Rückblick, fast traurig
RETAIL 11.12.2015

Rückblick, fast traurig

Zielpunkt ex – da werden Erinnerungen wach. Wie schön war es doch dereinst mit Konsum und Mondo.

Die Finstere Brille••• Von Christian Novacek


WEHMUT. Zielpunkt, gibt es da noch was zu sagen? Emotional ist das zwischen weiß und schwarz gehörig aufgemischt, letztlich grau. Auf der einen Seite sagt Georg Pfeiffer, er sei kein Kapitalistenschwein – no na. Auf der anderen schluchzen die Betriebsräte – auch: no na. Dazwischen gibts eine Melange aus Halbgarem – auch die an sich nette Idee, frei werdende Standorte nicht an direkte Mitbewerber abzugeben, sondern als Instrument zur Grätzl­wiederbelebung zu betrachten – eh nett. Aber: Erstens wird sich eine Rewe und ein Spar zehn Mal überlegen, einen C-Standort zu nehmen. Zweitens: Warum sollte ausgerechnet ein Kaufmann auf dem maroden C-Standort reüssieren?

Gut gemeinte Ratschläge und große Töne gab es zuletzt auch bei der daily-Pleite. Bis zuletzt hat der potenzielle Besitzer Erfolgspläne weitergewälzt – und was ist geblieben? Eigentlich nichts. Weder dm noch Bipa haben sich um Standorte gerauft, die Umsätze des ehemaligen Marktführers Schlecker wurden teilabsorbiert, in an sich überschaubarem Ausmaß. Aus einer Pleite entsteht im Normalfall nichts Gutes. In dem Kontext geht mir ehrlicherweise sogar der Konsum ab, der hatte einen unwiderstehlichen Charme, fast wie Urlaub in der DDR, die es damals (1995) schon gar nicht mehr gab.

Nix geht übers Mondo-Häferl

Auch den Mondo vermisse ich. Im Verlag haben wir immer noch eine erkleckliche Anzahl von Mondo-Häferln, schön gelb und schwarz steht Mondo drauf. Auch das hat für mich eine romantische Affinität, den Tee heut aus einem Mondo-Häferl zu schlürfen – allerdings sehen die Häferl so reduziert aus, dass man jenem, der dran herumschlürft, unfairerweise gern ein „Mongo” umhängt – und vielleicht würde man das nicht tun, wenn aus dem coolen Mondo niemals ein Penny geworden wäre.

Am meisten vermissen tu ich einen Nah&Frisch: In meinem ehemaligen Heimatort Ernstbrunn gab es sowohl einen A&O als auch einen Nah&Frisch. Einer besser als der andere. Beim einen gab es echt alles, was man zum Leben braucht, weit über Lebensmittel hinaus, zum Beispiel Munition, ich nehme an, das war als Spezialsortiment für die Ernstbrunner Jagdherren gedacht. Hingegen heute: A&O weg, Nah&Frisch weg und stattdessen: Hofer und Billa. So ist das halt, wenn die Zeit vergeht. Dem einen gefällts, dem anderen nicht. Meine Eltern haben sich übern Hofer einen Haxen ausgefreut. Ich hingegen vermisse die Zusammenführung unterschiedlichster Sortimente: Ein Schachterl Patronen und eine Leberkässemmel bitte!

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