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Redaktion 05.04.2024

Der Bär ist weg, jetzt kommt der Frühling

Bei den Firmenübernahmen steht weltweit ein besseres Jahr bevor – auch in Österreich geht’s heuer aufwärts.

••• Von Reinhard Krémer

Die Situation für Firmenübernahmen, im Fachjargon M&A genannt, war nicht einfach: Geopolitische Spannungen, steigende Zinsen und die hohe Inflationsrate zeigen ihre Wirkung auch am heimischen M&A-Markt. Nachdem viele Deals erst im ersten Quartal des laufenden Jahres eingemeldet werden, liegen nun belastbare Zahlen vor. Laut Deloitte-Analyse sind 2023 die Transaktionen deutlich zurückgegangen.

„Nach einem insgesamt resi-lienten Jahr 2022 kam es nun zum erwarteten Einbruch. Die Anzahl an Deals mit österreichischer Beteiligung ist im vergangenen Jahr von 313 auf 230 gesunken – das ist ein Minus von 27 Prozent. Auch bei den erzielten Unternehmensbewertungen verzeichnen wir einen Rückgang”, analysiert Andreas Hampel, Director bei Deloitte Österreich. Trotz der schwierigen Rahmenbedingungen konnten aber auch 2023 einige Top-Deals an Land gezogen werden.
So übernahm etwa die Verbund AG operative Windkraftanlagen der EDP Renewables Europe SL um rund 460 Mio. €. Das Land Steiermark wiederum kaufte um 525 Mio. € 25% der Energie Steiermark AG. Insgesamt waren im vergangenen Jahr Technologie, Medien und Telekommunikation (TMT) sowie Industrie und Services die aktivsten Branchen. Der Immobilienbereich befand sich bei der Zahl der Deals 2022 noch im Spitzenfeld. Nun musste dieser einen drastischen Sinkflug hinnehmen.
„Der Sektor verzeichnet im Jahresvergleich ein Minus von 52 Prozent bei der Anzahl an Transaktionen. Zurückzuführen ist das vor allem auf die herausfordernde makroökonomische Lage mit hohen Zinsen und Baukosten sowie einer weiterhin ungewissen Marktlage. Viele Unternehmen im Immobilienbereich müssen Verbindlichkeiten restrukturieren und neue Projekte auf Eis legen, bis sich der Markt wieder normalisiert”, sagt Albert Hannak, Partner bei Deloitte Österreich.

Mehr Internationalisierung

Geprägt hat den österreichischen M&A-Markt in den vergangenen Monaten jedoch nicht nur die angespannte ökonomische Situation, sondern auch eine weitere Internationalisierung.

Zwar sanken die Deals österreichischer Unternehmen im Ausland aufgrund der allgemeinen Situation um fast ein Drittel, trotzdem machen sie noch immer 41% der Gesamttransaktionen aus.
Auch wenn die Zeiten aktuell schwierig sind, fällt der Blick in die Zukunft durchaus hoffnungsvoll aus: Vor allem die fortschreitende Digitalisierung mit dem wachsenden Einfluss von Künstlicher Intelligenz und die Energiewende dürften in den kommenden Monaten wesentliche Treiber der Transaktionsaktivitäten sein, meint man bei Deloitte.

Heuer wird es besser

Das sehen auch die Experten von PwC so: Für 2024 wird erstmals wieder ein Aufschwung am globalen und heimischen M&A-Markt erwartet. Das prognostiziert der aktuelle Global M&A Industry Trends Outlook 2024 von PwC. Ein Motor der Deals-Aktivität in Österreich sind zunehmend Investitionen in erneuerbare Energien, Recycling-Technologien und die Kreislaufwirtschaft.

Es tut sich schon allerhand

Das lässt sich auch an aktuellen M&A-Aktivitäten ablesen. So übernimmt Borealis das italienische Recycling-Unternehmen Rialti sowie das flämische Unternehmen Renasci. Verbund kaufte das oberösterreichische PV-Unternehmen Solarpower. Die OMV erwarb eine Beteiligung an der kanadischen Eavor Technologies, die geothermische Lösungen entwickelt.

Für 2024 wird am globalen M&A-Markt ein Aufschwung erwartet. Ein wesentlicher Grund dafür sind stabilere Finanzmärkte, die durch eine nachlassende Inflation und die erwarteten Zinssenkungen begünstigt werden.
Weiters haben die geringeren M&A-Aktivitäten im Jahr 2023 zu einem Rückstau geführt. Zudem erhöhen Megatrends wie KI, Digitalisierung und der Klimawandel nach wie vor den Druck auf Unternehmen, ihre Geschäftsmodelle umzugestalten, was das Wesen des Deal-Geschäfts ausmacht.

Erwachen aus Winterschlaf

Auch für Österreich wird 2024 eine hohe Deals-Aktivität erwartet. Zudem verfügt die österreichische Deals-Landschaft über einen stabilen Mid-M&A-Markt, in dem Finanzierungen für Transaktionen trotz hoher Zinsen meist noch durchführbar sind. 41% der CEOs in Österreich gaben 2023 an, zumindest eine Übernahme in den nächsten drei Jahren zu planen (Quelle: 27. Annual Global CEO Survey von PwC).

RBI will Strabag-Anteile

Mit dem geplanten Kauf von Strabag-Anteilen durch die Raiffeiesenbank International (RBI) um 1,5 Mrd. € kündigt sich für 2024 bereits ein Milliardendeal an.

Auch auf globaler Ebene wurden für 2024 bereits mehrere Megadeals verlautbart, welche den positiven Marktausblick stärken, darunter die geplante Übernahme von Juniper Networks durch Hewlett Packard Enterprise (14 Mrd. USD) sowie die geplante Übernahme von Global Infrastructure Partners durch Blackrock (12,5 Mrd. USD).

Das Ende des Bärenmarktes

Die Voraussagen gehen davon aus, dass die globalen M&A-Märkte im Laufe des Jahres einen neuen Aufwärtstrend verzeichnen und die Aktivitäten stetig zunehmen werden.

Dieser Aufschwung signalisiert für 2024 sogar das Ende einer der schlimmsten Bärenmärkte für M&A seit einem Jahrzehnt, so die PxC-Experten. Die Sektoren Energie, Technologie und Pharma weisen dabei die größten Potenziale für globale M&A-Aktivitäten auf.

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