Kaufkraft: Talsohle ist durchschritten
© dpa/Marc Müller
RETAIL Redaktion 06.06.2025

Kaufkraft: Talsohle ist durchschritten

Die Österreicher haben real wieder mehr im Börserl. Große Differenzen gibt es innerhalb der Haupstadtbezirke.

WIEN. Nach Jahren inflationärer Belastung gibt es 2025 laut einer aktuellen RegioData-Erhebung wieder Grund zur Zuversicht: Die jüngst publizierte Studie „Kaufkraft Europa” zeigt ein kräftiges Plus bei der Kaufkraft in Österreich – und zwar nominell um durchschnittlich fast fünf Prozent mehr als im Vorjahr. Damit ist „die Talsohle durchschritten” , wie die Studienautoren folgern.

Besonders auffällig ist demnach der Strukturwandel in der regionalen Verteilung des Wohlstands: Während die Städte nur moderate Zuwächse verzeichnen, holen viele ländliche Bezirke auf und weisen teils beträchtliche Steigerungsraten auf.

Stabile reale Zuwächse

Die Kaufkraft in Österreich – sämtliche Einkünfte einer Person abzüglich Steuern, Sozialversicherung und anderer Zwangsabgaben – hat sich über die letzten zehn Jahre insgesamt positiv entwickelt: Während im Jahr 2014 jedem Einwohner im Schnitt knapp 20.400 € zur Verfügung standen, lag dieser Wert 2024 bereits bei etwa 28.000 € – ein Anstieg von rund 40%. Trotz Krisen wie der Pandemie blieb das verfügbare Einkommen langfristig stabil.

Auch inflationsbereinigt verzeichnete die Kaufkraft seit 2016 Zuwächse von bis zu vier Prozent pro Jahr, bis sie 2020 infolge der Pandemie erstmals rückläufig war (minus zwei Prozent gegenüber dem Vorjahr). In den Hochinflationsjahren 2022 und 2023 konnten die nominellen Einkommenszuwächse die Preissteigerungen nicht vollständig kompensieren – es kam also zu realen Einkommensverlusten.
2024 markierte die Wende: Der Zuwachs der Kaufkraft übertraf mit knapp sieben Prozent wieder deutlich die Inflationsrate. Für 2025 bleibt die Prognose positiv: Die Inflation sinkt voraussichtlich auf unter drei Prozent, während die reale Kaufkraft weiter steigen soll.

Wohlstandsgefälle in Wien

Regional offenbaren sich indes Diskrepanzen: Salzburg führt aktuell das Bundesländer-Ranking der Pro-Kopf-Kaufkraft an und überholt damit erstmals auch den bisherigen Spitzenreiter Niederösterreich. Mit 29.814 € liegt Salzburg knapp vor Niederösterreich (29.587 €) und Oberösterreich (29.035 €).

Wien verzeichnet eine vergleichsweise schwache Entwicklung: 2014 noch leicht über dem Bundesschnitt, fällt die Hauptstadt 2024 – relativ gesehen – auf 27.326 € zurück, rund 1.000 € unter dem Österreichdurchschnitt von etwa 28.400 €. Pikant: Die durchschnittliche Kaufkraft im 1. Bezirk ist fast doppelt so hoch (44.686 €) wie im 15. Bezirk (22.600 €). (red)

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