••• Von Reinhard Krémer
WIEN. Im heurigen Jahr werden die Risiken nicht weniger: Jene, die letztes Jahr aufgetaucht sind, bleiben auch heuer bestehen, und das globale Wachstum wird vom Kreditversicherer Coface auf schwache +2,7 Prozent prognostiziert (nach +2,5 Prozent 2015). Im Vordergrund stehen die stärker werdenden politischen Spannungen sowohl in den Industrie- als auch den Schwellenländern.
Die Wahlen in den USA und vor allem der drohende „Brexit” von Großbritannien (zwei Industrieländer, die das Wachstum der Eurozone 2015 übertroffen haben) könnten das Geschäftsklima beeinträchtigen.
Kein Samba in Brasilien
Die Terrorgefahr könnte zu verstärkten nationalistischen Bestrebungen führen. Im Political Risk Index von Coface stechen die Türkei und Brasilien durch die steigende politische Instabilität zwischen 2007 und 2015 und der damit einhergehenden Verschlechterung der wirtschaftlichen Situation hervor.
Brasilien, wo sich die politische Krise sowie die Rezession 2016 fortsetzen werden, wurde daher zum zweiten Mal in weniger als einem Jahr abgewertet und ist nun auf Stufe C.
Wachstum moderat
Insgesamt erwartet Coface für die Industrieländer ein moderates Wachstum von +2 Prozent. Die größten Schwächen bleiben deren Abhängigkeit von den Rohstoffpreisen, der Abschwung in China und die Unbeständigkeit der Finanzmärkte.
Der Trend der niedrigen Barrel-Preise wird sich auch 2016 durch den anhaltenden Überschuss an Öl fortsetzen – auch durch die Rückkehr Irans auf den Markt. Kanada wurde vom Sinken der Investitionen im Öl-Sektor und dem daraus resultierenden Rückgang der Einnahmen stark betroffen und ist daher aus der besten Bewertungsstufe gefallen und nun auf A2 eingestuft. Der anhaltend niedrige Ölpreis hat jedoch einen positiven Effekt auf Haushalte und Unternehmen in manchen Industrieländern. Mit Ausnahme von Japan und Italien hat der niedrige Ölpreis die Investitionen der Unternehmen – vor allem in Spanien und Großbritannien – angekurbelt.
Japan, so die Coface-Experten, ist ebenfalls unter den potenziellen Opfern des stärker als erwarteten Nachlassens der chinesischen Wirtschaft, da 18 Prozent der Exporte in dieses Land gehen.
Eurozone im Aufwind
In der Eurozone – wo ein Wachstum von +1,7 Prozent 2016 erwartet wird – verbessert sich die Situation der Unternehmen sukzessive. Dies wird auch durch die Insolvenzstatistiken für Frankreich, Deutschland, Italien (Rückgang zwischen –3,5 Prozent und –5 Prozent in den ersten neun Monaten 2015 im Vergleich zu 2014) und vor allem Spanien (–26 Prozent) unterstrichen. Das Wachstum Italiens wird von der Inlandsnachfrage gestützt, welche vom wiederaufkeimenden Vertrauen und dem Fortschritt bei Strukturreformen profitiert. Die Bewertung Italiens mit B wurde daher auf die positive Watchlist gesetzt.
Die Situation der Schwellenländer, wo sich das Wachstum in den letzten fünf Jahren halbiert hat (+3,9 Prozent für 2016 erwartet), wird zusätzlich durch die steigende Verschuldung der Unternehmen erschwert. Sinkenden Rohstoffpreise und die stark expansive Geldpolitik als Folge der Lehman Brothers-Krise verstärken den Trend. Nur Zentraleuropa bleibt davon bis dato unbeeindruckt. Ungarn (Bewertung um eine Stufe auf A4 verbessert) und Lettland (B positive Watchlist) stechen durch ihr solides Wachstum hervor.