Zum Schulstart wird tief in die Tasche gegriffen
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RETAIL Redaktion 01.09.2023

Zum Schulstart wird tief in die Tasche gegriffen

Trotz Teuerung wird kräftig in Ausrüstung und Geschenke investiert – bevorzugt im stationären Handel.

••• Von Paul Hafner

Der Schulstart rückt in greifbare Nähe: Für die Kinder und Jugendlichen aus Wien, Niederösterreich und dem Burgenland geht es am kommenden Montag los, die Schülerinnen und Schüler der restlichen Bundesländer beginnen eine Woche darauf. In Summe beginnt für mehr als 1,1 Mio. wieder der Schulbetrieb – und weil zum einen jede und jeder einzelne von ihnen einen umfassenden Bedarf an Schulmaterial hat und zum anderen der Schulbeginn gerne für Geschenke genutzt wird, kann das neue Schuljahr getrost als gehöriger Umsatzbringer für den Handel bezeichnet werden.

„Die Großen unterstützen die Kleinen. Ein Drittel der heimischen Konsumentinnen und Konsumenten plant Geschenke für den Schulstart. Im Schnitt geben sie heuer 125 Euro dafür aus, so viel wie noch nie. Das ist um 15 Prozent mehr als im Vorjahr, wo die Pro-Kopf-Ausgaben bei 109 Euro lagen”, berichtet Handelsverband-Geschäftsführer Rainer Will anhand eines zusammen mit MindTake Research veranstalteten „Consumer Checks”. Dabei tun sich gemäß Befragung große Differenzen zwischen den einzelnen Bundesländern auf: 157 € pro Kopf in Tirol und Vorarlberg stehen im Osten des Landes 112 (Wien) bzw. 116 € (Burgenland/NÖ) gegenüber.

Stationär ist erste Wahl

Neben den über Inflationshöhe gestiegenen Ausgaben vermag die Befragung auch mit der bevorzugten Wahl der Geschenke zu überraschen: Bekleidung (32%) rangiert auf dem Podest vor Schreibwaren (23%) sowie Büchern und Federpennals (22%). Zu den Profiteuren zählen weiters Süßwaren- (19%) und Sportartikelhandel (12%).

Was die beliebtesten Einkaufsstätten betrifft, bleibt der stationäre Fachhandel in Österreich laut Consumer Check die klare Nummer 1, wenn es um den Kauf von Produkten für den Schulstart geht. 52% der Befragten decken sich u.a. im Fachgeschäft ihres Vertrauens mit Schulbedarf ein (Vorjahr: 55%). An zweiter Stelle folgen fast gleichauf Discounter und Supermärkte mit jeweils 28 % (Vorjahr: 37 bzw. 31 %). In ausländischen Online-Shops kauft dagegen nach dem Corona-bedingten Boom nur noch jeder Vierte (24%; Vorjahr: 35%). Auch österreichische Online-Shops verzeichnen leicht sinkende Kundenzahlen (12%; Vorjahr: 15%).
„Der stationäre Fachhandel und die Fachmärkte dürfen sich auch heuer wieder auf den Schulstart freuen. Für die Österreicherinnen und Österreicher ist das Geschäft ums Eck die erste Wahl, wenn es um den Kauf von Schulsachen geht – ein klarer Beleg dafür, dass der Trend zum regionalen Einkauf auch in diesem Bereich ungebrochen ist”, analysiert Will.
Insgesamt fließen zwei Drittel der Schulstart-Ausgaben in den stationären Handel, ein Drittel in den Onlinehandel. „Mit kompetenter und schneller Beratung können unsere regionalen Händler auf ganzer Linie punkten”, streicht Will die Vorzüge des Stationärgeschäfts hervor.

Branche im Wandel

„Viele Fachhändler im Bereich Papier-, Büro- und Schreibwaren – aber auch filialisierte Marktteilnehmer – erzielen in den drei Monaten rund um den Schulstart etwa die Hälfte ihres jährlichen Umsatzes mit Schulbedarf”, erklärt Margarete Gumprecht, Obfrau der Sparte Handel in der Wirtschaftskammer Wien. Das Geschäft der Papier- und Schreibwarenhändler sei im August gut angelaufen, zudem würden viele Händler „kurz und rund um den Schulstart am 4. September noch mit einem verstärkten Kundenaufkommen” rechnen, so die Handelsobfrau.

Dennoch befinde sich die Branche in einem Wandel: „Das Geschäft mit Schulmaterialien ist immer noch sehr wichtig für die Fachhändler, hat aber nicht mehr die Bedeutung wie vor zehn Jahren.” Das liege auch daran, dass nicht mehr nur Papier- und Schreibwarenhändler Schulmaterialien verkaufen, sondern es hier viele Angebote am Markt gibt. Für die Fachhändler werden deshalb auch die Umsätze mit Papeterie sowie Party-, Mal- und Bastelartikel immer wichtiger. Zunehmende Beliebtheit bekomme auch der Kreativbereich und der Verkauf von Geschenkartikeln.

Nachhaltig ist gefragt

„Wir sehen eine deutlich steigende Nachfrage nach umweltfreundlichen Schulmaterialien”, berichtet Susanne Schürz, Geschäftsführerin von Österreichs Schulartikel-Marktführer Libro. Die in Österreich hergestellten Schulhefte und die CO2-neutrale Lieferung der Onlinehop-Bestellungen via Post komme bei der Kundschaft gut an; sortimentspezifisch seien etwa Rucksäcke aus recycelten PET-Flaschen sehr gefragt.

Andreas Auer, Obmann des Papier- und Spielwarenhandels in der WKÖ, pflichtet bei: Der Umweltgedanke werde immer wichtiger. „Dabei geht es nicht nur um qualitative und langlebige Produkte, sondern um solche mit einem geringen ökologischen Fußabdruck.” Viele Mitglieder der Branche würden etwa an der Aktion „Clever einkaufen für die Schule” des Klimaschutzministeriums teilnehmen. Für das laufende Jahr rechnet Auer mit einem Gesamtumsatz aus dem Titel „Schule” von rund 280 Mio. €. Der zunehmende Einfluss der Digitalisierung im Bildungs­system schlage sich auf die Umsätze mit Schreibwaren, Schulheften und sonstigem Schulbedarf indes noch nicht durch.

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