Die Datenautobahn kennt kein Geschwindigkeitslimit
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TECHNOLOGY CHRIS HADERER 08.04.2016

Die Datenautobahn kennt kein Geschwindigkeitslimit

Die Verbindungsgeschwindigkeiten im Internet steigen permanent. Österreich liegt international im guten Mittelfeld.

Geschwindigkeit ist alles. Das ist die zentrale Aussage des „State-of-the-Internet”-Berichts für das vierte Quartal 2015, den Akamai Technologies aktuell veröffentlicht hat. Über die Akamai Intelligent Platform des Content-Delivery-Network (CDN)-Services-Anbieters werden kontinuierlich Daten gesammelt, die Einblick in relevante Statistiken zur weltweiten Internetnutzung geben. Der aktuelle Report enthält unter anderem Daten zu Verbindungsgeschwindigkeiten, Breitbandverbindungen, schwerwiegenden Internetstörungen, zum Status von IPv4-Verbindungen und der Einführung von IPv6.

Österreich im Mittelfeld

„Der aktuelle Quartalsbericht zeigt einen erheblichen jährlichen Zuwachs bei den durchschnittlichen Verbindungsgeschwindigkeiten und der allgemeinen Breitbandverbreitung”, sagt David Belson, Autor des State-of-the-Internet-Report. „Das ist besonders deshalb wichtig, weil die Erwartungen der Konsumenten ständig steigen und dieses Jahr zahlreiche Großereignisse wie die Olympischen Spiele in Rio gestreamt werden. Die Entwicklung der wichtigsten Kennzahlen zeigt, dass zwar noch Einiges zu tun bleibt, immer mehr Teile der Welt aber in der Lage sind, Video­inhalte in Fernsehqualität über das Internet auszuliefern.”.

Der erste Rang in der D-A-CH-Region ging mit einer durchschnittlichen Verbindungsgeschwindigkeit von 16,7 Mbit/s und einem Jahresplus von 15% wie im Vorquartal wieder an die Schweiz; in der EMEA-Region bedeutete das den vierten Platz, weltweit Rang acht. Österreich kam im vierten Quartal 2015 auf eine durchschnittliche Verbindungsgeschwindigkeit von 12,3 Mbit/s, was einer jährlichen Zunahme von 26% entspricht. In der D-A-CH-Region lag Österreich damit auf Platz drei, in der EMEA-Region auf Platz 15 und im weltweiten Ranking auf Platz 27.
Auch bei den durchschnittlichen Spitzengeschwindigkeiten konnten alle drei Länder der D-A-CH-Region im Vergleich zum Vorjahr zulegen. Das größte Plus verzeichnete dabei Deutschland mit 25% auf 51,3 Mbit/s. In der Schweiz lag die Steigerung bei 16% auf 66,3 Mbit/s, in Österreich stieg der Wert um 16% auf 47,6 Mbit/s.
Der Anteil der Breitbandverbindungen mit über 10 Mbit/s machte in Deutschland im vierten Quartal 2015 43% aller Internetverbindungen aus; im Vergleich zum Vorjahr legte er damit einen regelrechten Satz um 79% hin. Weltweit lag die Bundesrepublik mit diesem Wert auf Platz 26 und EMEA-weit auf Platz 14. Die Schweiz brachte es im vierten Quartal 2015 auf eine Rate von 62%, was einen Anstieg um 10% gegenüber dem Vorjahr bedeutete. Weltweit erreichte die Eidgenossenschaft damit den vierten und EMEA-weit den zweiten Rang; in Österreich lag der Anteil der Breitbandverbindungen mit mehr als 10 Mbit/s bei 38% und damit um 43% höher als noch im Vorjahr. Das entspricht Platz 32 im weltweiten und Platz 18 im EMEA-Ranking.
Bei den Breitbandverbindungen mit mehr als 15 Mbit/s erreichte die Schweiz einen Anteil von 38%, bei einer Steigerung um 24% gegenüber dem Vorjahresquartal. Weltweit bedeutete das Platz acht und EMEA-weit Platz fünf; Deutschland erzielte einen Anteil von 23% – eine Steigerung um stolze 141% gegenüber dem Vorjahrsquartal. Auch Österreich konnte sich im vierten Quartal 2015 verbessern. Dort stieg der Anteil der Breitbandverbindungen mit über 15 Mbit/s im Vergleich zum Vorjahr um 44% und lag damit bei 19%.

