BERLIN/WIEN. Es war nur eine Frage der Zeit, bis die chinesische E-Commerce-Plattform TikTok ihr E-Commerce-Feature „TikTok Shop” nach Rollouts in den USA, Großbritannien und Spanien auch in Deutschland einführen würde; nach diversen Veschiebungen zwecks Klärung regulatorischer Hürden (von Datenschutz über Steuerpflichten bis hin zu Verbraucherschutz) startet TikTok Shop nun „unter europäischen Standards – inklusive Payment, Tracking und Logistikprozessen”, wie Yuwei Bao von der Wiener E-Business-Agentur Zeevan berichtet.
In Anbetracht von „bereits über 21 Millionen aktiven Nutzern in Deutschland” leite TikTok Shop dort „die nächste Evolutionsstufe im Social Commerce ein”; TikTok Shop sei mehr als nur ein neuer Vertriebskanal, nämlich eine „konsequente Verbindung von Content, Community und Commerce” – und auch für österreichische Händler interessant: „Die Nutzer im deutschsprachigen Raum weisen viele Gemeinsamkeiten auf, und die Sprachbarrieren sind vergleichsweise gering.”
Mittelfristiger Effekt erwartet
„Bislang gibt es noch keine konkrete Ankündigung, wann auch in Österreich ein Rollout erfolgen könnte”, erklärt Victor Vecsei, CEO und Gründer von markswalk media. Dennoch könne es „für österreichische Unternehmen mit digitalem Fokus oder internationaler Ausrichtung sinnvoll sein, sich frühzeitig mit den Mechaniken und Potenzialen des TikTok Shops auseinanderzusetzen”, denn parallel zu Deutschland werde nun auch in Frankreich und Italien „getestet, optimiert und skaliert”.
Sollte TikTok planen, die Commerce-Funktion künftig auch in Österreich einzuführen – was durchaus anzunehmen ist – würden „vor allem jene Marken im Vorteil sein, die die Plattform nicht nur als Social-Media-Kanal verstehen – sondern bereits gelernt haben, wie man mit dem richtigen Content den entscheidenden Kaufimpuls setzt”, ist Vecsei überzeugt. Freilich: Der TikTok Shop in Deutschland werde „nicht über Nacht das komplette E-Commerce-Modell umkrempeln. Aber er wird mittelfristig jene Brands und Retailer belohnen, die bereit sind, neu zu denken”.
Angst vor Scams und Betrug
Während es wenige Zweifel am wirtschaftlichen Potenzial von TikTok Shop gibt, wird die Funktion von Konsumentenschützern kritisch beäugt: Zwar soll die Shopfunktion für Nutzer unter 18 Jahren gesperrt bleiben, doch vor manipulativen Benutzeroberflächen, die etwa vermeintliche Knappheit vortäuschen, und gekaufter bzw. gefakter Reviews sind auch Erwachsene nicht gefeit; dazu häufen sich die Berichte über gefälschte Waren und irreführende Produktbeschreibungen. (red)