Schulterschluss für Transparenz
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Laut aktueller Marketagent-Studie im Auftrag von ARGE Gentechnik-frei ist für 83,1% der Befragten Gentechnik-Freiheit ein wichtiger oder sehr wichtiger Aspekt beim Lebens­mittelkauf.
RETAIL Redaktion 24.06.2022

Schulterschluss für Transparenz

Die „Big Four” des LEH sprechen sich mit Global 2000 für Wahlfreiheit bei „Neuer Gentechnik” im Essen aus.

WIEN. Gentechnik im Essen ist in Europa – anders als etwa in den USA – ein großes Tabuthema. In der EU gibt es fast keine gentechnisch veränderten Lebensmittel im Handel. Mit der im Frühling von der Europäischen Kommission gestarteten „öffentlichen Konsultation zum EU-Gentechnikrecht” könnte sich das ändern – die Umweltschutzorganisation Global 2000 warnt davor, dass „Konzerne für größere Profite die umfassende Risikoprüfung, lückenlose Rückverfolgbarkeit und verpflichtende Kennzeichnung von Neuer Gentechnik (NGT) in Lebensmitteln aushebeln”.

Bei ihrem Kampf gegen die „vollkommene Verwässerung des bestehenden EU-Gentechnikrechts” weiß die Umweltschutzorganisation den heimischen Lebensmittelhandel geschlossen auf ihrer Seite: Spar, Rewe, Hofer und Lidl, die es gemeinsam auf rund 95% Marktanteil bringen, sprachen sich in einer gemeinsamen Stellungnahme gegen eine Deregulierung für Verfahren der NGT aus.

Appell an die Politik

„Die vorbildliche Landwirtschaft in Österreich produziert seit Generationen hochwertige Lebensmittel ohne Gentechnik. Das ist ein Qualitätsmerkmal heimischer Lebensmittel, um das wir weltweit beneidet werden. Deshalb brauchen wir auch weiterhin keine gentechnisch-veränderten Lebensmittel, weder in der bisherigen noch in einer neuen Form”, erklärt Markus Kaser, Vorstand von Spar Österreich.

Jeglicher Einsatz „dieser neuen Methoden in Landwirtschaft oder Lebensmittelproduktion” müsse „denselben Maßnahmen für Vorsorge und Transparenz unterzogen werden, wie die bisherigen Methoden der Gentechnik”. Die österreichische und die europäische Politik müsse die regulatorischen Weichen so stellen, dass „die hohen österreichischen Lebensmittelstandards geschützt werden”.

Stimmen von Rewe und Lidl

Für Rewe-Vorstand Marcel Haraszti hat die „bewusste Kaufentscheidung” der Kunden Priorität, gentechnisch veränderte Produkte müssten auch als solche gekennzeichnet seien. Auch Alessandro Wolf, CEO von Lidl Österreich, will Kunden mitentscheiden lassen, „in welche Richtung sich die landwirtschaftliche Produktion entwickelt”, die Konsumenten müssten jedenfalls „auch wissen können, was sie essen” – und schließt sich der Forderung nach einer „belastbaren Kennzeichnung von Gentechnik” an.

Eine entsprechende Initiative hat Global 2000 bereits auf den Weg gebracht: Mit dem Schlagwort „Pickerl drauf!” sammelt die NGO unter https://www.global2000.at/pickerl-auf-gentechnik Unterschriften für ihre Petition – aktuell hält man bei über 5.100 Signaturen (Stand 20. Juni), Ziel sind 20.000.

Signal der Geschlossenheit

„Wahlfreiheit, Sicherheit und Transparenz bei Lebensmitteln sind für die Konsumentinnen und Konsumenten wichtig – darin sind sich die Lebensmittelhändler einig”, zeigt sich Brigitte Reisenberger, Gentechniksprecherin von Global 2000, über die Ansage der „Big Four” erfreut. „Daher muss auch in Zukunft gewährleistet sein, dass der Einsatz von Neuer Gentechnik im Essen gekennzeichnet wird”, so Reisenberger. (red)

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