KastlGreissler denkt auch „outside the Box”
Neue Wege 2020 gründete Christoph Mayer das Franchise-system KastlGreissler, zwei Jahre später hält man bei 20 „Kistln” – nun findet das Konzept erweiterte Anwendung.
RETAIL Redaktion 07.10.2022

KastlGreissler denkt auch „outside the Box”

Erstmals wurde für das Nahversorgerkonzept ein Leerstand revitalisiert. Auch ein erster Vollholz-Standort ist geplant.

••• Von Paul Hafner

Am 3. Oktober 2020 beschritt Tulbing im Tullnerfeld „neue Wege der Nahversorgung”, wie es deren damaliger Bürgermeister Thomas Buder formulierte. Die 3.200-Einwohnergemeinde wurde als Pilotstandort für das Nahversorgungs-Start-up „Kastl­Greissler” ausgewählt – und mit einem Selbstbedienungscontainer, einem „Kastl”, ausgestattet, das auf kleinstem Raum – 15 m² – rund 450 Lebensmittel und Artikel des täglichen Gebrauchs umfasst. Bezahlt wird via Self-Scanning und je nach Wahl mit Bankomatkarte oder bar (via Einwurfschlitz, ohne Retourgeld).

Zwei Jahre später ist die Zahl der Kastl auf 20 angewachsen, das Franchise-Konzept in vier Bundesländern – Niederösterreich, Burgenland, (Ost-)Tirol und Kärnten – präsent und darüber hinaus als „Kistenkrämer” auch zwei Mal in Bayern zu finden; das Konzept hat sich etabliert und funktioniert, auch wenn sich das Expansionstempo nach einem fulminanten Jahr 2021 (und wachsenden Umsätzen der bestehenden Standorte) 2022 krisenbedingt stark eingebremst hat.
Nach längerer Verschnaufpause lässt der KastlGreissler nun mit einer Konzepterweiterung aufhorchen: In Payerbach (Bezirk Neunkirchen) eröffnete Standort Nummer 21 – allerdings nicht wie bisher in einem eigens aufgestellten Container, sondern in einem leer stehenden Geschäftslokal untergebracht.

Ehemalige Trafik umgebaut

„Unser gesamtes Konzept ist auf größtmöglicher Flexibilität aufgebaut”, holt Christoph Mayer, Gründer und Geschäftsführer KastlGreissler, anlässlich der Eröffnung in Payerbach aus. „Wir haben in jedem unserer Shops ein flexibles, weil größtenteils regionales Sortiment. Unsere KastlGreissler und -Greisslerinnen können passend zu ihren Lebenssituationen und ihrem beruflichem Status einen, zwei oder eine ganze Reihe von Shops betreiben. Wer sich für die Container-Lösung entscheidet, hat die Möglichkeit, seinen Standort bei Bedarf neu zu wählen und zu verlegen. Wir sind dabei jedoch auch offen für neue Lösungen: Mit dem neuen Standort in Payerbach zeigen wir, dass sich unser Konzept hervorragend für leer stehende Ladenlokale – wie es sie in Dorfzentren oft gibt – adaptieren lässt.”

Bei der Leerstandsrevitalisierung in Payerbach handelt es sich um ein lange Zeit ungenutztes Gebäude der ehemaligen örtlichen Trafik; Ladenbau, Ausstattung und Außengestaltung seien von KastlGreissler „innerhalb kürzester Zeit vom Container auf das Gebäude adaptiert” worden, so Mayer.
Im Vergleich zur Container-Lösung steht der Franchisenehmerin Manuela Grabherr-Gappmayer mit rund 20 m² etwas mehr Platz zur Verfügung, das Sortiment umspannt 500 Produkte. Als Betreiberin und Küchenchefin des im Höllental gelegenen Weichtalhauses nutzt die Neo-KastlGreisslerin Synergien – und bietet im neuen Geschäft auch frische und hausgemachte Fertiggerichte an.

Lokales Sortiment

Über die Eröffnungsfeier samt Festakt hinaus lädt Grabherr-Gappmayer im Oktober und November zu weiteren Markttagen, um die Bevölkerung mit dem neuen Konzept vertraut zu machen; neben der Betreiberin sollen dort auch verschiedene Lieferanten vor Ort sein.

Apropos Lieferanten: Dem KastlGreissler-Konzept – und dem Motto „Nah an der Kundschaft, nah an der Bäuerin und dem Bauern” – entsprechend finden sich in sämtlichen Kastl-Greissler-Standorten überwiegend Produkte aus der Region und unmittelbaren Umgebung.
Überwiegend ist hierbei wörtlich zu nehmend, wie Mayer erklärt: „Mindestens 50 Prozent – oftmals sogar deutlich mehr – der im Kastl angebotenen Produkte stammen aus dem direkten Umkreis von maximal 40 Kilometern von regionalen Landwirtschaftsbetrieben und Manufakturen” – das sei eine der Grundvoraussetzungen, um KastlGreissler werden zu können. Die zweite: Die Franchisenehmer müssen in ihren Geschäften ein Komplettsortiment anbieten.

Nahversorgung gesichert

Den Anstoß für die Eröffnung des KastlGreisslers hatte übrigens die Schließung der örtlichen Spar-Filiale im Sommer 2021 gegeben; nach einigen Monaten der Unsicherheit fiel schließlich die Entscheidung seitens des Gemeinderats, die ehemalige Trafik um 36.000 € zu erwerben, was den Weg für die Unterbringung des KastlGreisslers ebnete.

Auf medianet-Nachfrage verrät Mayer, dass im Herbst – neben einem dritten KistenKrämer im oberpfälzischen Hagelstadt – auch hierzulande zwei weitere KastlGreissler-Eröffnungen fix eingeplant sind, nämlich in Hornstein im Burgenland und Lienz in Osttirol. Zweiterer sei „besonders hervorzuheben, weil es der allererste KastlGreissler aus Vollholz sein wird. Wir freuen uns sehr darüber, dass wir unser Konzept auch in diese Richtung weiterentwickeln konnten, sodass unseren Franchisenehmerinnen und -nehmern nun die unterschiedlichsten Varianten – Container, Holzausführung oder Nutzung leer stehender Geschäftsflächen – zur Verfügung stehen.”

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