••• Von Ornella Luna Wächter
Die Menge an produziertem Plastik weltweit hat sich von 15 Mio. Tonnen in den 60ern auf 311 Mio. Tonnen erhöht. Darunter fällt auch die Produktion von Plastiktaschen. Allein in Österreich sind jährlich 7.000 Tonnen Plastiksäcke im Umlauf; sie werden an diversen Kassen von Geschäften und Supermärkten an den Kunden gebracht. Auf dem Heimweg noch als Tragehilfe verwendet, landen sie später schnell im Müll. Deponiert im Container, verschwinden sie erst aus dem Sichtfeld und dann aus dem Gedächtnis; darum kümmern sich dann die Recycling-Systeme, wo sie entweder wiederverwertet oder verbrannt werden.
Ein großer Teil der Plastiktaschen gelangt jedoch unkontrolliert in die Umwelt, verschmutzt die Meere und landet vor allem in den Mägen von Walen. Pro Minute wird umgerechnet ein Lastwagen voller Plastik ins Meer gekippt, haben Forscher ausgerechnet. Diesem kopflosen Taschenverbrauch soll eine Anti-Plastiksackerl-Regel der EU entgegenwirken: Bis zum Jahr 2025 soll der Verbrauch auf maximal 40 Taschen pro Kopf im Jahr reduziert werden.
Diese Maßnahmen werden im östereichischen Lebensmittelhandel noch ambitionierter umgesetzt – auf 25 Taschen pro Kopf. Das wird allerdings von den Unternehmen unterschiedlich interpretiert und zum größten Teil auch selbstverpflichtend durchgeführt. Für alle gilt, dass für Plastiksackerln bezahlt werden muss, und die Einweg-Taschen aus dem Obst- und Gemüsebereich nicht mehr an der Kassa liegen.
Gutschein statt Plastik
Da gibt es zum Beispiel das Anreizmodell bei Spar: Durch die Forcierung von Textil-Taschen sollen Kunden zum Mitbringen eigener Taschen angeregt werden. „Wir bieten den Kunden derzeit wiederverwendbare Textiltaschen zum halben Preis”, so Vorstandsvorsitzender Gerhard Drexel.
Bei Spar halte man nichts von Verboten – vor allem nicht, wenn es keine sinnvolle Alternative für die Plastiktaschen gebe. Der Lebensmittelhändler befürchtet, dass die Kunden mangels Plastiktasche auf die Einwegtasche oder Bio-Kunststoff umsteigen würden.
Diese sind allerdings keine umweltfreundlicheren Optionen, da diese oft nur ein Mal verwendet werden können. Wer sich aber vorbildlich beim Einkauf zeigt und selber Taschen oder Behälter mitbringt, dem winken Spar-Gutscheine auf nachhaltige Produkte. Spar gibt dabei an, dass die Zahlen verkaufter Taschen seit Jahren rückläufig seien; nur mehr sieben Prozent der Kunden würden noch eine kaufen.
Vom Österreichischen Bundesministerium für Umwelt soll dazu jährlich einen Bericht über die Reduktion von Plastiktaschen veröffentlicht werden, basierend auf den Daten der unterzeichnenden Unternehmen. So gibt auch Rewe an, seit 2012 um 3.500 Tonnen weniger an Plastik in Umlauf gebracht zu haben.
Rewe sagt leise „Servus”
Die Rewe Group ist im Vergleich dazu radikaler und kündigt eine komplette Verbannung der Plastiksackerln an. Künftig werden Kunden in den Märkten nur mehr Permanent- und Papier-Tragetaschen vorfinden. Erste Exemplare sollen ebenfalls durch „geeignete Angebote”, sprich durch Preisvergünstigungen, an die Konsumenten gebracht werden, so Frank Hensel, CEO von Rewe International.
Die Plastiksackerl-Fraktion ist bereits im Auslaufen. Die letzten waren schon im Jänner auf dem Weg zu den einzelnen Filialen, wo die Restbestände in den Märkten von Billa, Merkur und Penny abverkauft werden. Das war's dann. Mit der Verbannung, gibt Rewe an, sollen mehr als 28 Millionen Plastiksackerln pro Jahr eingespart werden. Hensel sei überzeugt, dass man mit diesem Vorstoß die richtigen Zeichen setze, und dass auch andere Handelsunternehmen diesem Beispiel folgen werden.
Einfach mehrfach
„Da sind wir natürlich mit dabei”, so Christian Schug, Geschäftsleiter von Lidl Österreich. „Ressourcenschonendes Wirtschaften und Umweltschutz” sei für das Unternehmen ebenso wichtig; das Plastiksackerl hat auch hier bald ausgedient. In allen 200 Lidl-Filialen in Österreich wird es sehr bald keine Plastiksackerln mehr geben. „Ein wiederverwendetes Sackerl ist besser als jedes noch so umweltschonende Plastiksackerl. Deshalb verzichten wir in Zukunft komplett auf Einweg-Plastiksackerl”, so Schug.
Die Hofer AG springt mit auf den Zug: kein Plastik ab diesen Februar. Um den Kunden die Textil-Variante schmackhafter zu machen, ließ man die Taschen sogar eigens von „heimischen Künstlern” gestalten.
Nicht nur im Lebensmittelhandel, auch Unternehmen in der Textilwirtschaft wie Betten Reiter, H&M, Deichmann u.a. haben sich der Initiative angeschlossen. Bei den 8 Mrd. Plastiktüten, die allein in der EU zu Abfall wurden, sollten es aber noch einige mehr sein.