••• Von Daniela Prugger
Als die ersten Corona-bedingten Maßnahmen in Österreich erlassen wurden, waren die Produkte der im Jahr 2015 gegründeten Thalheimer Heilwasser GmbH noch ausschließlich in der Gastronomie verfügbar. Die Einschränkungen kamen zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt, so Geschäftsführer Mark Mateschitz. Im Interview erzählt der Sohn von Didi Mateschitz, wie das Unternehmen die Zeit dafür nutzte, eine Listung bei Händlern wie Spar, Eurospar und Interspar zu erzielen und was das Besondere an den Thalheimer Heilwasser-Produkten ist.
medianet: Der Name ‚Thalheim' gibt zunächst keinen Hinweis darauf, dass der Betrieb zum Red Bull-Imperium gehört. Welche Stellung nimmt die Marke innerhalb des Konzerns und seiner Branding-Strategie ein?
Mark D. Mateschitz: Bei der Thalheimer Heilwasser GmbH handelt es sich um ein privates Projekt, zur Gänze entkoppelt von Red Bull. Da es ein eigenständiges Unternehmen ist, gibt es keinerlei Abstimmung in puncto Branding oder ähnlicher Aktivitäten.
medianet: Vor welche Herausforderungen wurde Ihr Unternehmen aufgrund der Coronakrise gestellt?
Mateschitz: Der Lockdown und die damit verbundenen – und teils noch immer bestehenden – Einschränkungen kamen für uns zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt, denn unsere Produkte waren damals noch ausschließlich in der Gastronomie verfügbar. Glücklicherweise konnten wir die Zeit positiv nutzen und mit den ersten Lockerungsmaßnahmen eine flächendeckende Listung in den wichtigsten Häusern des österreichischen Lebensmittelhandels erreichen.
medianet: Die österreichischen Konsumenten greifen seit der Pandemie wieder mehr zu lokalen und regionalen Produkten und achten auf Nachhaltigkeit. Ist das ein Trend weg von Globalisierung und Auslagern?
Mateschitz: Der Trend des Konsumenten zu gesunden, nachhaltigen und regionalen Getränken mit hohem Qualitätsanspruch ist für uns durchaus zu spüren. Aus unserer Sicht ist das eine sehr positive Entwicklung. Ganz ohne Globalisierung würde es allerdings früher oder später dazu kommen, dass Konsumenten auf ihre gewohnte Produktvielfalt im Angebot verzichten müssten. Ob die Menschen bereit sind, dieses Opfer zu bringen, wird sich zeigen.
medianet: Welche Chancen sehen Sie in der Krise als Produzent von Getränken, die sich vorteilhaft auf das Befinden der Verbraucher auswirken sollen?
Mateschitz: Ein größtmögliches körperliches und geistiges Wohlbefinden ist auch in Zeiten der Nicht-Krise erstrebenswert. Die positiven Auswirkungen unseres Wassers auf den menschlichen Organismus waren schon Kelten und Römern bewusst – das belegen Ausgrabungen neben der Quelle. Mit dem heutigen Stand der Technik kann man klar belegen, warum das so ist. Dennoch wussten die Menschen schon damals, dass hier etwas Einzigartiges aus der Erde entspringt. Diese Historie möchten wir fortsetzen. Und wenn in besonders herausfordernden Zeiten nun ein Extraschluck Lithium dabei hilft, die Dinge positiver zu betrachten, freut uns das natürlich umso mehr.
medianet: Was müssen Betriebe wie Ihrer beachten, um während der Coronakrise weiter- bestehen zu können? Welche strategischen Schwerpunkte setzen Sie?
Mateschitz: Das ist eine Frage, auf die es keine pauschale Antwort gibt. Es gibt eine Unzahl an Variablen, die für eine Einschätzung von Bedeutung sind und von Unternehmen zu Unternehmen variieren. Unser erster Blick galt der Sicherstellung der Produktion und Distribution. Nicht bloß im eigenen Haus, sondern entlang der gesamten Supply-Chain mussten Vorkehrungen getroffen werden. Der zweite Blick galt natürlich dem Budget. Glücklicherweise konnten wir diese Periode überstehen, ohne wertvolle Mitarbeiter in Kurzarbeit schicken zu müssen.
medianet: Falls die Wirtschaft nochmals heruntergefahren wird – welche Auswirkungen hätten weitere Corona-Restriktionen auf Ihr Unternehmen?
