Leitartikel ••• Von Sabine Bretschneider
PROGNOSEN. 1972 stellen die US-Ökonomen Dennis und Donella Meadows im Auftrag des Thinktanks Club of Rome ihren Bericht zur Zukunft der Weltwirtschaft vor: „Die Grenzen des Wachstums” (The Limits to Growth). Inzwischen zig Millionen Mal verkauft, beschäftigte er sich mit der Zunahme der Weltbevölkerung, Industrialisierung, Umweltverschmutzung, Nahrungsmittelproduktion und Ausbeutung von natürlichen Rohstoffen. Eine damalige Besonderheit war, dass die Simulationen mithilfe von Computern erstellt wurden(!). Fazit des Berichts: Die Menschheit werde – wenn sich nichts Grundlegendes ändert – innerhalb von hundert Jahren ihre Lebensgrundlage „irreparabel geschädigt haben”. Allein, die Autoren hatten unter anderem ein baldiges Versiegen der Erdölquellen vorhergesagt. Das passierte nicht – und reichte für die zahlreichen Kritiker aus, den Inhalt der Studie eine Zeit lang en gros als Unfug abzutun.
Inzwischen gibt es die „Grenzen des Wachstums” in einigen adaptierten Neuversionen, die Prognosen sind um Potenzen genauer – auch wegen der massiv gestiegenen Rechenleistung moderner Computer. Die Ergebnisse verändern sich dennoch nicht gravierend. In den meisten errechneten Szenarien ergibt sich ein Überschreiten der Wachstumsgrenzen und ein anschließender Kollaps („overshoot and collapse”) bis spätestens 2100; im Falle von „business as usual” ab 2030.
Ernst Ulrich von Weizsäcker, heutiger Ehrenpräsident des Club of Rome, setzt seine Hoffnungen auf die neue Öko-Jugendbewegung und Symbolfiguren wie Greta Thunberg. Dennis L. Meadows erhielt kürzlich den Deutschen Kulturpreis. In einem Gespräch mit der Süddeutschen geht es auch um den Report aus 1972 – und die ausbleibende Reaktion auf dessen Warnungen. Einen Wandel werde es dennoch geben, sagt Meadows. Die einzige Frage sei, „ob dieser vom Menschen angestoßen wird, etwa durch Geburtenkontrolle, oder ob der Planet ihn einfordere – mit drastischeren Mitteln”.