„Sind vergleichbar mit Zara oder H&M vor 20 Jahren”
RETAIL natalie Oberhollenzer 21.04.2015

„Sind vergleichbar mit Zara oder H&M vor 20 Jahren”

Schuhhandel Nach zwei Jahren im Land hält die polnische Schuhkette CCC bei 23 Standorten, geplant sind bis zu 80 Märkte

USP: Riesenauswahl an Lederschuhen, ausschließlich Eigenmarken, simple Preispolitik, schnelle Logistik.

Graz. Gerald Zimmermann ist seit 25 Jahren im Schuhgeschäft tätig. Seit 2013 arbeitet er für die polnische Günstigschuh-Kette CCC. Eigentlich wollte er die Handelsorganisation als Franchise-Nehmer nach Österreich bringen. Das hat nicht geklappt, dafür wurde er kurzerhand eingestellt, um Markteintritt und Expansion in der Alpenrepublik, in Slowenien und in Kroatien zu bewerkstelligen.

„Unsere Expansionsampeln stehen drei Mal auf grün”, entgegnet er auf die Frage, wie die Geschäfte in Österreich laufen. Ende März wurde die 23. Filiale im Land, in Graz, aufgesperrt. Länderumsätze gibt er nicht bekannt, nur so viel: Man ist mehr als zufrieden.

Das Fifty-Fifty-Konzept

„Der Gesamtmarkt für Schuhe hierzulande wächst nicht”, gibt Zimmermann zu bedenken. Daher knabbere CCC den anderen Teilnehmern Umsätze weg; wem genau, das hänge von der jeweiligen Lage der Filiale ab. „Eines unser bestgehendsten Geschäfte ist das am Westbahnhof. Dort werden wir Mitbewerbern in der Umgebung, aber möglicherweise auch solchen in Linz oder St. Pölten, etwas wegnehmen.” Mit den oftmals von Chinesen geführten Billigläden, etwa den Rosa-Schuhgeschäften in der Thaliastraße im 16. Wiener Gemeindebezirk und anderen Bezirken, will er sich nicht verglichen wissen: „Das weise ich von uns. Wir führen keine Zehn-Euro-Schuhe. Außerdem besteht die Hälfte unseres Angebots aus Lederschuhen.” Ein Halbschuh aus richtigem Leder ist bei CCC um 50 Euro zu haben, einer aus synthetischem Material für 25. Euro. Das teuerste Produkt im Sortiment, Damenstiefel aus Echtleder, kostet 100 Euro. „Das ist eine unserer Kernbotschaften. Wir haben eine Auswahl an Lederschuhen, 80 bis 100 verschiedene Paar. Das ist eine Breite, die Sie sonst nirgendwo finden werden”, erklärt er. Produziert werden sie teilweise in der CCC-eigenen Fabrik in Polen. Genauer: Die Damenschuhe hauptsächlich in Polen, die Lederschuhe für Herren und Kinder in Indien und Bangladesch, wobei es sich um eine Produktionsstätte handelt, die ausschließlich für das Unternehmen arbeitet und in der Qualität und ordentliche Arbeitsbedingungen – laut Zimmermann – kontrolliert werden. Der rund 50%ige Anteil an Plastikschuhen dagegen wird in Fernost eingekauft.Das zweite, wichtige Kriterium nebst dem hohen Anteil an Lederschuhen: Es werden ausschließlich Eigenmarken angeboten. „Die Designs gibt es nur bei uns; in diesem Belang sind wir die einzigen in der EU auf dieser Fläche”, so Zimmermann, der seine Firma drittens als führend in Sachen Logistik bezeichnet. Am Hauptsitz in Polen betreibe man ein eigenes, vollautomatisiertes Lager. Von dort aus werden alle Märkte beliefert. Gerade wird es aufgestockt, um eine Kapazität von 20 Mio. Schuhen pro Jahr zu erreichen. „Wir sind in der Lage, alle unsere Geschäfte täglich zu beliefern. Dadurch, dass wir große Teile der Wertschöpfungskette selbst kontrollieren, sind wir selbstständig, sehr schnell und flexibel.” Am ehesten vergleichen ließe sich die Handelsstrategie von CCC mit jener von Inditex (Zara) oder H&M, jedoch stehe man da, wo die beiden Textilriesen vor rund 20 Jahren gestanden sind, erklärt Zimmermann.

Geradlinig, dezent, günstig

Ganz einfach gehalten ist denn auch die Preispolitik: Die bereits genannten Halbschuhe aus Leder bewegen sich allesamt in einem Preisband zwischen 49 und 59 Euro – um den Konsumenten Sicherheit zu geben, wie der Unternehmenschef betont. Es gibt keine Lockangebote, keine Lockwerbung; diesbezüglich halte man es ähnlich wie die Baumarktkette Hornbach, die zu jedem Zeitpunkt beste Preise verspricht. In Sachen Werbung arbeitet CCC lediglich mit den Partnern in den Shoppingcenter-Magazinen zusammen. Ansonsten verzichtet man komplett auf Publikumswerbung. „Unsere Werbung sind die Geschäfte”, sagt Zimmermann. Wie die aussehen? „Einheitlich, ruhig, dezent, in einer angenehmen Farbgebung”, erzählt er. Zartes, helles Beige dominiert die Räume, ebenso sucht man bei den Schachteln vergeblich nach grellen, lauten Farben. „Die Schuhe sollen zur Geltung kommen.” Präsentiert werden diese ganz geordnet: Heels mit einer bestimmten Absatzhöhe in einer Reihe, Schnürschuhe in einer anderen, und so weiter. Ins Onlinegeschäft wird CCC vorerst nicht einsteigen. „Es ist sehr schwierig, Schuhe in dieser Preisklasse profitabel im Netz zu verkaufen”, sagt Zimmermann, zumal Firmen wie Zalando mit ihrer selbst auferlegten free shipping-Politik und einer Rückgabequote von über 50% nicht lukrativ wirtschaften können. Und weil man im Gegensatz zu Zalando nicht vorhabe, jahrelang Verluste zu schreiben, fange man erst mal gar nicht an mit dem Onlinegeschäft.

CCC-Filiale im Shopping Nord in Graz: Am 26. März eröffnete der Schuhhändler sein 23. Geschäft in ­Österreich. Die Inneneinrichtung des Geschäfts unterliegt einfachen Regeln: Dezentes Design in hellem Beige überall und eine ­geordneten Präsentation der ­Schuhe. High Heels in einer, Schnürchenschuhe in einer anderen Reihe.

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