Essenspreise im Export stark gestiegen - Agrar-Handelsbilanz negativ
© AMA Marketing
Christina Mutenthaler-Sipek
RETAIL Redaktion 05.10.2023

Essenspreise im Export stark gestiegen - Agrar-Handelsbilanz negativ

WIEN. Die Preise der Agrar- und Lebensmittelprodukte sind heuer im 1. Halbjahr kräftig gestiegen, zeigt die Import-Export-Statistik der Agrarmarkt Austria Marketing (AMA-Marketing). Obwohl mengenmäßig weit weniger ausgeführt wurde, nahm der Wert der Exporte um 5,9 Prozent zu. Mit minus 35 Mio. Euro war die Außenhandelsbilanz im Agrarbereich insgesamt negativ: Die Agrarwaren wiesen ein Minus von 1,29 Mrd. Euro aus, in der Lebensmittelindustrie gab es ein Plus von 1,26 Mrd. Euro.

Beim Preis kennt der Agrarsektor seit 2021 nur noch eine Richtung - nach oben. Lag 2021 der Preis pro Kilogramm Agrar-Exportware im Schnitt bei 1,32 Euro das Kilo waren es im 1. Halbjahr 2023 bereits 1,79 Euro. Interessant ist der Blick zum mit Abstand wichtigsten Handelspartner Deutschland. Obwohl Österreich mengenmäßig deutlich mehr exportierte als importierte ist der Warenwert fast ausgeglichen. AMA-Marketing-Chefin Christina Mutenthaler-Sipek merkte dazu unter anderem an, dass es bei Milch und Käse einen hohen Produktionsüberschuss in Österreich gibt, wodurch auch viel günstiger Käse exportiert werde.

Auffällig ist, dass die Agrarexporte in die USA wertmäßig um 23 Prozent eingebrochen sind. Ein kleines Minus gab es auch bei den Niederlanden und Polen. Weiters fällt auf, dass es beim Schweinefleisch im ersten Halbjahr erstmals seit langem mehr Importe als Exporte gab, während Rindfleisch deutlich stärker exportiert als importiert wurde. Einen Einbruch gab es im ersten Halbjahr bei den Getreideexporten, hier betrug das Minus im Jahresvergleich bei 24 Prozent.

Als Preistreiber will sich der Agrar- und Lebensmittelsektor aber nicht sehen. Es sei nun nach dem 2. Weltkrieg zum ersten Mal so, dass Nahrungsmittel teurer statt günstiger wurden, so die Chefin des Fachverbandes der Lebensmittelindustrie Katharina Koßdorff. Das liege auch an den Energiepreisen, hier seien die langfristigen Lieferverträge zu Höchstständen abgeschlossen worden. Die Schweiz hat heute ihre Teuerungsrate für September bekannt gegeben, diese liegt bei 1,7 Prozent. Hierzulande beträgt die allgemeine Teuerung laut Schnellschätzung 6,1 Prozent.

Dass in letzter Zeit vermehrt widrigste Haltungsbedingungen in Tierställen vom Verein gegen Tierfabriken (VGT) aufgedeckt wurden - zum Teil auch von AMA-zertifizierten Betrieben - relativierte Mutenthaler-Sipek heute vor Journalisten. Es würde sich hier nur um einen Promillebereich handeln, die AMA würde jede halbe Stunde einen der zertifizierten Landwirtschaftsbetriebe in Österreich vor Ort kontrollieren, versicherte sie. Es gäbe drei Kontrollstufen, wobei in der ersten Stufe die Kontrolle durch den Landwirt selbst erfolgt.

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