••• Von Reinhard Krémer
Die Digitalisierungswelle rollt auf Hochtouren durch die Alpenrepublik. Doch sie ist längst noch nicht in allen Unternehmensbereichen angekommen. Zwar bringt sie viele Vorteile mit sich und stellt einen Erfolgsfaktor für die Wirtschaft dar, doch die praktische Umsetzung stellt vor allem KMU vor große Probleme.
Im Bereich der Finanzplanung eröffnen sich hier neue Möglichkeiten. Denn die richtige Finanzplanung ist das Um und Auf der Unternehmensführung – doch die ist meist langfristig angelegt. Das birgt gefährliche Fallen in sich.
Denn 90% der österreichischen Unternehmen haben keinen kurzfristigen Finanzplan – dies bedeutet, dass sie kaum auf ihre Liquidität achten. Hier kann die Digitalisierung sinnvoll und nutzbringend im Unternehmen eingesetzt werden. „In der Praxis werden in vielen Unternehmen monatlich kurzfristige Erfolgsrechnungen erstellt – wenn überhaupt –, aus denen aber nur der Gewinn oder Verlust ersichtlich ist”, erklärt Roland Beranek, Leiter der BMD Akademie.
Gewinne und keine Liquidität
„Gefährlich wird es für ein Unternehmen dann, wenn es wohl Gewinne schreibt, aber die Liquidität am Ende ist. Der Grund für diese Schieflage sind Forderungen, die nicht rasch eingetrieben werden, jedoch Mitarbeiter, Steuern, Lieferanten, Banken usw. bedient werden müssen. Nicht fristgerechte Finanzierungen führen ebenfalls zu massiven Liquiditätsstockungen oder Ausfällen”, so Beranek.
Zahlungsflüsse ermitteln
Mit einem kurzfristigen Finanzplan – vorausplanend aus IST-Daten der tagfertigen Buchhaltung über zwölf Wochen bzw. drei Monate – haben Unternehmen die geplante und reale Liquidität immer im Fokus und sehen, ob es einen Liquiditätsbedarf oder Überschuss gibt. Ermittelt werden dabei die Zahlungsflüsse, z.B. nach Kalenderwochen anhand der offenen Posten. Dabei werden die effektiven Zahlungsgewohnheiten aus der Zahlungsvergangenheit des Kunden errechnet und ein Schnitt daraus ermittelt. So ist eine realistischere Prognose möglich als bei der Ermittlung nach den Wunschzahlungszielen.
Zudem kann ein Kunde als Skonto- oder Nettozahler oder mithilfe der Bonitätsanalyse laut durchschnittlichem oder gewichtetem Zahlungsziel eingestuft werden.
Darüber hinaus können auch manuell Zahlungen erfasst bzw. Kunden und einzelne Rechnungen für Berechnungen gesperrt werden. Der ausgewiesene Bonitätsindex (100 = sehr gut, 600 = sehr schlecht) orientiert sich von seiner Darstellung her an denen von professionellen Auskunfteien. Die Bonitätsanalyse lässt sich auch hervorragend als Frühwarninstrument zur Erkennung von Zahlungsausfällen einsetzen.
Werteermittlung abgrenzbar
Die kurzfristige Finanzplanung mit Darstellung des Mittelbedarfs oder Überschusses in maximal zwölf Folgeperioden ist damit möglich. Die Perioden können Tage, Kalenderwochen oder auch Dekaden sein.
Die Werteermittlung erfolgt aus den Kunden-/Lieferanten-Konten und aus zeitlich abzugrenzenden Zahlungsverpflichtungen, wie Personalkosten, Finanzamt usw. Als Ergebnisse erhalten die Finanzplaner die Entwicklung des Girokontos mit und ohne Berücksichtigung des verfügbaren Bankrahmens in dem von ihnen festgesetzten Zeitraum.
Volle Kontrolle
Mit dem Sperrkennzeichen behalten die Unternehmen die Kontrolle über ihre Kunden, weil sie sowohl Kunden als auch einzelne Rechnungen für die Berechnung sperren können. Die Daten werden aus der Finanzbuchhaltung übernommen und können beliebig ergänzt werden.
Für diverse Ausgaben (Strom, Miete) sind spezielle Zahlungspläne definierbar. Mit dem Kunden individuell festgelegte Ratenvereinbarungen können zusätzlich hinterlegt werden. Erfassbar sind auch manuelle Zahlungen.