Zielpunkt-Folgepleite: Schirnhofer ist insolvent
Schirnhofer
RETAIL Redaktion 01.12.2015

Zielpunkt-Folgepleite: Schirnhofer ist insolvent

Erste Gläubigerversammlung noch vor Weihnachten Sanierungsplantagsatzung Mitte Februar 2016

GRAZ/WIEN. Das Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung über den infolge der Zielpunkt-Pleite in die Insolvenz geratenen Fleisch- und Wurstwarenhersteller Schirnhofer GmbH ist gestern, am späten Dienstagvormittag, eröffnet worden. Das teilten die Kreditschützer AKV, Creditreform und KSV mit. Die erste Gläubigerversammlung findet am 17. Dezember statt, die Berichts- und Prüfungstagsatzung wurde am 28. Jänner 2016 angesetzt. Zum Insolvenzverwalter wurde der Grazer Advokat Georg Muhri bestellt. Die Anmeldefrist wurde vom Grazer Handelsgericht mit 14. Jänner 2016 festgesetzt. Die Sanierungsplantagsatzung schließlich soll am 11. Februar nächsten Jahres stattfinden.

Die Schirnhofer-Insolvenz wird nach Passiva und Beschäftigten die größte steirische Firmenpleite 2015. Die Schirnhofer GmbH im oststeirischen Kaindorf hat am Dienstag am Landesgericht Graz ein Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung beantragt, so Kreditschützer. Betroffen sind 269 Mitarbeiter und 276 Gläubiger. Die Überschuldung beträgt bis zu 21 Mio. Euro. Auslöser ist laut den Kreditschützer AKV, KSV und Creditreform zweifellos die Zielpunkt-Pleite. Allerdings hatte es offenbar schon einige Zeit zuvor Problem gegeben. Die Lieferungen an Zielpunkt machten rund 37 Prozent des Umsatzes aus. Die Insolvenzgläubiger sollen eine Quote von 20 Prozent bekommen, zahlbar innerhalb von zwei Jahren vom Tag der Annahme des Sanierungsplans. Eine Fortführung wird angestrebt.

Im Vorfeld war erwartet worden, dass der Fleisch- und Wurstwarenfabrikant Schirnhofer ein Verfahren mit Eigenverwaltung beantragen würde. Geschäftsführer ist Karl Schirnhofer (54), der sich 2011 aus der Geschäftsleitung zurückgezogen hatte und im Jänner 2014 wieder eingestiegen war. Gesellschafter sind die Schirnhofer Familien Unternehmen Holding GmbH zu 75 Prozent und die Schirnhofer Vermögensverwaltungs GmbH zu 25 Prozent. Die Jahresproduktion beläuft sich auf rund 12.000 Tonnen Fleisch- und Wurstwaren) sowie der Nutz- und Stechviehhandel - letzteres Vieh, das durch Halsschnitt- oder Stich geschlachtet wird.

Von den 269 Beschäftigten - davon 56 Angestellte, 204 Arbeiter und 9 Lehrlinge - waren bereits in der Vorwoche 70 beim Frühwarnsystem des AMS zur Kündigung angemeldet worden. Die Passiva belaufen sich laut Kreditschützerangaben auf zwischen 24,8 und 29 Mio. €, die Aktiva auf zwischen 8 und 10,9 Mio. Euro, zum Teil Liegenschaften, die belastet sein sollen, so die Creditreform. Die Mitarbeiter haben das Oktobergehalt noch bekommen, das Novembergehalt und Weihnachtsgeld sind ausständig.

Nach den Worten von Arbeits- und Sozialminister Rudolf Hundstorfer (SPÖ) ist noch abzuwarten, was das Gericht in Graz mit dem Insolvenzantrag des Fleischverarbeiters Schirnhofer mache. Beim oststeirischen Betrieb lebe aber noch das Prinzip der Hoffnung, dass eine Sanierung gelinge so, Hundstorfer am Rande des Ministerrats.

Durch den Wegfall von Zielpunkt wurden Restrukturierungsmaßnahmen erforderlich, wozu wohl die Kündigung von 70 bereits beim AMS gemeldeten Mitarbeitern zählt. Alle weiteren Maßnahmen erschienen offenbar so kostenintensiv, dass sie nicht mehr ohne Insolvenzverfahren abgewickelt werden konnten. Zu den Kunden zählen unter anderem Groß- und Einzelhandelunternehmen, Gastronomiebetriebe, Kaufhäuser und Großküchen. Der deutsche Markt wird über die Schirnhofer Deutschland Vertriebs GmbH beliefert.

Steirischer Holzhandels-Traditionsbetrieb Stark ebenfalls insolvent

Nach der Pleite der Schirnhofer-Fleischverarbeitungsbetrieben beantragte gestern auch die Lannacher Holzhandelsfirma Heinz Stark GmbH ein Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung. Die Überschuldung beläuft sich auf 3,1 Mio. €, betroffen sind 25 Dienstnehmer und 132 Gläubiger. (red)

BEWERTEN SIE DIESEN ARTIKEL

TEILEN SIE DIESEN ARTIKEL