Reden wir über wirklich wichtige Dinge: Leberkäse
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RETAIL Redaktion 07.12.2018

Reden wir über wirklich wichtige Dinge: Leberkäse

Wer in Wien lebt, sollte damit rechnen, irgendwann in eine Konversation über Leberkäse zu geraten. Davor muss man sich aber nicht fürchten.

Kommentar ••• Von Anna Muhr


SMALL TALK. Ich saß hungrig im Zug und dachte über Leberkäse nach. Das passiert nicht oft (das Zugfahren), aber es brachte folgende Erkenntnis: Als Wiener sollte man in der Lage sein, sich anständig über Leberkäse zu unterhalten. „Geh bitte! Worüber soll man denn da reden? Das Thema ist ja in zwei Sätzen gegessen”, denken jetzt die ersten. Stimmt nicht, sage ich. Ein ordentliches Gespräch über Leberkäse sollte mindestens 20 Minuten dauern – und das ist wirklich gar kein Problem. Ich werde es Ihnen beweisen.

Eine einfache Frage?

Man beginnt das Gespräch mit einer, wie es zunächst scheint, recht einfachen Frage: Wo gibt’s eigentlich die besten Leberkässemmeln? Die Auskenner sagen jetzt natürlich so was wie: „Eh klar, beim Fleischhauer bei mir ums Eck. Der hat jetzt auch Bio.” Oder auch: „Beim Würstelstand XY.” In Wahrheit ist das alles egal. Denn die eigentliche Frage ist gar nicht wirklich die nach dem Wo. Die eigentliche Frage lautet: Billa oder Spar? Wenn man damit ins Gespräch einsteigt, sind die ersten fünf Minuten der Leberkäse-Konversation ein Kinderspiel. Billa oder Spar ist das neue Rapid oder Austria.

Weiter geht’s: Für die nächste Diskussionsrunde könnte man beispielsweise das Thema Käseleberkäse auftischen: Muss der sein? (Natürlich!) Wie warm soll er sein? Soll der Käse richtig rausspritzen oder ist es besser, wenn er sich unauffällig verhält, bis er im Mund ist? Scherzerl nehmen – ja oder nein? Weitere fünf Minuten geschafft.

Von Bayern und Pferden

Als nächstes unbedingt über die Deutschen lästern! Aus einem einleuchtenden Grund: Sie haben nicht so viel Leberkäse wie wir, und außerhalb Bayerns kriegt man ihn auch kaum. In Bayern allerdings gibt’s auch fast nie Käseleberkäse, sondern immer nur die normale Variante oder – Himmel hilf! – Pizza-Leberkäse. Wieso, Deutschland, wieso? Das ist einfach nicht richtig! Darauf ein Handschlag. Wieder fünf Minuten ­erledigt.

Ab jetzt kann man mit dem Freestyle anfangen. Zum Beispiel über Pferdeleberkäse. Der soll ja der allerbeste sein und es gibt ihn auch sehr oft im gut sortierten Würstelstand-Fachgeschäft. Aber im Ernst: Kann der Unterschied zum normalen Leberkäse so gravierend sein, dass man dafür ein echtes Pferd essen muss?
Schlimmer als Pferde essen ist eigentlich nur noch, wenn man etwas in die Leberkässemmel hineintut, was da nix zu suchen hat – auch ein sehr dankbares Topic für den lockeren Ausgang der Unterhaltung übrigens. Wer tut bitte ein Gurkerl in eine Leberkässemmel? Spätestens jetzt kann jeder auch seine Horrorgeschichten auspacken: „Du glaubst es nicht, der Mann meiner besten Freundin isst Leberkässemmel mit Sweet Chili Sauce!” Oder: „Also letztens hab ich sogar mal den veganen Leberkäse probiert.” Wer am Ende nochmal back to basics gehen will, könnte jetzt auch wieder von vorn anfangen und die Frage aufwerfen, warum eigentlich alle den Leberkäse lieber in der Semmel essen, als mit Messer und Gabel auf dem Teller.

Kein Ende in Sicht

Die 20 Minuten sind da auf jeden Fall schon längst vorbei. Ich bin mir fast sicher, dass das Gespräch dann aber weitergeht. Wir haben ja noch nicht mal darüber geredet, was Leberkäse eigentlich auf Englisch heißt. It’s not livercheese, my dear!

Aber ich denke, ich habe hier genug gesagt. Wer mir nicht glaubt, möge es im echten Leben ausprobieren. Man muss dafür auch nicht extra den richtigen Moment abwarten. Einfach irgendwann zwischendurch „Leberkas” sagen, und das Gespräch wird beginnen. Lassen Sie es sich auf der Zunge zergehen!


medianet retail-Redakteurin Anna Muhr ist bekennender Leberkäse-Junkie.

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