„LEH und Gastro haben denselben Stellenwert“
© Eckes-Granini Austria
Sandra Grünberger
RETAIL Redaktion 07.11.2025

„LEH und Gastro haben denselben Stellenwert“

Sandra Grünberger, Head of Marketing bei Eckes-Granini Austria, sieht auch im On-the-Go-Bereich viel Potenzial.

••• Von Oliver Jonke  und Paul Hafner

Seit bald 25 Jahren ist die deutsche Eckes-Granini Group mit einer eigenen Tochtergesellschaft in Österreich vertreten. Die Eckes-Granini Austria hat ihren Firmensitz im oberösterreichischen St. Florian (unweit von Linz) und beschäftigt rund 40 Mitarbeiter. medianet-Herausgeber Oliver Jonke sprach mit Sandra Grünberger, Head of Marketing von Eckes-Granini Austria, über die Drei-Marken-Strategie des Unternehmens, Produktinnovationen sowie gegenwärtige Herausforderungen der Branche.

medianet: Frau Grünberger, Sie sind vor drei Jahren zu Eckes-Granini Austria gekommen und haben dort seit zwei Jahren eine Doppelrolle inne. Wie sieht diese aus?
Sandra Grünberger: Ich verantworte das Marketing von Eckes-Granini Österreich und leite gleichzeitig die strategische Führung der Fruchtsirupmarke YO auf europäischer Ebene. Diese Doppelrolle ist sehr spannend, weil ich einerseits sehr nah am österreichischen Markt bin und andererseits an der länderübergreifenden Weiterentwicklung von YO arbeite.

medianet: Welche Marken gehören noch zum Portfolio von Eckes-Granini in Österreich?
Grünberger: Wir haben das Glück, dass wir hierzulande im Prinzip drei strategische Marken im Portfolio haben, die alle in jeweils unterschiedlichen Segmenten stark sind. Da ist zunächst – wie angesprochen – YO, die mit Abstand führende Sirupmarke des Landes, die 2024 ein besonders erfolgreiches Jahr hinter sich gebracht hat und auch 2025 stark performt. YO weckt bei vielen Kindheitserinnerungen und steht für Geschmack, Individualität und Spaß im Alltag. Dann haben wir als zweite große Marke Pago, die wohl bekannteste Fruchtsaftmarke des Landes, deren Name oft als Synonym für Fruchtsaft generell verwendet wird. In den vergangenen Jahren lag der Fokus stark auf der Gastronomie, nun wollen wir mit der neuen Subrange ‚Pago fruchtig‘ auch im Handel wieder voll durchstarten. Und dann haben wir mit hohes C noch die Gesundheits- und Wohlbefindenmarke im Fruchtsaftbereich schlechthin im Portfolio. hohes C hat eine ganz eigene, in meinen Augen einzigartige Positionierung, spricht eine eigene Zielgruppe an, und ist stark auf den Handel ausgerichtet.

medianet: Eine Rückkehr der Marke Granini in den österreichischen Lebensmittelhandel ist auch weiterhin kein Thema?
Grünberger: Aktuell nicht. Das ist eine bewusste strategische Entscheidung – in Österreich konzentrieren wir uns auf Pago und hohes C. In Märkten wie Deutschland, Frankreich oder Spanien ist Granini hingegen nach wie vor sehr stark. Dort ist Pago aber deutlich schwächer – wir vermeiden also eine gegenseitige Kannibalisierung. Wir haben uns gesagt: Wir stärken weiterhin die Marke Pago und dann schauen wir, ob es mittel- oder langfristig Sinn macht, dass wir die Marke Granini wieder auf den österreichischen Markt bringen – falls wir etwa den Eindruck gewinnen sollten, dass wir damit Bedürfnisse von Konsumenten abdecken können, die wir mit unseren anderen Marken nicht abdecken.

medianet: Sie haben die unterschiedliche strategische Ausrichtung der drei Marken erwähnt. Wie konkret unterscheiden sich die Zielgruppen?
Grünberger: Bei YO sprechen wir eine sehr breite Zielgruppe an – Familien genauso wie junge Erwachsene. Viele kennen den Sirup aus der Kindheit, aber wir merken, dass vor allem junge Konsumentinnen und Konsumenten YO für sich neu entdecken. Sie wollen Abwechslung, Leichtigkeit und selbst bestimmen, wie intensiv der Geschmack sein soll – aber gleichzeitig auf ihr Wohlbefinden schauen. Das Segment ‚ohne Zucker‘ wächst dabei seit Jahren zweistellig. Pago hingegen steht für den kleinen Genussmoment – zu Hause oder in der Gastronomie. Mit ihrer ikonischen 0,2-l-Flasche steht die Marke Pago für besondere Momente – und gleichzeitig auch für Qualität. Rund 70 Prozent unserer Konsumentinnen und Konsumenten trinken Pago gespritzt, nur wenige pur. hohes C wiederum richtet sich an Menschen, die auf ihr Wohlbefinden achten, ohne sich übermäßig mit Gesundheitsprodukten zu identifizieren. Es geht um Unterstützung im Alltag – Vitamine, Geschmack und Natürlichkeit in Balance.

