Vier Jahre Firmenradl: Schnell etabliert
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RETAIL Redaktion 20.06.2025

Vier Jahre Firmenradl: Schnell etabliert

Das Leasen von Bikes über den Arbeitgeber kennt eigentlich nur Gewinner. Marc Gerhardinger erzählt, wie es dazu kam.

••• Von Georg Sander

Marc Gerhardinger hat Sport im Blut. Er ist ehemaliger Basketball-Bundesligaspieler und gilt bei dem heimischen Topklub als Vereinslegende. Seine zweite Leidenschaft von Kindheit an ist das Fahrrad. Sein Ansinnen war es, einen Job zu finden, der Sport und Wirtschaftlichkeit miteinander verbindet. Nach beruflicher Erfahrung im E-Commerce heuerte er schließlich 2020 bei Intersport an. Eigentlich hätte er ja seine Expertise einbringen sollen, um das Intersport-interne Fahrradsegment neu zu gestalten und etwas aufzuwirbeln. Allerdings stand die Welt zum Zeitpunkt seines Dienstantritts wegen Corona zunächst einmal still.

Entwicklung dank Corona

Nicht nur, aber auch deswegen prüfte man die Idee von „Firmenradl”: Der Arbeitgeber least das Fahrrad oder E-Bike für die Arbeitnehmer mittels Gehaltsumwandlung. Alle profitieren, denn die Angestellten erhalten ein modernes Bike, der Arbeitgeber spart sich einen Teil der Lohnnebenkosten – und bekommt einen fitteren Mitarbeiter. Doch wie kam es zur Gründung des Intersport-internen Corporate-Start-ups?

„Es war einiges an Vorarbeit notwendig”, sagt Gerhardinger im Interview. Nachdem man im Vergleich mit Deutschland hergeleitet hatte, dass sich hier ein Markt auftun könnte, mussten „neben den internen Prozessen auch die rechtlichen Rahmenbedingungen eruiert werden”. Am 15. März 2021 – exakt ein Jahr nach seinem Dienstantritt mitten im ersten Corona-Lockdown – ging die Website dann live.

Leasing ist die Antwort

Das Firmenradl wird über den Dienstgeber geleast, damit die Gehaltsumwandlung möglich ist. Durch den Abzug vom Bruttolohn ergibt sich für die Arbeitnehmer beim Fahrradleasing eine Ersparnis von bis zu 40%, Versicherung inklusive. Sowohl bei der Wahl des Wunschrads als auch im Fall von Reparatur oder Service können Firmenradl-Kunden auf ein Partnernetzwerk mit 950 Händlern vertrauen, ein Drittel davon sind Intersport-Händler.

Zu Beginn gab es einige Betriebe, die von dem neuen Konzept gleich begeistert waren, aber „wir haben einen Gutteil des Jahres 2021 damit verbracht, unsere Idee zu erklären”. Der Westen mit seiner hervorragenden Fahrradinfrastruktur war da schneller als der Rest des Landes. Bedenken lagen anfangs im Übrigen vor allem im rechtlichen Bereich, also ob und wie eine Umsetzung überhaupt möglich sei. Dieser Einsatz machte sich aber schnell bezahlt.

Flotter Erfolg

Im ersten Bestehensjahr generierte das Unternehmen einen Umsatz von einer Million Euro, 2022 waren es schon zwölf: „Bekanntheit und Vertrauen wurden auf allen Seiten größer.” Während in den ersten Corona-Monaten Fahrräder noch bevorzugt verkauft wurden, nahm das Leasing bald an Fahrt auf.

Schließlich sind moderne Bikes nicht gerade günstig und man braucht nicht jedes Jahr ein neues – das macht das Leasing über zwei, drei oder vier Jahre für Händler und Konsumenten attraktiv. Laut Firmenradl übernehmen rund 95% der Nutzer ihr Bike privat zum Restwert. Gleichzeitig geht der Trend zu höherpreisigen und spezialisierten Modellen: Besonders gefragt sind E-Bikes, aber auch High-End-Rennräder und Lastenräder. Firmenradl hat daher die maximale Leasinggrenze pro Mitarbeiter von 10.000 auf 15.000 € angehoben.

HR und ESG als Argumente

Heutzutage kommen noch weitere Themen hinzu. Im Kampf um die besten Köpfe kann ein derartig bereitgestelltes Firmenfahrrad ein Argument sein, sich für ein bestimmtes Unternehmen zu entscheiden. Zwar liegen Firmenradl keine belastbaren Zahlen über durch die Verwendung des Bikes reduzierte Krankenstandstage vor, aber es liegt nahe anzunehmen, dass die Räder zu mehr Bewegung führen.

Auch auf strategischer Ebene gewinnt das Modell weiter an Bedeutung – etwa im Rahmen von ESG-Zielen oder betrieblichen Mobilitätsstrategien. Durch die Integration von Firmenradl können Unternehmen nachweislich CO2-Emissionen reduzieren, ohne in neue Infrastruktur investieren zu müssen. Für Gerhardinger ist es das Zusammenspiel all dieser Faktoren, die Firmenradl zum einzigen österreichischen Anbieter und zu einem von nur fünf erfolgreichen Playern in diesem Segment machen.

Ziele für die kommende Jahre

Wie es 2026 weitergeht, wird sich weisen. Denn dann laufen die Vier-Jahres-Leasing-Verträge aus. Auf Basis von 2024, als die kurzen Laufzeiten ausliefen, sieht man positiv auf dieses Jahr, denn schon damals wollten die meisten gleich ein neues Rad: „Erstens einmal hat man ja mehrere Räder. Wer ein Lastenrad für den Arbeitsweg nutzt, wird dasselbe Rad nicht am Mountainbike-Trail verwenden. Und zweitens ist der technologische Fortschritt in dem Bereich rasant.” Die vier ersten Jahre Firmenradl sind eine Story, die viele Gewinner kennt. Die Mission von Anfang weg: „Jedes sechste Fahrrad soll ein Dienstfahrrad aus unserem Hause sein.” Wachstumspotenziale gibt es einige – etwa im öffentlichen Dienst: Rund 800.000 Menschen arbeiten in Österreich in diesem Bereich. Bisher war ihnen Fahrradleasing aufgrund gesetzlicher Rahmenbedingungen weitgehend verwehrt. Vorarlberg ermöglicht Gemeindebediensteten mittlerweile das Dienstradleasing, in Oberösterreich sind die Weichen gestellt.

Und vielleicht blickt man auch noch über Österreichs Grenzen hinaus, wo es ebenfalls ein Intersport-Händlernetz gibt: „Das wäre naheliegend. Die Frage ist immer, ob es dort auch rechtlich möglich ist.” Mit dieser Erfolgsgeschichte im Gepäck ist das sicherlich einfacher.

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