Es war eine echte Gewissensfrage, vor der die Kärntner Frauenärztin Petra Hollmann vor einigen Jahren stand: „Wohin würdest du gehen wollen?”, fragte sie ihr Ehemann Robert. Der Hotelier und Schauspieler träumte nämlich davon, ein Hotel am Meer zu bauen. Dass sie gerade ihr drittes Kind erwartete, machte die Entscheidung auch nicht leichter. Wofür wäre sie bereit, ihre Arztpraxis in Klagenfurt aufzugeben, um irgendwo an einem schönen, südlichen Meeresstrand, wo es immer warm ist, ein komplett neues Leben zu beginnen?
Die Antwort lautete nach langem, intensivem Nachdenken Asien. Die Mystik und Spiritualität Asiens hatten sie schon lange fasziniert. Bevor sich Hollmann auf das Abenteuer Sri Lanka einließ, hatte sie schon viel auf die Beine gestellt: Ihre Schulbildung absolvierte sie in der Heimatstadt Klagenfurt, das Medizinstudium in Graz. Zwischen der Ausbildung zur praktischer Ärztin und der Ausbildung zur Fachärztin der Gynäkologie und Geburtshilfe in St. Veit brachte sie 1994 ihren Sohn zur Welt. 2001 eröffnete sie eine Privatpraxis in Klagenfurt und gründete 2003 eine zweite in Wolfsberg.
Schnitzeljagd bringt Ehemann
2007 lernte sie auf einer Schnitzeljagd durchs Ausseerland den Wiener Robert Hollmann kennen. Der gelernte Koch und Zuckerbäcker, leidenschaftlicher Gastgeber und Schauspieler in Personalunion, Besitzer und Gründer des charmanten Wiener Boutique- & Design-Hotels Hollmanns Beletage (einer Art Edel-WG für reisende Individualisten im Herzen von Wien) und des Hollmann Salons im Heiligenkreuzerhof (einer Stätte der Wiener Wirtshauskultur) machte anscheinend einen guten Eindruck auf die Ärztin, denn schon im Jahr darauf gaben sich die beiden im romantischen Maria Wörth das Jawort, und die erste Tochter wurde bald darauf geboren. 2010, während Petra Hollmann Töchterchen Nummer zwei erwartete, ging auch ihr Mann Robert schwanger – mit der Idee für sein neuestes Hotel-Projekt: Ein Hotel am Meer, an einem Ort, wo es immer warm ist und alle miteinander schön leben können.
Nach intensiven Recherchen und langer Suche mit einem Partner vor Ort fiel die Wahl auf ein Grundstück bei Dickwella an der Südspitze Sri Lankas, traumhaft schön auf einer mit Palmen bewachsenen Anhöhe über dem Indischen Ozean gelegen. Monate zäher Verhandlungen folgten, komplizierte Rechtsvorschriften mussten befolgt, Finanztransaktionen getätigt werden, bis schließlich der Kauf im Mai 2011 perfekt war. Petra Hollmann verpachtete ihre Praxis und wanderte 2012 mit Ehemann und den beiden zwei und vier Jahre alten Töchtern nach Sri Lanka aus, um das UTMT, das Underneath The Mango Tree Spa Resort Hotel, aufzubauen.
Jedoch sind das Tropenklima und die örtliche Bürokratie für Bauherren (und -frauen!) stets für verschiedenste Überraschungen gut. Nur wenige Holzarten halten dem Klima und den Termiten stand, und die salzhaltige, feuchtwarme Luft lässt eine „rostfreie” Edelstahlschraube nach einem halben Jahr so aussehen, als wäre sie zu Königin Viktorias Zeiten ins Holz geschraubt worden. Wenn die Zollbeamten nicht einsehen wollen, wozu man so viele Klobrillen braucht, kann ein Schiffscontainer schon mal ein paar Monate beim Zoll hängen bleiben. Und auch auf ein vollkommen anderes Zeitgefühl muss man sich als Europäer einstellen.
Angeblich macht man ja erst beim dritten Hausbau alles einigermaßen richtig. Und wenn man nun neben Tropenklima und Bürokratie auch noch europäisch-asiatische Mentalitätsunterschiede einrechnet, kann man sich vorstellen, vor welchen Herausforderungen die Bauherren standen. Bis zu 250 Menschen arbeiteten zugleich auf der Baustelle, ganz bewusst wurden Materialien und die Handwerkskunst Sri Lankas aufgegriffen.
Doch die vielen Herausforderungen ließen das Ehepaar Hollmann zur Höchstform auflaufen: An einem Freitag, dem 13. (Dezember 2013) war es so weit, und das UTMT konnte planmäßig eröffnet werden: Ein lockeres Ensemble von mehreren Gebäuden liegt zwischen rund 300 Palmen, von denen keine einzige gefällt werden musste. Die Architektur greift die Bautraditionen von Sri Lanka auf, Nachhaltigkeit und Schonung der Ressourcen waren wichtige Vorgaben vonseiten des Bauherrn. Wie in einem Bergdorf liegen in der charmanten, wienerisch-singhalesischen Melange aus Strand-, Ayurveda-, Boutique-Hotel mehrere Gebäude, von denen keines dem anderen gleicht, zwischen rund 300 Palmen und einigen jungen Mangobäumen. Schließlich heißt es ja „unter dem Mangobaum”.
Inner- und außerhalb des Resorts erwarten die Gäste Begegnungen mit der einmaligen Kultur und Natur Sri Lankas, das allein acht UNESCO-Weltkulturerbe-Stätten beherbergt.
Petra Hollmann kümmerte sich um die Buchungen und trieb die Promotion und die Entwicklung des UTMT voran. Zugleich blieb sie ihrer medizinischen Berufung treu. Allerdings durfte sie auf Sri Lanka nicht als Ärztin praktizieren, also unterstützte sie das Gesundheitswesen vor Ort eben auf andere Weise. So betreute sie den Ausbau einer Frauen-Vorsorgestation in Dickwella, sammelte in der Heimat Geld und Sachspenden für ein Altersheim und konnte bereits zwei Ultraschallgeräte, einen gynäkologischen Stuhl und viele Kleingeräte an das allgemeine Krankenhaus in Matara vermitteln.
Fortsetzung folgt: Turracher Höhe
Jetzt, da der Hotelbetrieb gut angelaufen ist, könnte sich Petra Hollmann ein wenig zurücklehnen und ihr Tropenparadies genießen. Doch die ältere Tochter muss ja jetzt im Herbst in die Schule, also ging es im Mai 2015 wieder zurück nach Klagenfurt. Petra wird also von Kärnten aus das Marketing und die Buchungszentrale sowie ihre sozialen Projekte organisieren, ihr Mann Robert spinnt schon wieder neue Pläne. Denn zu einem Stadt- und einem Strandhotel gehört unbedingt noch eine Bleibe auf der Alm, natürlich im Hollmannschen Stil. Ein schönes Plätzchen auf der Kärntner Turrach haben die beiden schon gefunden …