In Kleinhaugsdorf thront der „Familien-Drache”
© Family City
RETAIL Redaktion 10.05.2024

In Kleinhaugsdorf thront der „Familien-Drache”

Ronnie Seunig, Gründer der Excalibur City, und Sohn Roger legen das Schwert weg und wechseln zur Family City.

••• Von Georg Sohler

Der Weg von Wien Richtung Prag via Znojmo ist gewissermaßen eine Zeitreise. Das zeigt schon alleine der Umstieg von der Schnell- auf die Bundesstraße, eine Erinnerung daran, dass diese Grenze entlang des Eisernen Vorhangs jahrzehntelang das Ende der westlichen Welt war. Die Nordautobahn, die Wien, Brünn und Prag verbindet, wurde auf österreichischer Seite erst weit nach Wende und EU-Beitritt Österreichs in Angriff genommen und ist weiter östlich. Umgekehrt ist es eine mehr oder weniger gewollte Zeitreise.

Denn im Jahr 1994 eröffnete Ronny Seunig kurz nach der Grenze bei Kleinhaugsdorf einen Duty-free-Shop. Damals stand das Gelände für billige Zigaretten und sonst noch ein paar Dinge, die es auf der rot-weiß-roten Seite nicht gab. Mit dem EU-Beitritt der Tschechischen Republik 2004 war das aber vorbei. Die Familie Seunig musste sich erstmals neu erfinden.

Aus dem Feuer geboren

Was auf 70 m² mit den damals noch billigeren Zigaretten begonnen hatte, entwickelte sich nämlich rasch. Ein Shoppingcenter, die markante Burg der Excalibur City und sogar ein Flugzeug, bemalt von Erwin Fuchs, zogen mit der Zeit auch Promis an. Sänger Karel Gott, Boxlegende George Foreman und natürlich Falco waren Gäste der Seunigs. Noch heute ist Ronnie für die Privatstiftung von Österreichs einzigem Pop-Weltstar verantwortlich.

Auf die herausfordernde Zeit mit dem Ende von Duty Free folgte 2006 ein Großbrand – kein Grund, aufzuhören, die Seunigs reparierten und bauten aus. 2009 wurde Merlin’s Kinderwelt aus der Taufe gehoben, ab 2011 durch einen Indoor-Spielplatz ergänzt. Neben einem Sportflugplatz gibt es seit den Zehnerjahren auch das Museum. Denn als 2016 die Kinderwelt noch einmal ausgebaut wurde, wurde gleich auch noch das Museum für Wurlitzer und Co. eröffnet. Dieses ist in das Gesamtkonzept integriert und bleibt auch in der nun Family City genannten Erlebniswelt ein Herzstück – Terra Technica bietet auf einer Fläche von 8.500 m² sechs Erlebnissektoren. Auf die Gäste warten rund 950 Jukeboxen, 250 Flipper, historische Spielkonsolen sowie ein Batmobil und Accessoires diverser Superhelden. Eine Zeitreise der Spielkonsolen – von den ersten Nintendos und Commodores bis hin zu den aktuellen Modellen. Seit 2019 gibt es zudem ein modernes Niedrigenergie-Smarthotel, in jedem Zimmer steht dabei eine Jukebox. Genau dort, zwischen Flippern und Jukeboxen, sagte Ronnie Seunig nun am 3. Mai beim Medienevent vor der Geburtstags- und Rebrandingfeier: „Ich bin ein leidenschaftlicher Sammler. Die Jukeboxen standen zuerst nur im Lager herum.” Ein gutes Beispiel, wie hier Ideen entwickelt werden.

Mutig in neue Zeiten

Um „100 Jahre” zu feiern – Seniorchef Ronnie Seunig wurde dieser Tage 60, Filius Roger 40 –, fanden sich am vergangenen Freitag viele Promis zur Feier im Museum ein, der doppelt runde Geburtstag mutierte zum Society-Event. Die folgenden Namen illustrieren, dass die Excalibur City eben nicht in der alten Zeit stehen geblieben ist. Neben langjährigen Szenegrößen wie Moderatorin Vera Russwurm, Bäcker Kurt Mann, Künstler Tim Tom Norden, Sänger Josef Krassnitzer, Schauspieler Albert Fortell, Ex-Justizminister Wolfgang Brandstätter oder Managerin Sonja Klima fanden sich auch aktuelle Promis wie Influencerin Lydia Kelovitz, Mister Austria Alexander Höfler und Modeschöpfer Thang de Hoo ein.

Doch bevor groß gefeiert wurde, erzählten Ronnie und Roger noch anwesenden Medienvertretern, was hinter dem Rebranding von Excalibur zu Family City steht. Anstoßgeber war Roger, sogar während Ronnie in seiner zweiten Heimat Australien verweilte. „Er hat mich mitgerissen”, erzählt Ronnie den Medienvertretern. „Es macht Spaß, der Metamorphose zuzuschauen und wie die Logos nun wie die Schwammerl aus dem Boden schießen.” Bis Ende des Monats wird das abgeschlossen sein, mittlerweile ist man Ausflugsziel. Das Areal der Family City erstreckt sich über 530.000 m². Rund 400 Mitarbeiter sorgen für einen reibungslosen und entspannten Ablauf. Neben 5.000 Gratisparkplätzen, Museum und Spielplätzen gibt es auch einen Streichelzoo, ein Legomuseum und eine Farm.