Mateschitz: Die wirtschaftlichen Auswirkungen des ersten Lockdowns werden uns noch in den nächsten Monaten begleiten bzw. sich erst wirklich offenbaren. Ein zweiter Lockdown wäre für alle Unternehmen, wirtschaftlich gesehen, katastrophal. Welche Auswirkungen es speziell auf unser Unternehmen hätte, ist schwer abzuschätzen, da es primär um die Art der Restriktion(en) geht.
medianet: Was macht das Thalheimer Heilwasser aus?
Mateschitz: Die Basis aller Limonaden, Biere und ebenso beim Thalheimer Heilwasser prickelnd und still bildet die Besonderheit des Heilwassers. Dabei handelt es sich um hochmineralisiertes Tiefengrundwasser, welches durch abdichtende überlagernde Schichten vor Verunreinigungen geschützt ist und über Gesteinsklüfte durch Eigendruck an die Oberfläche dringt. Auf dem Weg nach oben löst das mit Kohlensäure angereicherte Wasser Natrium, Magnesium, Kalium, Lithium und weitere Mineralstoffe aus dem Gestein, die ihm seine Besonderheit verleihen.
medianet: Zu welchen Gelegenheiten wird das Heilwasser getrunken?
Mateschitz: Man benötigt keine besondere Gelegenheit, um es zu konsumieren. In Hinblick auf ältere Mitmenschen kann es typischen Altersbeschwerden vorbeugen bzw. deren Symptome lindern. Für die Thalheimer Limonaden gilt: Mineralstoffe sind sehr gute Geschmacksüberträger.
medianet: Neben dem Heilwasser gibt es auch noch das Thalheimer Bier. Inwiefern unterscheidet es sich von anderen Bier-Produkten?
Mateschitz: Das Thalheimer Bier ist unseres Wissens weltweit das einzige Bier, das aus Heilwasser gebraut wird. Folgt man gängigen Lehrbüchern, so ist es gar nicht möglich, ein erlebbares Bier mit derart ‚hartem' Wasser herzustellen. Aber unser Braumeister hat das Gegenteil bewiesen. Die Charakteristik des Heilwassers hat zudem positive Auswirkungen auf die Sensorik und Verträglichkeit unserer Biere.
medianet: Auf Ihrer Webseite schreiben Sie, dass in Thalheim eine der modernsten Abfüllanlagen Europas errichtet wurde.
Mateschitz: Die besondere Zusammensetzung des Wassers, insbesondere die hohe Wasserhärte sowie der Sulfatgehalt, stellten uns nicht nur in der Produktentwicklung vor eine Herausforderung, sondern ebenfalls im Anlagenbau. Auch in puncto Abfüllung und Produktion gingen wir einen anderen Weg und entschlossen uns, die Anlage so weit wie möglich zu automatisieren.
medianet: Was macht diese Abfüllanlagen so besonders?
Mateschitz: Unser Fokus lag auf fließenden Produktionsabläufen und höchsten Hygiene- und Qualitätssicherungsstandards. Um diese Standards zu unserer eigenen Zufriedenheit zu erfüllen, haben wir die Anlagenreinigung neu überdacht und ausgefeilte Reinigungskonzepte entwickelt, die eine reibungslose Produktion gewährleisten. Intensive Planung und zahlreiche Tests mit unserem Partner Firma Krones gingen der fertiggestellten Anlage voraus, aber es hat sich definitiv gelohnt.
medianet: Wie definieren Sie die Zielgruppe der Thalheimer- Produkte?
Mateschitz: Eine klare Eingrenzung der Zielgruppe würde dem Wasser und seinen Eigenschaften nicht genügetun. Beispielsweise ist das Thalheimer Heilwasser eine perfekte Ergänzung während und nach dem Sport, da die Bioverfügbarkeit von in Wasser gelösten Mineralstoffen und Spurenelementen um einiges höher ist, als in fester Nahrung oder Nahrungsergänzungsmitteln. Nachdem man Heilwasser nicht ‚überdosieren' kann, ist es ebenso möglich, durch Konsum von Heilwasser seinen täglichen Flüssigkeitsbedarf zu decken.