieses Konzept zukunftsweisend für den österreichischen Fleischmarkt ist.”
Dem stimmt die designierte Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner zu: „Die Marke steht für Respekt gegenüber den Tieren. Außerdem bleibt die gesamte Wertschöpfung in Niederösterreich, und das stärkt wiederum unsere Landwirtschaft.”