Seit 1. April hat Fritz Kaltenegger die Geschäftsführung der café+co International Gruppe übernommen. Unter seinen Fittichen stehen über 1.800 Mitarbeiter sowie über 72.000 Kaffee-, Erfrischungsgetränke- und Snack-Automaten in zwölf Ländern. Im Gespräch mit medianet zog der Unternehmer eine erste Bilanz und sprach darüber, was die nächsten großen Projekte bei café+co sein werden.
medianet: Herr Kaltenegger, was assoziieren Sie mit Kaffee?
Fritz Kaltenegger: Viele positive Emotionen. Ich kenne Studien, die zeigen, dass Kaffee eine Reihe von Rezeptoren im Hirn stimuliert, die aktivieren und die kognitive Leistungsfähigkeit erhöhen. Deswegen wird Kaffee gern in Pausen getrunken. Deswegen trinke auch ich so viel davon.
medianet: Wie schaut es generell mit dem Kaffee-Konsum in Österreich aus?
Kaltenegger: Österreich ist in der Tat ein Kaffeetrinkerland – ein Cappuccino-Land, um genau zu sein, im Gegensatz zu Italien, wo sehr viel Espresso getrunken wird. Auch hier gilt, Kaffee wird zur Entspannung getrunken. Deshalb glaube ich, dass das Kaffee-Geschäft auch in Zukunft groß und wichtig bleiben wird.
medianet: Welche Standorte sind für café+co-Automaten am lukrativsten?
Kaltenegger: In Unternehmen, vor allem in Produktionsbetrieben, wo viel in Schichten gearbeitet wird, läuft unser Geschäft am besten. Da gönnen sich viele Mitarbeiter gern in der Mittagspause oder Rauchpause einen Becher Kaffee.
Ist die Auftragslage schlecht, merken wir das sofort beim Kaffeeumsatz. Wenn man das auf die volkswirtschaftliche Dynamik herunterbricht, wäre für uns natürlich der Zustand der Vollbeschäftigung ideal. Aber auch der öffentliche Raum, wo die Frequenz sehr hoch ist, ist für uns wichtig. Wie in Bahnhöfen oder Spitälern. Derzeit spüren wir, dass es in Österreich wirtschaftlich besser wird und es mehr Beschäftigung gibt.
medianet: Wie verteilen sich die Umsätze auf die einzelnen Produktlinien?
Kaltenegger: In Österreich entfallen etwa 20% der Umsätze auf Kaltgetränke und Snacks, der überwiegende Teil des Umsatzes wird mit klassischen Heißgetränken wie Kaffee, vor allem Cappuccino, gemacht. Wir bemerken einen starken Trend in Richtung ‚To Go' : Die Becher werden größer und haben einen Deckel, weil auch die Menschen ‚mobiler' sind und größere Portionen gerne in der U-Bahn oder im Auto trinken. Es werden jedoch nicht nur Heißgetränke, sondern auch kalte Getränke und Snacks immer stärker nach-gefragt. 20% unserer Automaten sind Snackgeräte, in Tschechien sogar 40%. Jeden vierten Euro verdienen wir international mit Snacks. Das Gastro-Segment innerhalb der Gruppe wächst zwar stark, aber auf niedrigem Niveau.
Das Kerngeschäft wird aber die klassische Versorgung über unsere Automatensysteme bleiben. Im öffentlichen Bereich sehe ich auch ein großes Wachstumspotenzial, dort sind wir noch nicht so stark vertreten wie in Büros und Unternehmen.
medianet: An welchen Projekten werden Sie in den kommenden Jahren arbeiten?
Kaltenegger: Wir sind in vielen Bereichen schon der Top-Anbieter, wie bei Service und der Qualität, und wollen diese Position auch weiter ausbauen, indem wir unser Angebot verbreitern.
