Es ist der vorläufige und nicht geplante Höhepunkt in der Schlumberger-Karriere von Florian Czink. Er wird CEO, nachdem CSO und Geschäftsführungssprecher Eugen Lamprecht das Unternehmen Ende September auf eigenen Wunsch verlassen hatte. Seinen Weg in die leitende Funktion beschreibt er mit Demut: „Ich kam im Alter von 24 Jahren als Junior Brand Manager zum Unternehmen und habe in diesen zwei Jahrzehnten versucht, meinen Job gut zu machen.“ Im Zuge der letzten 20 Jahre bekleidete er verschiedene Positionen, im Brand-Management, Key Accounting, Vertrieb oder Marketing. Als Chief Marketing Officer und Co-Geschäftsführer der Tochtergesellschaft Top Spirit verantwortete er zuletzt unter anderem die Markenführung der Traditionsmarken Schlumberger, Hochriegl, Goldeck und Mozart, das nationale Distributionsgeschäft sowie den Ausbau des Bereichs „New Business Development“. Als neuer CEO trägt er die Gesamtverantwortung für das Österreich-Geschäft. Ihm zur Seite stehen mit 1. Oktober Anne Glatz (Vertrieb) und Nicole Cappato (Marketing), die in das Management-Team aufrücken. Im Gespräch mit medianet beweist Czink Offenheit und Mut, denn die Großwetterlage könnte einfacher sein.
Das Big Picture
Der verheiratete Vater zweier Kinder hat im Zuge seiner Tätigkeit für Schlumberger bzw. die Tochtergesellschaft diese von der Pike auf kennengelernt. Er betont: „Das hier ist eine besondere Firma in einer besonderen Branche.“ Das in all den Jahren erworbene, umfassende Wissen wird er brauchen, vor allem in den Bereichen Marktbearbeitungsstrategie, Digitales inklusive KI-Anwendungen sowie kontinuierlicher Innovation, um auch weiterhin erfolgreich wirtschaften zu können. Denn der Schaumweinmarkt entwickelte sich viele Jahre gut, seit geraumer Zeit ist das aber nicht mehr der Fall. Inflation, hohe Kollektivvertragsabschlüsse, die allgemeine Teuerung – die gesamte Wirtschaft ist davon betroffen: „Wir haben uns schon erhofft, dass es nach den letzten schwierigen Jahren früher bergauf geht – aber umgekehrt ist das vierte Quartal mit Abstand das stärkste, rund 50 Prozent unserer Produkte werden dann verkauft. 2025 kann also noch positiv werden“, so Czink. Neben dieser allgemeinen Lage sehen sich Hersteller alkoholischer Getränke noch mit einer Reihe Branchen-exklusiver Themen konfrontiert.
Branchenthemen
Denn mehr Gesundheitsbewusstsein und (dazu passend) weniger Alkoholkonsum beschäftigen nicht nur Schaumweinhersteller. Dazu kommt, dass man den „Trend alkoholfrei noch nicht abbilden“ kann. Nicht einmal bei den Bierbrauern können alkoholfreie Getränke den Rückgang kompensieren, die Marke Schlumberger hat noch kein entsprechendes Angebot. Hierbei geht es um Geschmack, was ja auch die Bierbranche lange vor Herausforderungen stellte: „Wir beschäftigen uns seit eineinhalb Jahren intensiv mit dem Thema, sehen AF-Sekt bei Schlumberger aber noch nicht so weit, dass er unseren Ansprüchen entspricht – wir wollen aber den mit Abstand besten alkoholfreien Sekt auf den Markt bringen.“
Den Schaumwein heutzutage in die Einkaufskörbe zu bringen, ist aufgrund verschiedener Punkte nicht so einfach. Während der Konsument im Hinblick auf Wein sehr gern auf heimische Produkte setzt, ist das beim Sprudel nicht so. Zwei Beispiele dazu: Prosecco bietet der Handel gern in 1+1-Aktionen an; Speisekarten führen das italienische Erzeugnis und dann sofort Champagner, aber eben seltener heimischen Sekt. „Der Handel promoted, was der Konsument möchte“, lautet seine leicht lapidar wirkende Analyse dazu. Die Industrie sei da in einer eher schwachen Position. Die Gastronomie überlegt sich ebenfalls genau, was auf die Karte kommt, ist man dort doch vom 2019er-Niveau noch entfernt. All dies verlangt eine kluge Reaktion.