medianet: Das Pago-Sortiment ist besonders umfangreich: Im 0,2-l-Format gibt es laut Website aktuell 16 Sorten, darunter Spezialitäten wie Zwetschke und Drachenfrucht-Guave. Welche der Sorten sind denn besondere Kassenschlager?
Grünberger: Im Handel bilden Marille, Erdbeere, Johannisbeere und ACE traditionell die Top 4. In unserem vor einem Jahr neu gelaunchten Webshop ist die von Ihnen angesprochene Sorte Zwetschke das mit Abstand stärkste Produkt.

medianet: Kommen wir von einer urösterreichischen Marke – Pago, 1888 von den Brüdern Franz und Jakob Pagitz in Klagenfurt gegründet – zur nächsten: YO, das steht für die 1936 gegründete ‚Ybbstaler Obstverwertung‘, die anfänglich vorrangig Säfte und Most herstellte – heute werden unter der ­Marke Fruchtsirupe, sowohl mit als auch ohne Zucker, vertrieben.
Grünberger: Für YO waren 2024 und auch 2025 absolute Highlightjahre – der Launch der zuckerfreien Sorte „Pink Paradise“ mit Pink Apple und Drachenfrucht hat den Nerv der jungen Zielgruppe getroffen. Dieser Sirup mit seiner satten pinken Farbe ist ein einzigartiger Hingucker im Regal, da ist die Nachfrage durch die Decke gegangen und hat auch dazu beigetragen, dass wir unseren Marktanteil weiter ausbauen konnten. Das passt auch gut zum allgemeinen Trend zu weniger Zucker: Produkte mit reduziertem Zuckeranteil oder eben ganz ohne Zucker legen seit drei, vier Jahren kontinuierlich zweistellig zu. Das wird immer mehr.

medianet: Welche Produktlancierungen sind für 2025 angedacht?
Grünberger: Im Frühjahr haben wir bereits hohes C All-in-One und hohes C Vitamin Water eingeführt. Letzteres ist ein mild prickelndes Wasser mit neun Prozent Fruchtgehalt, ganz ohne künstliche Süßstoffe. Jetzt im Herbst folgt ein regelrechtes Launch-Feuerwerk: Die neue Subrange ‚Pago fruchtig‘ habe ich ja bereits erwähnt – da umfasst das Sortiment acht der beliebtesten Pago-Sorten, die wir erstmals im 1-l-Tetrapack auf den Markt bringen. Damit bedienen wir einerseits den Handel, andererseits auch Gastronomiepartner, die ein praktisches Gebinde und einen attraktiven Preispunkt suchen.
Bei hohes C verabschieden wir uns nach vielen Jahren von der klassischen braunen Flasche. Die Marke bekommt ein modernes Gesicht: transparente, zylindrische Flaschen in 0,25 l für den On-the-go-Bereich und 0,75 l für den Konsum zu Hause. Natürlich bleibt die bewährte hohe Qualität unverändert. Besonders freut mich, dass wir diese neuen Gebinde erstmals in Österreich produzieren werden. Und noch einmal zurück zu YO: Da gehen wir erstmals in die Gastronomie – mit zwei Sorten Homemade Lemonade, Ingwer-Zitrone und Rosenblüte-Traube, in der bekannten 0,7-l-Flasche. Dazu gibt es eigens entwickelte Dosierpumpen für die einfache Anwendung an der Bar.

medianet: Welche Vertriebskanäle abseits von Handel und Gastronomie sind für Eckes-Granini Austria noch relevant?
Grünberger: Für uns als Eckes Granini sind sowohl der Handel als auch die Gastronomie gleichwertig relevant, insbesondere für Pago ist aus der Historie heraus die Gastronomie sehr wichtig. Für die Zukunft sehen wir großes Potenzial im On-the-go-Bereich – von Systemgastronomie über Bäckereien bis hin zu Vending-Lösungen, also alles, was schnelle, mobile Konsum-situationen betrifft.

medianet: Abseits von Chancen und Potenzialen, die sich der Getränke- und Lebensmittelindustrie eröffnen, stellen sich ihr auch einige Herausforderungen – welche betreffen Eckes-Granini Austria am meisten?
Grünberger: Ich glaube, dass uns das Thema Rohstoffpreise noch weiter beschäftigen wird – 2024 war ja das Jahr der sogenannten Orangenkrise: Durch die Greening-Krankheit, die weltweit Orangenplantagen befallen hat, war plötzlich kaum mehr Rohware verfügbar – der Preis hat sich stellenweise vervierfacht. Wir befinden uns mit den Früchten in einem Umfeld von volatilen Rohstoffmärkten, dies wird sich auch nicht ändern. Hinzu kommen die Folgen des Klimawandels und weltpolitische Ereignisse wie der Krieg in der Ukraine, der sich etwa deutlich auf die Zuckerpreise ausgewirkt hat. Solche Faktoren werden keine einmalige Ausnahme bleiben, sondern Teil unseres Alltags als Hersteller. Umso wichtiger ist es, flexibel zu agieren – in der Beschaffung, in der Produktentwicklung und in der Markenführung. Gleichzeitig sehen wir es als unsere zentrale Aufgabe, das sich wandelnde Konsumverhalten genau zu beobachten und mit unseren Marken gezielt darauf zu reagieren.

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