FUSCHL / SALZBURG. Der Energy Drink von Red Bull feiert seinen 35. Geburtstag. Am 1. April 1987 brachte Dietrich Mateschitz (77) das Getränk auf den österreichischen Markt. Lag der Umsatz im ersten Jahr bei knapp 1 Mio. €, so ging es mit der kleinen Dose bald steil bergauf. Im Jahr 2021 wurden über 9,8 Mrd. Dosen verkauft (plus 24,3% gegenüber 2020), der Konzernumsatz wuchs um 23,9% von 6,307 Mrd. auf 7,816 Mrd. €.
Eigenen Angaben zufolge ist Red Bull der meistverkaufte Energydrink der Welt. Der Konzern zählte Ende 2021 rund 13.610 Beschäftigte in 72 Ländern. Mit dem kometenhaften Aufstieg wurde Firmengründer und Firmenchef Dietrich Mateschitz zum Milliardär. Die deutschsprachige Ausgabe des US-Magazins Forbes listete den gebürtigen Steirer im Jahr 2021 erneut zum reichsten Österreicher mit einem Vermögen von 26,9 Mrd. USD (Vermögen 2020: 16,5 Mrd. USD), im weltweiten Ranking nahm Mateschitz den 56. Platz ein.
Der Name des koffein- und taurinhaltigen Getränks, deren Inhalt irgendwie nach sprudelnden Gummibärchen schmeckt, stammt aus Asien. Auf einer Dienstreise 1982 nach Thailand wurde Mateschitz, damals Marketingmanager des Zahnpasta-Herstellers Blendax, auf den thailändischen Wachbleib-Drink namens "Krating Daeng", auf Deutsch "roter Stier", aufmerksam. Hartnäckig hält sich das Gerücht, dass das Getränk den Jetlag des österreichischen Handelsreisenden erfolgreich bekämpfen konnte.
Angetan von dem Produkt, gründete Mateschitz mit dem Eigentümer des thailändischen Produzenten T.C. Pharmaceutical, Chaleo Yoovidhya, im Jahr 1984 die Red Bull GmbH. Krating Daeng hat im Gegensatz zu Red Bull keine Kohlensäure und eine etwas andere Rezeptur. Mateschitz hält derzeit 49% an Red Bull, die Mehrheit befindet sich nach wie vor im Besitz der Familie Yoovidhya.
Die Zulassungsphase und die Suche nach einem geeigneten Werbeslogan - "Red Bull verleiht Flügel" - benötigten einige Jahre bis zur Markteinführung 1987. "Fast drei Jahre lang, von 1984 bis 1987, arbeitete Dietrich Mateschitz an der Formel für Red Bull, der Positionierung der Marke, der Verpackung und an dem Marketing-Konzept", ist in der Firmenhistorie zu lesen.
Die 250 ml-Dose eroberte Clubs und Kneippen und wurde vor allem bei der jungen Generation ein Hit. Der Werbeslogan "Red Bull verleiht Flügel" brachte dem Unternehmen allerdings eine skurrile Klage wegen irreführenden Marketings ein, die 2014 zu einem millionenschweren Vergleich führte. Ein US-Amerikaner stieß sich daran, dass der Energy Drink doch keine Flügel verleihe. Red Bull erklärte sich bereit, 13 Mio. USD (10,28 Mio. €) in einen Fonds einzuzahlen. Damit wollte man eine Massenklage verhindern.
Gegenwind kam auch von Verbraucherschutzorganisationen, die ein Verbot von Energy Drinks für Kinder und Jugendliche forderten. Die Getränke würden mehr Koffein beinhalten, als der junge Körper vertragen könne, hieß es. Weltweit stießen sich Gesundheitsbehörden an der synthetisch hergestellten Aminosäure Taurin, die auf natürliche Weise auch in der Stiergalle vorkommt. In Deutschland war Red Bull bis zum Jahr 1994 nicht zum Verkauf zugelassen. Ende 2013 erhielt das Unternehmen nach jahrelangem Tauziehen die Zulassung in China.
