••• Von Reinhard Krémer
Die Coronakrise hat auch in Österreich ihre Spuren hinterlassen und neben den gesundheitlichen Risiken vielerorts auch zu Kurzarbeit, Arbeitslosigkeit und Unternehmensschließungen geführt. Eine Umfrage von Imas Austria, im Auftrag von Erste Bank, Sparkassen und Wiener Städtische geht den Auswirkungen auf den Grund.
Für die kommenden Monate zeichnen die Österreicher ein eher düsteres Bild: 67% der Befragten gehen von einer allgemeinen Verschlechterung der wirtschaftlichen Verhältnisse und Lebensqualität der Menschen aus.
Einsparungen im Fokus
Knapp zwei Drittel (64%) sind davon überzeugt, dass sich der Alltag nach der Coronakrise stark verändern wird. Ein weiteres Ergebnis der Umfrage: Schon die Hälfte der Österreicher (46%) hat bereits darüber nachgedacht, ihren Lebensstandard zu ändern und Einsparungen im Bereich des täglichen Lebens vorzunehmen.
Danach befragt, wie stark man selbst oder Personen im eigenen Haushalt aufgrund der Corona-krise von finanziellen Einbußen durch beispielsweise Kurzarbeit, Jobverlust oder Umsatzrückgängen betroffen sind, antworten 68% mit „eher nicht” bzw. „überhaupt nicht stark betroffen”.
Maßnahmen umgesetzt
Thomas Schaufler, Privatkundenvorstand der Erste Bank: „Demzufolge geben auch 78 Prozent an, vor der Krise geplante Vorsorgemaßnahmen tatsächlich getätigt zu haben. 15 Prozent haben dies auf einen späteren Zeitpunkt verschoben. Das ist natürlich legitim, aus den Augen verlieren sollte man die finanzielle Vorsorge aber keinesfalls.”
Die Coronakrise hat das Vorsorgeverhalten der Menschen aber generell nicht stark verändert. 64% haben gleich viel Geld in ihre private Pensions- und Gesundheitsvorsorge investiert. 23% geben an, weniger und acht Prozent meinen, mehr Geld zur Seite gelegt zu haben.
Staatliche Rente reicht selten
Apropos Pension: Wenn die Menschen in Österreich an die eigene staatliche Pension denken, glauben lediglich 45% der Befragten daran, dass es diese in der heutigen Form bis zu ihrem eigenen Pensionsantritt überhaupt noch geben kann.
„Viele sind daher der Überzeugung, dass sie hinkünftig tendenziell mehr private ergänzende Vorsorge für den Lebensabend treffen werden müssen – eine durchaus realistische Einschätzung, wenn man bedenkt, dass neben den demografischen Veränderungen nun auch noch die steigende Staatsverschuldung aufgrund der Coronakrise das Budget zusätzlich belastet”, meint Manfred Bartalszky, Vorstand der Wiener Städtischen und verantwortlich für den Bankenvertrieb Marke s Versicherung.
Private Vorsorge bedeutend
Eine überwiegend zurückhaltende Einschätzung wird auch in puncto gleichbleibenden Lebensstandards – alleine durch die staatliche Pension – abgegeben: Sieben von zehn befragten Österreichern (70%) glauben nicht, dass sich das ausgehen kann, was auch die hohe Bedeutung der privaten finanziellen Vorsorge erklärt. Die Bedeutung der finanziellen Vorsorge ist für acht von zehn befragten Menschen im Land (80%) gerade in Krisenzeiten hoch, was sich auch im Trendvergleich zeigt.
Demzufolge werden hierzulande im Schnitt 161 € im Monat für die private Pensions- und Gesundheitsvorsorge investiert; Männer legen dabei im Schnitt 204 € und Frauen 110 € monatlich zur Seite.
Das sind die Top-Themen
Unter den Top-Vorsorgethemen der Österreicher, also jenen Lebensbereichen, für die man jedenfalls gerne bereit ist, privat ergänzend vorzusorgen, stehen zwei Themen ganz klar im Fokus: Die eigene Pension (64%) und das Thema Gesundheit (63%).
Überraschend: Erst an dritter Stelle kommt die Familie, gleichauf mit kurzfristig verfügbaren finanziellen Reserven (56%). Spontan befragt, was unter finanzieller Vorsorge verstanden wird, nennt ein Drittel (+6% zu 2019) das Sparen bzw. die Schaffung finanzieller Rücklagen.
Auf Platz 2 mit 21% der Nennungen schafft es die Pensions- und Altersvorsorge, gefolgt vom Kauf von Fonds, Wertpapieren oder Aktien (13%).
Anlage-Klassiker gefragt
In der Umfrage wurden auch die bevorzugten Spar- und Vorsorgeprodukte abgefragt. Die Top 3-Vorsorgeprodukte der Österreicher sind das Sparbuch (58%), gefolgt von der Lebensversicherung (42%) und dem Bausparvertrag (39%).
Danach folgen jedoch bereits Fondssparpläne (20%), Wertpapiere (17%) sowie Gold und Immobilien mit 15% bzw. 13%.
Bemerkenswert: Das Thema der nachhaltigen Veranlagung gewinnt immer mehr an Bedeutung. So geben bereits knapp sechs von zehn Befragten (58%) an, dass ihnen Nachhaltigkeit bei der persönlichen Vorsorge bzw. Veranlagung wichtig ist.
Auf die Frage, ob der Nachhaltigkeitsgedanke im Finanzbereich in Zukunft wichtiger werden wird, geht die Hälfte (49%) von einer Bedeutungszunahme aus.