Weltweites Wachstum

Der Wachstumstrend bei den durchschnittlichen Verbindungs- und Spitzengeschwindigkeiten setzt sich in fast allen europäischen Ländern sowie weltweit konstant fort: In Europa war Rumänien mit einem Quartalsanstieg von 1% auf 73,6 Mbit/s erneut die Nummer eins bei den durchschnittlichen Spitzengeschwindigkeiten. Insgesamt 15 europäische Länder verzeichneten durchschnittliche Spitzengeschwindigkeiten von mindestens 50 Mbit/s; im dritten Quartal 2015 waren es 13 Länder.

Die weltweite durchschnittliche Verbindungsgeschwindigkeit stieg gegenüber dem dritten Quartal 2015 um 8,6% auf 5,6 Mbit/s; das entspricht im Jahresvergleich einem Anstieg von 23%. Die höchste durchschnittliche Verbindungsgeschwindigkeit wurde mit 26,7 Mbit/s in Südkorea gemessen, gefolgt von Schweden mit 19,1 Mbit/s und Norwegen mit 18,8 Mbit/s. In den weltweiten Top Ten waren noch vier weitere europäische Länder vertreten: die Niederlande (17,0 Mbit/s), die Schweiz (16,7 Mbit/s), Finnland (16,6 Mbit/s) und Dänemark (16,1 Mbit/s).
Im Jahresvergleich hat sich die durchschnittliche Verbindungsgeschwindigkeit in allen europäischen Ländern positiv entwickelt. In Irland fiel das Wachstum dabei mit 0,7% am geringsten aus, während in Norwegen mit 65% der größte Anstieg zu verzeichnen war.
Nach einem geringen Rückgang im dritten Quartal 2015 konnte sich die weltweite durchschnittliche Spitzengeschwindigkeit im vierten Quartal 2015 erholen und stieg wieder um 1% auf 32,5 Mbit/s an; das entspricht einem Jahres­plus von 21%.

Gefahr für Unternehmen

Interessante Ergebnisse hinsichtlich der Datensicherheit zeigt auch eine von der deutschen Akami-Tochter Akamai Technologies GmbH durchgeführte Umfrage; demnach wurden mehr als ein Drittel der deutschen Unternehmen schon einmal das Opfer einer Cyber-Attacke. Weitere 18% der Befragten gaben zu Protokoll, sie wüssten nicht, ob ihr Unternehmen schon einmal attackiert worden ist, oder wollten keine Angaben dazu machen. „Das legt die Vermutung nahe, dass die Dunkelziffer noch deutlich höher sein könnte”, sagt Jürgen Metko, Regional Vice President Central Europe bei Akamai.

„Erschreckend viele deutsche Unternehmen waren bereits Opfer von Cyber-Attacken. Obwohl ihnen bewusst ist, dass Cloud-basierte Lösungen bei der Abwehr moderner Angriffe eine entscheidende Rolle spielen können, werden diese immer noch von nur wenigen Unternehmen genutzt. Das ist vermutlich der in Deutschland vorherrschenden Skepsis gegenüber der Cloud geschuldet. Es liegt nun an den Anbietern, diese Vorbehalte zu widerlegen”, meint Metko.
Als neues Phänomen kristallisierten sich im letzten Jahr sogenannte DDoS-Angriffe (bei denen Server durch Überbelastung praktisch stillgelegt werden) mit dem Ziel der Bitcoin-Erpressung heraus. Bis Mitte 2015 beobachtete das Prolexic Security Engineering & Response Team von Akamai beispielsweise Kampagnen, die auf das Konto der DD4BC-Gruppe gingen. Ende des Jahres trat dann das Armada Collec­tive auf. Beide Gruppen forderten per E-Mail Schutzgelder in Form der virtuellen Webwährung Bitcoin von Unternehmen und drohten für den Fall des Ausbleibens mit massiven DDoS-Angriffen.
Der Erfolg des Armada Collective animierte zudem bereits einige Nachahmungstäter. Dieser Trend scheint auch Deutschland erreicht zu haben. So ergab die Akamai-Umfrage, dass immerhin neun Prozent der Unternehmen, die von Cyber-Kriminellen attackiert wurden, von Angriffen mit dem Ziel der Bitcoin-Erpressung betroffen waren. Die Notwendigkeit von Cloud-basierten Lösungen zur Abwehr moderner Cyber-Angriffe scheint den IT-Sicherheitsverantwortlichen bewusst zu sein. So erkennen 57% der von Akamai Befragten etwa den Nutzen einer Client-Reputation-Lösung an.

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