„Regionalität ist ein Teil unserer DNA”
© Weinbergmaier
RETAIL Redaktion 28.04.2023

„Regionalität ist ein Teil unserer DNA”

Die Tiefkühlprodukte von Weinbergmaier liegen in mehrerlei Hinsicht im Trend. Die Geschäftsführung erklärt, warum.

••• Von Georg Sander

Nicht nur das letzte Jahr war turbulent, sondern gleichsam die vergangenen drei”, stellt Weinbergmaier-Geschäftsführer Gerald Spitzer im Interview mit medianet gleich zu Beginn klar. Das liege aber nicht nur an dem, was tagtäglich in den News steht. Da wäre beispielsweise die Fusion mit Frisch&Frost sowie der Zukauf des Knödelbereichs von Condeli im Jahr 2020. Ein Jahr später übernahm man Ackerl, parallel wurden 6.000 m² Betriebsfläche am Standort Wolfern dazugebaut. Sprich: Man hat sich eine herausfordernde Zeit für Wachstum ausgesucht.

Diese großen Wachstumsschritte fanden in einer Zeit statt, die stark durch Corona geprägt war und dessen Auswirkungen noch bis heute spürbar sind. Hinzu kam im vergangenen Jahr die „leidvolle Ukrainekrise”, die nicht nur menschliche Tragödien, sondern auch eine enorme Kostenexplosion auslöste. „Die Summe dieser einschneidenden Veränderungen auf einmal zu bewältigen, ist keine einfache Aufgabe”, weiß er. Das langjährige Bestehen schafft dabei aber Sicherheit.

Schwieriges Umfeld

Im Jahr 1969 wurde Weinbergmaier als Familienunternehmen gegründet und entwickelte sich in den letzten 50 Jahren zu einem der wichtigsten Anbieter typisch österreichischer Tiefkühlspezialitäten. Und wo stand man im abgelaufenen Jahr? „Wenn ich mir 2022 ansehe, war es für uns unter dem Strich ein positives Jahr”, so Spitzer. Das Wachstum betrug über 30%. Getrieben war dies durch den starken Sommer in der Gastro­nomie als auch den Ausbau des LEH-Geschäfts. Doch auch diese Medaille hat zwei Seiten. Aus Mehreinnahmen auch mehr Gewinn zu machen, ist in der gegenwärtigen Zeit alles andere als einfach. „Wir mussten permanent auf außergewöhnliche Kostensteigerungen reagieren.” Bei Preiserhöhungen von 50, 60 und mehr Prozent in den verschiedensten Bereichen ist das eine große Herausforderung: „Unsere Margen sind kleiner geworden, und damit muss man umgehen können.”

Warum dem so ist? Weinbergmaier kauft wesentliche Teile seines Einkaufsportfolios zu Kontraktpreisen ein. Rohstoffe für Lebensmittel werden eben zu Erntezeiten mit entsprechender Laufzeit eingekauft. Das kann die Preise in die Höhe treiben. „Unser oberstes Ziel ist es, unseren Kunden die Verfügbarkeit unserer Produkte zu sichern, nämlich dann, wenn sie sie brauchen – das Schlimmste wäre, wenn Regale und Kühltruhen leer blieben”, so Spitzer. Und hinsichtlich gestiegener Kosten müssen Lieferanten, Kunden und das eigene Unternehmen selbst einen fairen Umgang miteinander finden. Wenn es um Qualität geht, muss man damit leben, dass diese auch ihren Preis hat.
Im Endeffekt kann man aber vermelden: Weinbergmaier ist in allen Segmenten gewachsen. Das betrifft sowohl den Geschäftsbereich Foodservice mit Hotellerie und Gastronomie (rd. 60% des Umsatzes), der in der Corona-Zeit besonders gelitten hatte, als auch das LEH-Geschäft. Die Steigerung im Foodservice ergebe sich insbesondere durch die Wiederbelebung des Außer-Haus-Marktes, weil die Menschen wieder „leben wollten”; im LEH erntete man die Früchte aus dem Ackerl-Zukauf: „Insgesamt ein schöner Schritt nach vorne.”

Transparente Kommunikation

In derart schwierigen Zeiten ist für eine solch positive Entwicklung insbesondere transparente Kommunikation förderlich: „Lebensmittel haben einen Wert, wir bieten Qualität – sowohl mit Lieferanten als auch mit Kunden muss man drüber sprechen, was es dafür braucht.” Also analysierte man die wertbestimmenden Parameter. Die Herstellung von Tiefkühlkost ist energieintensiv, die Stickstoffpreise hatten sich beispielsweise verdoppelt: „Wir müssen auch das abbilden.” Wird das offen kommuniziert, hilft es. Allerdings, auch hier gebe es positive Aspekte: Diskussionen über Regionalität und Saisonalität sowie den Wert von guten Lebensmitteln bekommen aus den Ereignissen in der jüngeren Vergangenheit nun endlich einen langfristigen Charakter.

