Rauflustige Bauern
© NÖ Bauernbund/Erich Marschik
Bauernproteste für bessere Preise: Gerechtfertigte Kritik oder politisches Kleingeld wegen Landwirtschaftskammerwahlen?
RETAIL Redaktion 06.03.2020

Rauflustige Bauern

Milchwirtschaft und Bauern fordern mehr Fairness und weniger Aktionitis im Lebensmittelhandel.

WIEN. Die heimischen Molkereien haben 2019 nur knapp positiv bilanziert. Voriges Jahr sei für die Milchwirtschaft „existenzbedrohend” gewesen, beurteilt das Helmut Petschar, Präsident der Vereinigung Österreichischer Milchverarbeiter (VÖM). Im Kontext protestierten zuletzt rd. 3.000 Bauern vor Spar-Filialen für höhere Preise.

Mit Erfolg, denn, so Petschar, die Proteste hätten bei laufenden Preisverhandlungen geholfen. Bei Spar sieht man die Situation anders; dort herrscht Unverständnis bezüglich der Proteste. Die Kritik an Preisaktionen gehe „an der Wahrheit vorbei”, so Spar-Steiermark-Chef Christoph Holzer. Der führt den Protest des Bauernbunds nicht zuletzt auf die aktuellen Landwirtschaftskammerwahlen zurück.
„Aktionspreise zahlen uns nicht die Bauern, da verzichten wir auf Margen”, betont Holzer. Er verweist im Speziellen darauf, dass Preisverhandlungen nicht mit Landwirten, sondern mit Molkereien geführt werden.

Aktionitis im Visier

Auch der VÖM-Chef lässt sich grundsätzlich nicht auf eine Pauschalkritik an der „Aktionitis” des Handels ein: „Es sind nicht alle Aktionen schlecht”, so Petschar; allerdings seien die „1+1 gratis”-Aktionen” tendenziell schädlich für die Wertigkeit der Lebensmittel.

Jedenfalls hält die fehlende Abgeltung durch den Handel dafür her, dass man den Bauern zuletzt keine höheren Milchpreise bezahlen konnte. Allerdings: Für Heumilch erhalten sie einen Zuschlag von 5 Cent und für Biomilch von 10 Cent pro Liter. Das von den Molkereien ausbezahlte durchschnittliche Milchgeld pro Lieferant stieg mithin um 3,4% auf 55.155 €, die Liefermenge pro Lieferant beträgt 132 t. (red)

BEWERTEN SIE DIESEN ARTIKEL

TEILEN SIE DIESEN ARTIKEL