WIEN. Der Handelsverband drängt auf ein nationales „Anti-Ultra-Fast-Fashion-Gesetz”, um im Onlinehandel ein Level Playing Field sicherzustellen. Vorbild dafür ist Frankreich, wo der Senat am 10. Juni 2025 mit überwältigender Mehrheit einen Gesetzentwurf zur Regulierung von „Ultra Fast-Fashion” verabschiedet hat.
Ziel des Gesetzes ist es, den ökologischen und sozialen Auswirkungen von extrem billig produzierter und schnell konsumierter Mode entgegenzuwirken. Konsumanreize sollen reduziert und ein Bewusstseinswandel bei der jungen Zielgruppe angestoßen werden.
Vorstoß mit Vorbild
Mit der Initiative nach französischem Vorbild ziele man ausdrücklich darauf ab, „Fernost-Plattformen wie Shein, Temu und AliExpress zu regulieren – nicht jedoch europäische Händler und Hersteller mit stationärer Präsenz in Österreich. Im Gegenteil, europäische Unternehmen, die sich bereits seit vielen Jahren mit nachhaltiger Produktion und Kreislaufwirtschaft beschäftigen, müssen durch diese neuen Rahmenbedingungen gestärkt werden”, erklärt Rainer Will, Geschäftsführer des Handelsverbandes, der bereits 2019 eine Wettbewerbsbeschwerde gegen die Plattform Amazon gewann und u.a. die Anfang 2023 in Kraft getretene Plattformhaftung für die korrekte Verpackungsentpflichtung initiiert hatte.
Der französische Gesetzentwurf wird im September in einer parlamentarischen Kommission weiter verhandelt und anschließend der EU-Kommission zur Prüfung vorgelegt. Das finale Gesetz könnte somit noch in diesem Jahr verabschiedet werden. Ultra Fast Fashion ist nach Meinung der Experten und Kritiker in mehrfacher Hinsicht bedenklich: Sie fördert Überkonsum, bedient sich verbotener arbeitsrechtlicher Standards, belastet die Umwelt massiv und gefährdet die Existenz europäischer Modeunternehmen.
„Rund 90 Prozent der auf Fernost-Plattformen angebotenen Produkte entsprechen nicht den geltenden europäischen Normen. Es ist völlig unbegreiflich, warum diese Marktplätze in der EU nicht längst gesperrt wurden. Würde ein österreichischer Händler zu 90 Prozent gesundheitsgefährdende Fake-Produkte verkaufen, müsste er von Amts wegen sofort schließen”, so Will.
„Dramatische Umlenkung”
Infolge der Abschaffung der Zollfreigrenze in den USA per April 2025 wird dort auf jedes China-Paket Zoll sowie eine zusätzliche Bearbeitungsgebühr eingehoben. Das sorgt für Umlenkungseffekte nach Europa, vor denen der HV „bereits vor drei Monaten gewarnt hat”, wie Will erinnert. Entsprechend gelte es, auch in der EU die Zollfreigrenze zeitnah – und nicht wie geplant erst 2028 – abzuschaffen. (red)
