Mehr als Briefe: Wie die Post wächst
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Walter Oblin, Österreichische Post AG
RETAIL Chris radda 21.11.2025

Mehr als Briefe: Wie die Post wächst

Die Zukunft kommt per Zustellung: Post-Chef Walter Oblin im Gespräch mit medianet-Herausgeber Chris Radda.

Die Österreichische Post steht mitten in einer Phase des Wandels. Digitalisierung, neue Märkte und wachsende Ansprüche der Kunden prägen den Kurs, den Generaldirektor Walter Oblin seit rund einem Jahr vorgibt. Im Gespräch mit medianet-Herausgeber Chris Radda spricht Oblin über Erfolge, Strategien und die Zukunft des Unternehmens.

Klare Offensivstrategie
„Es war ein spannendes, turbulentes Jahr“, sagt Oblin. „Wir haben mit 150 Führungskräften eine offensive Wachstumsstrategie entwickelt und zentrale Eckpfeiler bereits umgesetzt.“ Dazu zählen 1.500 neue Selbstbedienungsstationen, die Einführung der Sonntagszustellung sowie ein deutlicher Ausbau der Elektromobilität – bis Jahresende sollen mehr als 5.000 E-Fahrzeuge im Einsatz sein. Auch international sei die Post aktiv: „Wir haben Projekte in Aserbaidschan, Georgien und Usbekistan gestartet.“

Trotz eines schwierigen Umfelds zeige das Unternehmen Stabilität: „Wir sind im dritten Jahr der Rezession weiterhin profitabel und sichern 20.000 Arbeitsplätze in Österreich“, bestätigt Oblin.

Mit einem Umsatz von 3,1 Mrd. Euro, 14 Märkten und täglich rund 150 Millionen erreichten Menschen ist die Österreichische Post AG ein führender Post-, Logistik- und Dienstleistungskonzern. „Wir beschäftigen international knapp 30.000 Mitarbeitende, in Österreich rund 20.000“, so der Post-Chef.

Mehr als nur die Post
Zentraler Bestandteil seiner Amtszeit war die Einführung einer neuen Unternehmensstrategie. Ziel sei es, den Umsatz bis 2030 auf vier Mrd. Euro zu steigern – was dann einem Plus von rund 25% entsprechen würde.

„Wir wollen mehr sein als nur die Post in Österreich. Unser Ziel ist, ein Grundversorger für wesentliche Dienstleistungen des Alltags zu werden“, erklärt Oblin. Neben Brief- und Paketservices umfasst das auch Finanzdienstleistungen über die Bank99 und Telekommunikationsangebote ab 2026.

Als zweite Stoßrichtung der Post-Strategie nennt er den E-Commerce: „Das ist unser Wachstumsmotor. Wir wollen in Österreich, Osteuropa und der Türkei führender Partner für Versender sein.“

Die dritte Säule ist operative Exzellenz: ein integriertes Angebot, Effizienzsteigerung und der konsequente Einsatz neuer Technologien. „Wir beschäftigen über 1.100 IT-Fachkräfte – unsere gesamte Logistikkette ist digitalisiert“, berichtet Oblin.

Bezüglich des Rückgangs im Briefgeschäft und regulatorische Eingriffe im Paketmarkt bleibt Oblin indes optimistisch: „E-Commerce wächst global weiter. Natürlich gibt es Herausforderungen durch internationale Giganten, aber auch Chancen für regionale Anbieter. Wir wollen Partner für alle sein, die im österreichischen Markt mitspielen.“

Näher am Kunden
Auch die Nähe zum Kunden bleibt ein Kernpunkt. Die Selbstbedienungsoffensive bringe die Post näher an die Menschen. „Wir haben den Claim ‚Immer da, wenn du uns brauchst‘ eingeführt. 32 Millionen Sendungen wurden 2024 über SB-Stationen abgewickelt – heuer werden es zehn bis 15 Prozent mehr sein.“

Trotz Rezession und Kaufzurückhaltung blickt Oblin zuversichtlich nach vorn: „Wir investieren 150 Millionen Euro in Ausbau, IT und Technologie. Wichtig ist, Optimismus zu zeigen – nicht Zweckoptimismus, sondern den Willen, jeden Tag besser zu werden.“

Das Auslandsgeschäft spiele dabei eine entscheidende Rolle. „Die Türkei und die Region Osteuropa bieten ein deutlich höheres Wachstumspotenzial. Dort entstehen neue Partnerschaften, etwa in Aserbaidschan oder im Irak“, erklärt Oblin. „Wir sind Partner für internationale E-Commerce-Plattformen, die regional denken. Das gibt uns Relevanz.“

Kreative Mitarbeiter
Innovationen im Sinne von Leichtigkeit gibt es aktuell mit den Krypto-Briefmarken und dem geplanten Postler-Emoji. Oblin: „Ja, unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind kreativ. Wir fanden, ein Emoji für Postler fehlt – und tatsächlich wurde unser Vorschlag beim Weltpost-Kongress positiv aufgenommen.“

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