Handelsverband: Pfandsystem schwächt ländliche Nahversorgung und ist für Erfüllung der EU-Ziele nicht erforderlich
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RETAIL Redaktion 10.08.2020

Handelsverband: Pfandsystem schwächt ländliche Nahversorgung und ist für Erfüllung der EU-Ziele nicht erforderlich

Burgenland, Vorarlberg und Tirol als heimische Vorreiter bei Abfallvermeidung und Recycling. Umbau von Bring- auf Holsysteme für Konsumenten entscheidend.

WIEN. Der Handelsverband "unterstützt den 10-Punkte-Plan für eine alltagstaugliche Kreislaufwirtschaft der heimischen Wirtschaft", wie er in einer Aussendung bekanntgab. Der Plan stelle ein "ganzheitliches Modell dar, um die ambitionierten EU-Recyclingziele zu erreichen". Das Konzept sei nicht nur volkswirtschaftlich kostengünstiger als alle alternativen Modelle, es vermeide darüber hinaus eine weitere Belastung der Konsumenten und erfülle zudem alle abfallpolitischen Zielvorgaben – nicht nur die 90%-Getrenntsammelquote für Kunststoffflaschen bis 2029.

Die Einführung eines Einwegpfandsystems, das die Nahversorgung hierzulande ausdünnen würde, sei damit obsolet. Gerade für viele selbstständige Kaufleute wäre die Anschaffung von Pfandautomaten, einer Presse, der Umbau der Fläche und die zusätzlichen Logistikanforderungen "keinesfalls finanzierbar". Hunderte Geschäfte, vor allem im ländlichen Bereich, würden ihre Geschäfte schließen müssen, wodurch die Nahversorgung in manchen Regionen gänzlich entfallen würde. Dies würde mittelfristig auch die Landflucht befeuern.

"Pfandbefürworter haben sich auf das Einwegpfand eingeschossen und lassen dabei wesentliche Fakten außen vor. Wir müssen künftig nicht nur mehr Plastikflaschen getrennt sammeln, sondern auch die erhöhte Kunststoff-Recyclingquote von 50% bis 2025 erreichen. Das ist nur möglich, wenn beide Ziele gemeinsam und nicht isoliert betrachtet werden“, erläutert Rainer Will, Geschäftsführer des Handelsverbandes. "Durch eine österreichweit einheitliche getrennte Sammlung aller Kunststoffverpackungen und die Umstellung von einem Bring- auf ein Holsystem ist beides möglich."

Zusätzlich soll das Sammeln von Wertstoffen in allen Konsumsituationen noch leichter ermöglicht werden: Einkaufsstraßen, Touristen-Hotspots, Spielplätze, Freizeiteinrichtungen oder auch Partymeilen sollen mit entsprechenden Sammelbehältern für Wertstoffe ausgestattet werden.

"Eine erfolgreiche Abfallsammlung steht und fällt auch mit dem Engagement der Endverbraucher. Daher wollen wir die Konsumenten mit ihren veränderten Konsumgewohnheiten mit ins Boot holen und ihnen die Mülltrennung so einfach wie möglich machen", sagt Handelsverband-Vizepräsident Frank Hensel.

Ein Erreichen der „ambitionierten" EU-Recyclingziele – insbesondere für Kunststoff- und Aluminiumverpackungen – sowie der 90% Getrenntsammelquote für Kunststoff-Getränkeverpackungen sei möglich, wie die Vorzeige-Bundesländer Vorarlberg, Tirol und Burgenland eindrucksvoll belegen würden. Bereits jetzt werden in diesen drei Bundesländern die für die Erreichung der künftigen Recyclingziele erforderlichen getrennten Sammelquoten für alle Kunststoffverpackungen und die getrennte Sammelquote für Kunststoff-Getränkeflaschen übererfüllt.

"Dass die Investitionskosten wie auch die laufenden Kosten des Einwegpfandes in der Studie des Bundesministeriums zu optimistisch bewertet wurden und ein Pfandsystem tatsächlich über 60 Mio. Euro Mehrkosten pro Jahr verursachen würde, können wir – entgegen anderweitiger Aussagen von Pfandbefürwortern – klar belegen", so Will abschließend. (red)

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