Neue Einkaufserlebnisse und viel mehr Effizienz
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RETAIL Redaktion 07.02.2025

Neue Einkaufserlebnisse und viel mehr Effizienz

Ob in der Logistik und Supply Chain oder beim Checkout: Künstliche Intelligenz verändert den Handel nachhaltig.

••• Von Paul Hafner

Künstliche Intelligenz im Handel ist ein großes Thema, wird aber häufig mehr mit Zukunftserwartungen als seinen gegenwärtigen Anwendungsgebieten verbunden. Dabei ist sie schon heute „in vielen Bereichen unverzichtbar und hilft, Prozesse effizienter zu gestalten und das Einkaufserlebnis zu verbessern”, wie Elaheh Momeni, Co-Gründerin und CTO des Wiener Softwareentwicklers eMentalist und KI-Expertin, im Gespräch mit medianet erklärt.

Während „KI-gestützte Produktempfehlungen, die auf individuelle Kundenbedürfnisse abgestimmt sind”, sowie „KI-Modelle für Bedarfsprognosen zwecks Vermeidung von Überbeständen und Engpässen” zu den prominentesten Beispielen zählen dürften, gilt etwa „Dynamic Pricing, bei dem Verkaufspreise in Echtzeit an Nachfrage und Markentwicklung anpasst werden”, im heimischen LEH (noch) als Tabuthema – das unterstreicht auch eine IHaM-Studie vom vergangenen Herbst, laut der rund 70% der Konsumenten (und 84% der Über-55-Jährigen)die dynamische Preisgestaltung ablehnen.
Augenscheinlich größer ist die Akzeptanz gegenüber den anfangs noch sehr skeptisch beäugten „Self-Checkout-Systemen, wie sie etwa im Lebensmittelhandel, bei Ikea und bei dm zum Einsatz kommen”; Chatbots und Sprachassistenten für den direkten Kundenkontakt – wie sie etwa von MediaMarkt genutzt werden – wiederum haben zwar keinen guten Ruf, dürften sich in der Praxis aber zunehmend bewähren.

Österreich hat Aufholbedarf

„Ein weiterer wichtiger Einsatzbereich ist die Integration von Omnichannel-Strategien, die den Übergang zwischen Online- und Offline-Handel nahtlos gestalten. So können Kunden kanalübergreifend einheitliche Einkaufserlebnisse genießen”, erklärt Momeni. Letzten Endes würden viele Anwendungsgebiete – nicht zuletzt KI-gestützte Systeme zur Lieferkettenüberwachung und automatisierten Nachschubplanung – „den Handel widerstandsfähiger machen”. Generell komme Big Data und KI bereits heute eine Schlüsselrolle „zu mehr Effizienz und langfristiger Wettbewerbsfähigkeit” zu.

Unterstützt durch Initiativen wie die „AI Mission Austria” und Forschungseinrichtungen wie das Austrian Institute of Technology (AIT) würde der heimische Handel zwar Fortschritte bei der Integration von KI machen, „dennoch bleibt ihr Einsatz etwa bei Chatbots, personalisierten Empfehlungen und Bedarfsprognosen, überschaubar. Im Vergleich zu Deutschland hinkt Österreich hinterher.”
Auf internationaler Ebene engagiere sich Österreich zwar in Programmen wie Horizon Europe – dem zentralen Förderprogramm der EU für Forschung und Innovation –, bleibe jedoch „hinter größeren Volkswirtschaften wie Frankreich oder Deutschland zurück. Kleinere Länder wie Estland oder Finnland wiederum überzeugen mit klaren Strategien und konsequenter Integration.” Um international wettbewerbsfähig zu bleiben, müssten die Händler demnach verstärkt in KI-Lösungen investieren. „Ein Fokus auf Big Data, Smart Stores und Omnichannel-Strategien könnte Österreich dabei helfen, die Lücke zu führenden Märkten zu schließen”, so Momeni.

Gut für die Umwelt

Angetrieben durch den Hype um ChatGPT Ende 2022, der „die Wahrnehmung und Akzeptanz von KI im Handel entscheidend geprägt”, „eine breite Öffentlichkeit auf die Potenziale von KI aufmerksam gemacht” und schließlich die KI-Durchdringung „erheblich beschleunigt” habe, sei nun eine Dynamik gegeben, die große Sprünge ermögliche: „Künstliche Intelligenz wird den Handel in den kommenden Jahren grundlegend verändern – mit Fokus auf innovative Einkaufserlebnisse und höhere Effizienz”, ist Momeni überzeugt – und verweist dabei speziell auf die Bereiche Logistik und Supply Chain Management (etwa in Form von autonomen Robotern für effizientere Lagerungsprozesse).

Gut für die Umwelt

Großes Potenzial ortet Momeni auch dort, wo sich Technologie und Nachhaltigkeit treffen. Smarte Prozesse wie energie­effiziente Logistiklösungen oder automatisierte Recyclingmethoden, aber auch die „virtuelle Umkleidekabine” (die belegtermaßen Retourenquoten senkt) würden nicht nur wirtschaftliche Vorteile schaffen, sondern seien überdies gut für die Umwelt: „KI macht den Handel effizienter, nachhaltiger und noch kundenorientierter – eine Entwicklung, die den gesamten Sektor prägen wird.”

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