Schwierige Zeiten für Textilhändler
© APA/AFP/TT News Agency/Samuel Steen
RETAIL Redaktion 01.03.2024

Schwierige Zeiten für Textilhändler

Der Wettbewerb verschärft sich zunehmend, weitere Insolvenzen und Schließungen sind wahrscheinlich

PULLACH/ISARTAL. Der globale Textilhandel kommt aus dem Umbruch nicht heraus: „Während die Coronapandemie temporär vor allem die reinen Onlineanbieter wesentlich gestärkt hatte, gewinnen nun im Zuge der überhöhten Inflation preisaggressive Konzepte an Bedeutung”, analysiert Jörg Dehning von DJE Kapital AG.

Aufhorchen lasse insbesondere der „überraschende Managementwechsel bei dem größten schwedischen Textilanbieter”, H&M, samt der dort eingeleiteten Restrukturierungsmaßnahmen. „Zweifelsohne stehen angesichts der Kaufkraftverluste beim Konsumenten die Ausgaben für Mode aktuell nicht an erster Stelle”, so Dehning.

Billigkonkurrenz aus Fernost

Nur Fast-Fashion-Händler mit einer überzeugenden Produkt- und Omnichannel-Strategie könnten in dem „äußerst wettbewerbsintensiven Markt noch bestehen”; zusätzlich drohe den angestammten Marktakteuren mit Shein und Temu zunehmende Billigkonkurrenz aus Fernost.

„Mögliche Abstriche in Sachen Qualität werden angesichts der unschlagbaren Preise wohl häufig akzeptiert, anders ist das rasante Wachstum beider Plattformen nicht zu erklären”, mutmaßt Dehning; die Gründe für den Erfolg sieht er neben dem geringen Preis im neuartigen Shopping-Erlebnis, das mit Gutschein- und Rabattlotterien für niederschwellige Unterhaltung sorgt. Die Nutzung von Influencern, unter anderem bei TikTok, erhöhe zugleich die Beliebtheit bei der jüngeren Kundschaft.
Das potenzielle Marktvolumen für die stationären Modefilialisten werde in den nächsten Jahren jedenfalls „sicherlich nicht größer werden”, gibt Dehning zu bedenken; besonders die Umsatzproduktivität von Großflächen könne darunter weiter leiden. „Entsprechend erscheint es nicht verwunderlich, dass gleich mehrere Modeketten derzeit eine Portfoliobereinigung vornehmen und zahlreiche Filialen schließen beziehungsweise verkleinern”.

Lieferkettenproblematik

Eine andere Herausforderung stellen „immer häufigere Störungen” der Lieferketten dar; noch immer würden sich die Frachtschiffe auf beiden Seiten des Panamakanals stauen – aufgrund des Niedrigwasserstands wird dort seit Monaten der Schiffsverkehr eingeschränkt.

Für europäische Händler ist insbesondere die Entwicklung am Suezkanal heikel; derzeit hätten die Angriffe auf die Containerschiffe durch Huthi-Rebellen aber noch „keinen nennenswerten Einfluss auf die Warenbeschaffung”; das könne sich aber jederzeit ändern. (red)

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