WIEN. Österreichs Energiewirtschaft wehrte sich jüngst gegen die Anschuldigungen bezüglich Preistreiberei und Beitrag zur Inflation – und sieht die Ursachen für den jüngsten Preisanstieg vor allem im Auslaufen staatlicher Unterstützungsmaßnahmen wie der Stromkostenbremse. Die Interessenvertretung der E-Wirtschaft betont, dass Strom im September nur rund 0,7 Prozentpunkte zur Gesamtinflation beigetragen habe und der Energieanteil im Lebensmittelhandel bei etwa zwei Prozent des Verkaufserlöses liege. Als stärker preistreibend nennt sie die hohe Marktkonzentration im heimischen Lebensmitteleinzelhandel.
Komplexe Zusammenhänge
Der Handelsverband sieht die Situation indes differenzierter. Demnach sei Energie laut Wifo seit Jänner 2025 der wichtigste Treiber der Teuerung. Während Energiepreise im Euroraum inflationsdämpfend wirken, treiben sie in Österreich die Preise hoch. Auch laut Statistik Austria verteuerte sich Strom im September gegenüber dem Vorjahr um satte 35,9% und erhöhte damit die Inflation um 0,7 Prozentpunkte. Nahrungsmittel stiegen im Vergleich lediglich um 3,1%, ihr Einfluss lag bei 0,32 Prozentpunkten.
Hohe Großhandelspreise
Der Handelsverband bestreitet im Kontext nicht, dass der Wegfall von Fördermaßnahmen zur Preissteigerung beigetragen hat. Er weist jedoch darauf hin, dass die Großhandelspreise für Strom weiterhin rund doppelt so hoch sind wie zu Jahresbeginn 2021. „Die hohen Energiekosten schaden unserer Volkswirtschaft in allen Stufen der Wertschöpfungskette“, erklärt Geschäftsführer Rainer Will. „Das beginnt bei der landwirtschaftlichen Erzeugung, reicht über Verarbeitung, Transport und Lagerung bis zu den Filialen. Wer behauptet, der Energieanteil am Lebensmittelpreis liege nur bei zwei Prozent, greift zu kurz.“ Die hohen Strompreise belasten laut Handelsverband auch die Konsumstimmung: Im August sanken die realen Umsätze im Lebensmittelhandel um 2,5%, im Non-Food-Bereich um zwei Prozent.
Drehschraube Netzentgelt
Angesichts der zweithöchsten Netzentgelte Europas fordert der Handelsverband für ein neues Elektrizitätswirtschaftsgesetz, auf zusätzliche Belastungen zu verzichten. „Jetzt ist Entlastung das Gebot der Stunde“, so Will. Eine Senkung der Elektrizitätsabgabe von 1,5 Cent/kWh auf den EU-Mindestsatz könnte Haushalte um bis zu 280 Mio. € und Unternehmen um bis zu 410 Mio. € jährlich entlasten. (red)
Life Science-Gipfel
Mit einem Jahresumsatz von 22,7 Mrd. €, über 49.000 Beschäftigten und mehr als 750 Organisationen zählt Wiens wachsende Life Sciences-Branche zu den führenden in Europa. Vergangene