Challenge accepted
Zunächst eine Einordnung zur aktuellen Lage: „So etwas habe ich in den letzten 20 Jahren nicht erlebt. Der Markt ist rückläufig, gleichzeitig steigen die Kosten – aus der Logik unserer Wirtschaft heraus müssen wir aber jedes Jahr wachsen. Wenn der Markt das Wachstum nicht hergibt, gerät er in eine Schieflage.“ Jedermann könne in der Zeitung lesen, wie schwer sich Firmen tun und „dass es einen erwischt hat. Das ist schon ein Fingerzeig an die Politik, dass es sich bald nicht mehr ausgeht und es dann nicht mehr nur kleine Unternehmen trifft.“ Der erste Schritt, dieser Gemengelage zu begegnen, beginnt im Kopf: Mehr positives Denken ist gefragt, so Czink: „Neulich meinte jemand in ähnlicher Position zu mir: Fürs Sudern werde ich nicht bezahlt. Dem stimme ich zu. Wir müssen Zuversicht vermitteln.“ Denn das Geld für Genussmomente ist vorhanden, und zum Feiern gibt es immer etwas, das wolle man den Konsumenten mitgeben. Das allein reicht bekanntlich nicht aus. Schlumberger reagiert auf verschiedenste Arten auf die Herausforderungen.
Patriotismus fördern
Um sich und Konsumanlässe mehr zu den Konsumenten zu bringen, hat sich das Unternehmen bereits 2024 im Marketing breiter aufgestellt. Bereits im Frühjahr intensivierte man in die Werbung. Und jetzt, noch vor der absoluten Hochsaison mit Weihnachten und Neujahr, wirbt man auf allen Kanälen um die Gunst der Menschen. „Rund um den Tag des Sektes am 22. Oktober gibt es eine Reihe an Kampagnen, aber wir bewerben Schlumberger schon davor und bereits im Frühjahr; dabei wollen wir durch innovative Konzepte ein jugendliches Publikum ansprechen“, umreißt er, was getan wird. Das ist erfolgreich: Schlumberger verkauft im Frühjahr mehr als noch vor fünf Jahren.
Weil aber auch Prosecco ein Ganzjahresprodukt ist, möchte man hierbei intensiver auftreten und zeigen, dass heimischer Sekt das ebenfalls sein kann. „Die Österreicher sind beim Wein und dem Essen Patrioten, das sollen sie beim Schaumwein ebenfalls werden“, fordert er, „Darum sollte man auf die rot-weiß-rote Fahne am Verschluss achten, die unmissverständlich beweist, dass der (Schaum-)Wein hierzulande hergestellt wurde.“ Er fordert in dieser Hinsicht einen Schulterschluss von Produzenten, Handelspartnern und Medien, um den Patriotismus bei allen Lebensmitteln zu stärken. Ob dieses Bewusstsein bei allen vorhanden ist, bleibt offen.
Resilienz aufbauen
Breit aufgestellt zu sein, hilft dem Unternehmen zudem. Das Exportprodukt Mozart verkauft sich gut, ist aber als global ausgeliefertes Produkt von der weltweiten Krise ebenfalls betroffen. Der Exportanteil von Schlumberger liegt zwischen 20 und 25%, die größte Rolle spielt der deutsche Markt. Rosé entwickelt sich ebenfalls gut. Dieser beweist auch, dass man eine Krise als Chance sehen kann: „Unsere Kellermeisterin Aurore Jeudy begegnet dem Klimawandel unter anderem mit der Verwendung der resistenteren Blaufränkisch-Traube beim Rosé. Das Ergebnis kann sich sehen lassen.“ Eine Notwendigkeit, da sich die Anbauflächen nach Norden verschieben, Wetterextreme und Schädlinge durch die Klimakatastrophe zunehmen. Diese Arbeit wird außerhalb des Landes zur Freude des Unternehmens registriert. Bei den Decanter World Wine Awards erhielt die Sekt Austria Große Reserve, Jahrgang 2017, eine Goldmedaille – als einziger österreichischer Schaumwein in diesem Jahr.
Qualität erkannt
Aber auch ein CEO und eine Kellermeisterin aus Frankreich sind nur so gut wie das Team rundherum. Hierbei investiert Schlumberger schon seit geraumer Zeit im Bereich Human Resources und versucht, die Mitarbeiter intensiver an das Familienunternehmen zu binden. Das gelingt auch, meint er mit einem Blick auf den Mitarbeiterstamm und wie sehr Fringe Benefits wie Pizzatage oder gemeinsames Laufen angenommen werden.
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