Ob sich die Waage LEH/Gastro auf dem Vor-Corona-Niveau einpendelt, das ist derzeit eine bewegende Frage. Die Menschen haben jedoch gewisse soziale Bedürfnisse, wie eben, dass man sich auch draußen trifft und konsumiert – ein Umstand, der inflationsbedingt aktuell noch nicht wieder vollständig durchschlägt. Aber: „Wenn ich mit Wirten spreche, höre ich, dass die Gäste wieder mit Freude konsumieren. Ich denke, wir werden bald wieder auf das Vor-Corona-Niveau kommen – sollte nicht wieder etwas Unerwartetes passieren. Der Markt wird wieder dorthin kommen, wo er war.”

Boom-Sektor TK

Gerade im Segment Tiefkühlprodukte, wo Weinbergmaier tätig ist. „Das ist seit über 30 Jahren eine permanente Erfolgsgeschichte”, führt Spitzer aus, „wir haben mittlerweile Käuferreichweiten von bis zu 96 Prozent.” Diese Kategorie biete eben viele Vorteile, am Ende ist man aber lange noch nicht. Sein Unternehmen hat für die in den letzten Jahren immer mehr werdenden (Tief-)Kühlschränke ein attraktives Angebot und liegt auch hinsichtlich bio, regional und vegan im Trend.

„Regionalität heißt nicht ‚billiger', sondern ist eine Frage der Qualität und der Nachhaltigkeit. Es ist ein Teil der DNA von Weinbergmaier”, weiß Spitzer. Darüber hinaus spiegeln die Produkte seines Unternehmens die österreichische Küche wider – man sei gleichsam das „kulinarische Rückgrat” des Landes. Alleine diese Stärke ist schon regional, es ist kein reines Buzzword, sondern gelebte Realität. Schließlich zeigen die Verwerfungen der letzten Jahre, wie wertvoll es ist, wenn Unternehmen heimische Rohstoffe verarbeiten, im Land produzieren und somit Arbeitsplätze und Wertschöpfung schaffen. Darüber redet Weinbergmaier auch gerne.

Thema Nachhaltigkeit

Ebenfalls kein Buzzword ist Nachhaltigkeit. Zum Beispiel der Umstand, dass 80% der Rohstoffe direkt von österreichischen Lieferanten bezogen werden, lässt Emissionen bis zu einem gewissen Grad gar nicht erst entstehen. Zudem habe man in umweltfreundliche Technologie investiert, denn „unsere Investitionen tätigen wir unter anderem auch aus dem Gesichtspunkt der Nachhaltigkeit”. Alleine in Wolfern wurden in den letzten drei Jahren rund 25 Mio. € nicht nur in eine Erweiterung der Betriebsflächen, sondern auch in die Produktionstechnologie investiert. Dieses Jahr wurde unter anderem eine Abwasservorreinigungsanlage in Betrieb genommen, die den Kreislauf erheblich entlastet. Ein Tiefkühlunternehmen braucht zudem Energie in unterschiedlichen Formen: „Aktuell investieren wir in eine neue, energieschonende Kältetechnik.”

Unternehmenskultur

Nachhaltigkeit bedeutet aber auch, eine wertschätzende und mitarbeiterfreundliche Unternehmenskultur zu leben. Die Mitarbeiter sollen Freude an der gemeinsamen Wertschöpfung haben. Das Leben von Werten wie Vertrauen, Wertschätzung und Respekt ist auch wichtig für das, was ein Unternehmen gegen den Fachkräftemangel tun kann – auch ­Weinbergmaier sucht derzeit rund 20 neue Mitarbei­ter.

„Die Qualität und Attraktivität ist bei uns gegeben. Es gibt einen großen Wettbewerb um Fachkräfte in unserem Umfeld, und es ist für uns daher essenziell, zu kommunizieren, warum man bei Weinbergmaier arbeiten sollte”, so Spitzer. „Wir machen immer wieder Mit­arbeiterbefragungen, bei der letzten im vergangenen Jahr haben über 80 Prozent mitgemacht, von der Administration bis zur Produktion. Das Kernergebnis: Unsere Mitarbeiter arbeiten gern hier, weil sie Vertrauen und Freude an der Arbeit haben und es eine Work-Life-Balance gibt.” Und dabei auch qualitativ hochwertige Lebensmittelprodukte hergestellt werden.

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