In Österreich wollen wir noch stärker im öffentlichen Raum präsent sein und planen dazu drei neue ‚café+co Express'-Standorte. Das sind ‚Genussoasen', wo unsere Systeme eine rasche Vollversorgung für unterwegs anbieten, mit Kaffee, Erfrischungsgetränken und auch Snacks. Auch an den Autobahnrastplätzen sowie in Einkaufszentren wollen wir unser Angebot verbreitern.
medianet: Zu Beginn des Jahres wurden einige Innovationen angekündigt, wie eine neue Maschinen-Generation.
Kaltenegger: ‚café+co Smart' ist ein großes, sehr spannendes und zukunftsweisendes Projekt, das wir in der gesamten Unternehmensgruppe umsetzen werden. Neu wird für den Konsumenten dabei die bargeldlose Bezahlung via App und auch über Kreditkarte sein. Für den Konsumenten muss es einfach sein, sich schnell einen Kaffee zu holen und zu bezahlen. Mit der App wird erstmals auch die direkte Kommunikation mit den Konsumenten forciert werden. Bisher lief diese vor allem über unsere Befüller. Kundenwünsche beispielsweise nach neuen Produkten, zur Temperatur des Kaffees – oder natürlich auch Lob – kann der Konsument dann direkt als Nachricht über die App an uns übermitteln. Damit können wir schneller auf Wünsche eingehen.
Die neuen Geräte sind dazu schon mit einer sogenannten ‚Magic Box' ausgestattet. Über diese erhalten wir Informationen, wie viel konsumiert wurde, welche Produkte gekauft wurden und was nachgefüllt werden muss. Damit optimieren wir unseren Service weiter.
medianet: Aber nicht alle trauen dem bargeldlosen Bezahlen via App …
Kaltenegger: Die Akzeptanz der bargeldlosen Bezahlung über App ist mittlerweile in Österreich gestiegen, weil auch andere Produkte auf diese Weise bezahlt werden können. Interessant ist, dass die Akzeptanz von derartigen Systemen in Polen und Tschechien fast doppelt so hoch ist wie in Österreich. Wir werden unser Bezahlsystem natürlich auch entsprechend zertifizieren lassen, damit garantiert ist, dass die Daten hundertprozentig sicher sind.
medianet: Welche Maßnahmen treffen Sie als einer der führenden Kaffeedienstleister in Zeiten von knapper werdenden Ressourcen und Umweltverschmutzung?
Kaltenegger: Im Bereich der Nachhaltigkeit setzen wir sehr stark auf regionale Produkte. Bei den Snacks ist das besonders wichtig, weil es auch die Kundenbindung verstärkt.
Derzeit arbeiten unsere Lieferanten an voll recycelbaren Bechern komplett ohne Kunststoff. Weiters evaluieren wir den Import von Fairtrade-zertifiziertem Bohnenkaffee aus Uganda. Derzeit beziehen wir unseren gefriergetrockneten Kaffee ‚Finest Africa' auch aus Uganda – und wir wollen zum geeigneten Zeitpunkt dann mit Bohnenkaffee nachziehen.
medianet: Wie viel Prozent Ihres Kaffees sind bereits von Fairtrade zertifiziert?
Kaltenegger: Aktuell ist der Anteil noch im einstelligen Bereich, wir rechnen aber damit, in den nächsten Jahren die 10%-Marke zu überschreiten.
medianet: Kaffee-Preise unterliegen ja auch großen Schwankungen. Wie liegt der Preis aktuell?
Kaltenegger: Momentan steigt der Preis für die Robusta-Bohnen, Arabica ist stabil. Wir spekulieren jedoch nicht mit Rohstoffen, wir kaufen Qualität in den Mengen, die wir brauchen, bei unseren Röstern ein.
medianet: Sie sind seit erstem April im Amt: Können Sie eine vorläufige Bilanz ziehen nach 100 Tagen?
Kaltenegger: Wir erwarten einen Umsatz ähnlich wie im letzten Jahr, das ja bekanntermaßen ein Rekordjahr war (Anm.: 2015/16 lag der Umsatz bei 205 Mio. Euro) und ein gesundes Wachstum für die gesamte Gruppe.