••• Von Julia Maier
WIEN. Bei den noch ausstehenden Novembergehältern und Weihnachtsgeldern der Zielpunkt-Mitarbeiter kommt nun der Stein ins Rollen: Bislang sind 2.400 Vertretungsvollmachten bei der Arbeiterkammer eingelangt. Dadurch beauftragen die von der Zielpunkt-Insolvenz betroffenen Beschäftigten den Insolvenzschutzverband für Arbeitnehmer von AK und ÖGB (ISA) mit der Vertretung des Insolvenzverfahrens. „Je früher wir die gesetzlich vorgeschriebenen Verfahrensschritte setzen können, umso früher bekommen die Menschen ihr Geld vom Insolvenzentgeldfonds. Wirklich gut geht's aber nur, wenn alle – wirklich alle – an einem Strang ziehen”, so Klaus Schmidtbauer, Insolvenz-Experte im ISA.
Geld noch vor Weihnachten
Die offenen Forderungen der 2.469 Beschäftigten betragen rund 5,4 Mio. €. Diese müssen nun vom Masseverwalter Georg Freimüller anerkannt werden, danach sollen die Anträge noch am selben Tag an den Insolvenzentgeldfonds zwecks einer letzten Überprüfung weitergeleitet werden. Freimüller gibt sich indes optimistisch, dass die Mitarbeiter noch vor Weihnachten ihr ausstehendes Geld erhalten werden. Wolfgang Pfabigan, Chef des Insolvenzentgeldfonds, ist über den niedrigen Betrag der offenen Forderungen positiv überrascht, er habe ursprünglich mit rund 7 Mio € gerechnet. Später kommen allerdings auch noch Beendigungsansprüche wie Urlaubsentschädigungen, Zeitguthaben oder Abfertigungen hinzu, die ausbezahlt werden müssen.
Ungewissheit über Filialen
Ein anderes Sorgenkind bleibt indes noch ungeklärt: Was passiert mit den ehemaligen Zielpunkt-Filialen? Auch wenn sich sowohl viele Kunden, als auch natürlich die Mitarbeiter eine Übernahme durch die Konkurrenten Rewe, Spar oder Hofer wünschen würden, so sieht der Chef der Bundeswettbewerbsbehörde, Theodor Thanner, diesen Weg als eher unwahrscheinlich. In einem ORF-Interview gibt er zu bedenken, dass bereits über 80% des Markts auf die drei oben genannten Branchenriesen fallen und daher branchenfremde Kandidaten bessere Chancen auf die Standorte hätten. Ginge es nach Wirtschaftstrainerin und Human Resources-Unternehmensberaterin Sabine M. Fischer, Inhaberin von Symfony Consulting, wäre die Schließung der Zielpunkt-Filialen die perfekte Gelegenheit, Klein- und Mittelbetriebe zu beleben: „In wirtschaftlich schwierigen Zeiten empfiehlt es sich, KMU-Strukturen zu stärken, da sie für das lokale Umfeld und die Lebensqualität der Anwohner von großer Bedeutung sind. Gegenden, in denen Einzelhandelsunternehmen tätig sind, sind weniger von Abwanderung betroffen und wirken lebendiger”, ist Fischer überzeugt.