Angekommen in 2024

Dort soll möglichst viel vom Essen für Gastronomie und Hotellerie herkommen, ein Brunnen, der den Wasserbedarf der Region schonen soll, sowie PV-Anlagen, die Hunderte Megawattstunden Sonnenstrom produzieren, gibt es auch noch. Neue Übernachtungsmöglichkeiten in einem Märchenwald sowie ein Dinopark mit riesigen Urzeitechsen folgen bald.

Initiator Roger nahm sich zwischen Präsentation und Party Zeit, um medianet die Hintergründe zu erläutern. „Es sind in den letzten Jahren Mitbewerber in der Region dazugekommen”, weiß er. „Wir heben uns mit der Family City aber extrem ab, sind ein Ausflugsziel mit Shoppingmöglichkeit.” Viele Gratisangebote, Wellness und Übernachtungsmöglichkeiten – diese Vielfalt bieten nicht alle Einkaufscenter.
Auch das Shoppingcenter wird neu gestaltet. Insgesamt investiert man aktuell 3,5 Mio. €, 1,5 bis 2 Mio. werden in den Dinopark investiert, eine halbe Million in das Shoppingcenter, weitere 300.000 € in die Kinderwelt: „Wir schauen darauf, dass vernünftige und auch leistbare Marken hier sind. Das soll alles bezahlbar bleiben – und wer teure Marken sucht, kann zum Freeport gehen und wird bestens bedient; 75 Shops mit über 200 Marken, von Calvin Klein bis Gucci.” Und man hat noch viel vor. „So lang es uns als Familie Spaß macht, werden wir uns immer entwickeln. Unsere Schubladen sind voll mit Ideen, die noch nicht umgesetzt wurden.” Das sollte, so meint er, für zwei, drei Generationen reichen.

Nie aufhören

Apropos: Die Grenze mag man nicht mehr sehen, vielleicht noch spüren, aber was sind denn so die Unterschiede zwischen den beiden Seiten? Ein Achselzucken ist die Antwort, manches sei eben hier billiger, anderes dort. Zigaretten kosten in Tschechien mittlerweile mehr als in Österreich, bei Dienstleistungen ist es umgekehrt, so ist eben mal das billiger, mal das andere: „Wir suchen Möglichkeiten, analysieren und stellen uns drauf ein. Darum haben wir uns in den letzten 30 Jahren mehrfach neu erfunden.”

Die Sonn- und Feiertagsöffnung und die Wien-Nähe bieten in Kombination mit einem vielfältigen Gastronomieangebot einen zusätzlichen Anreiz, zu kommen. Die nahen Ausflugsziele Znojmo, Retz und die Grenzregion des Weinviertels runden das Angebot ab. Darüber hinaus treffen hier auch noch über 350 km Radwege aufeinander, die Tiere im Streichelzoo leben ein „5-Sterne-Deluxe-Leben”. Somit bringt man aktuell einiges mit, was die Zukunft der Family City absichern dürfte. Knapp vier Mio. Besucher begrüßte man aktuell, vom Vor-Corona-Niveau ist man noch etwas entfernt.

Ab geht die Party

Danach ging es mit dem Feiern los. Gefeiert wurde mit rund 200 Gästen zudem das runde Jubiläum „100 Jahre Familie Seunig”: „Anlässlich meines 60. Geburtstags wird es Zeit, das Zepter endgültig an meinen Sohn Roger zu übergeben. Es freut mich sehr, dass so viele Freunde an diesem für mich sehr emotionalen Tag teilnehmen. Alle, die uns kennen, wissen, dass wir noch für die eine oder andere Schlagzeile sorgen werden. Der Family City gehört die Zukunft”, betonte Ronnie Seunig noch, bevor er gemeinsam mit seinem Sohn als Blues Brothers einen Auftritt hinlegt. Als weiterer Live-Act waren – Stichwort Zukunft – unter anderem die Nachwuchstalente Chiara Alina, Laura del Fiore und Laurena, bekannt aus „Die große Chance” im ORF, zu ­sehen.

Und nach der Party geht es immer weiter. Die Seunigs zeigen sich zuversichtlich, mit den Investitionen sieht man sich für die Zukunft aufgestellt. Es sieht auch mit einem neutralen Auge so aus, als hätten die Betreiber wirklich an so gut wie alles gedacht, was es 2024 so braucht. Und ein Versprechen gibt es abschließend auch noch: „Wir wollten es immer so haben, dass es nicht nur Dinge gibt, für die man bezahlen muss.”

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