Die Marketingaktivitäten von Red Bull konzentrierten sich anfangs auf den Extremsport, gezeigt wurden waghalsige Manöver von Athleten. Der Drink sollte mit sportlichen Abenteuern und Mut, Großes zu wagen, assoziiert werden. Weltweite Aufmerksamkeit erregte Red Bull mit dem Sponsoring von Extremsportlern wie dem Österreicher Felix Baumgartner, dessen Stratosphären-Sprung im Jahr 2012 aus rund 39.000 m Höhe ein Millionenpublikum über TV und Internet mitverfolgte. Da durfte das Red Bull Logo nicht fehlen.
Mittlerweile hat der Firmengründer um den Getränkekonzern herum ein Sport-, Medien-, Immobilien- und Gastronomie-Imperium aufgebaut. Es gibt eigene Formel 1-Teams, Fußball-und Eishockeymannschaften sowie mit ServusTV einen eigenen Fernsehsender. Beim Flughafen Salzburg wurde der Hangar-7 mit eigener, historischen Flugzeug-Flotte inklusive dem Gourmet-Lokal "Ikarus" errichtet und in der Steiermark durch Initiative und Investitionen von Mateschitz der ehemalige Österreichring im Mai 2011 als Red Bull Ring wiederbelebt. Seit 2014 ist die Formel 1 wieder in Spielberg zu Gast, seit 2016 zusätzlich auch die MotoGP.
Der Konzern hat im Bezirk Salzburg-Umgebung mehrere Standorte, so auch in Elsbethen und in Wals-Siezenheim. Der Firmensitz der Red Bull GmbH befindet sich in Fuschl am See. Die Bilanz für das Geschäftsjahr 2021 war trotz der Coronapandemie erfreulich. "Absatz, Umsatz, Produktivität und Betriebsgewinn konnten weiter gesteigert werden und stellen bisherige Bestmarken in der Firmengeschichte dar", heißt es auf der Firmenhomepage.
Den Fokus zukünftiger Expansion legt Red Bull auf die Kernmärkte Westeuropa und USA, auf die Zukunftsmärkte im Globalen Süden sowie auf die weitere Stärkung der Original-250 ml-Verpackungseinheit und den Roll-out der Organics by Red Bull Range. Die Wachstums- und Investitionspläne sehen laut dem Unternehmen für das Geschäftsjahr 2022 eine Fortsetzung der bisherigen positiven Entwicklung vor und werden - wie bei Red Bull üblich - aus dem operativen Cashflow finanziert.
Von Anfang an setzte Mateschitz auf das Outsourcing der Produktion. Abgefüllt werden die Red-Bull-Dosen vom Vorarlberger Fruchtsaftproduzenten Rauch in Vorarlberg und der Schweiz. Im Februar 2022 wurde bekannt, dass Red Bull und sein Abfüllpartner Rauch im amerikanischen Bundesstaat North Carolina einen gemeinsamen Produktions-Campus planen. Das 650 Mio. €-Investment (740 Mio. USD, bis 2027) soll in Concord in Cabarrus County, im Südosten des Bundesstaats, getätigt werden und über 400 neu Arbeitsplätze schaffen.
Red Bull, Rauch und der Dosenhersteller Ball haben bereits 2019 im US-Bundesstaat Arizona mit der Errichtung eines Produktions- und Abfüllwerks begonnen. Auf einem 6,5 ha großen Betriebsgelände werden dort 140 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen beschäftigt.
Die Konkurrenz konnte den Vormarsch von Red Bull bisher nicht wirklich stoppen. Das gelang auch nicht Billig-Energydrinks von Lebensmittelketten. Die wichtigen Entscheidungen im Konzern trifft Mateschitz nach wie vor selbst. Als möglicher Nachfolger für das Firmenreich wird sein Sohn Mark aufgebaut. (APA)