LOS ANGELES. Der aus Vorarlberg stammende Biotech- und Virenexperte Norbert Bischofberger hat einst das Grippemittel Tamiflu entwickelt und das Medikament Sovaldi gegen das Hepatitis-C-Virus zur Marktreife gebracht. Im medianet-Interview spricht er über Corona.
medianet: Wie gefährlich ist das Virus aus Ihrer Sicht?
Norbert Bischofberger: Die Informationen, die wir aus China und anderen Ländern haben, zeigen, dass die Erkrankung oft einen leichten Verlauf nimmt. Schwer betroffen sind alte und gebrechliche Menschen und solche mit Vorerkrankungen. Diagnostiziert werden aber nur jene, die Symptome haben. Auf jeden Diagnostizierten kommen vermutlich 100 mit leichteren Verläufen, die nicht auffallen. Das bedeutet, dass das Virus nicht so gefährlich sein könnte.
medianet: Heißt das, dass viele Infizierte unerkannt bleiben?
Bischofberger: Vermutlich ja. Es kann schon länger bei uns und weiter verbreitet sein, als man denkt. Das bestätigt sich etwa dadurch, dass in vielen Ländern wie in Italien beim ersten Patienten der Weg der Infektion nicht mehr nachvollzogen werden kann. Das Virus wird erst dann sichtbar, wenn der erste Patient mit schweren Symptomen im Spital liegt.
medianet: Wann gibt es eine Therapie oder Impfung?
Bischofberger: Ich schätze, wenn alles glatt läuft, haben wir erst Ende 2021 einen Impfstoff. Neben der Frage, welche Vakzine wirkt, stellt sich auch die Frage, wie lange der Schutz anhält. Manche Impfungen brauchen ja eine Zweitimpfung. Auch die Therapie ist komplex: Bei Corona kennt man den Punkt noch nicht, wo man noch rechtzeitig agieren kann. Wir wissen auch noch zu wenig über die Inkubationszeit und wann der Höhepunkt der Krankheit ist. (rüm)
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