••• Von Sascha Harold
WIEN. Die Mindshare GmbH ist Österreichs drittgrößte Mediaagentur, international ist das Agenturnetzwerk in 86 Ländern vertreten und beschäftigt mehr als 9.300 Menschen. Die Geschicke der österreichischen Dependance leitet seit drei Jahren Ursula Arnold. Wie blickt sie auf die herausfordernde Zeit der Covid-Pandemie zurück? „18 Monate Pandemie lassen sich nur schwer zusammenfassen. Die ersten Wochen waren sicher hart, wir haben aber schon zu Beginn der Pandemie in China begonnen, technische Systeme zu testen. Deshalb waren wir auch im März und April 2020 zu 100 Prozent leistungsfähig”, fasst Arnold zusammen.
Normales Geschäft
Abgesehen von Phasen der Kurzarbeit sei auch das Geschäft vergleichsweise normal weitergelaufen. Arnold: „Wir haben im März 2020 sicher schwärzer prognostiziert als es dann gekommen ist.” Das liege auch an einem starken vierten Quartal.
Digitalisierung bleibt zentral
Dass Mindshare die Krise vergleichsweise gut überstanden hat, liegt auch an der vielfältig aufgestellten Kundenstruktur. Neben Volvo, der Raiffeisen Group oder den Austrian Airlines hat die Agentur 2019 außerdem den größten Media-Etat des Landes gewinnen können, die Rewe Gruppe. Gerade der Lebensmitteleinzelhandel musste in der Pandemie seine Geschäfte nicht wesentlich einschränken und fallweise sogar mehr als üblich kommunizieren. „Der Lebensmittelhandel war geöffnet und musste auf die Pandemie reagieren. Beispiele dafür sind etwa das Projekt ‚Alles gurgelt' oder die Impfangebote, die es mittlerweile an den Kassen gibt. Das sind alles Kommunikationsmaßnahmen, die wir natürlich gerne unterstützen und die den Menschen weiterhelfen”, erläutert Arnold.
Vor allem im Social Media- und Content Marketing hat sich in letzter Zeit einiges getan. Für Schlumberger konnte Mindshare eine Social Media-Ausschreibung gewinnen und übernimmt die gesamte Betreuung bis hin zur Bild- und Videoproduktion. Generell profitiert Mindshare vom Fokus auf Digitales. „Wir haben ein Team von zehn bis 15 Digitalspezialisten, die nicht nur den Einkauf abwickeln, sondern auch performancegetriebene Kampagnen steuern”, so Arnold. Was klug eingesetzte digitale Instrumente sonst noch ermöglichen, zeigt der Mindshare Loop, der den Kunden Echtzeitanalysen und die Steuerung aller Onlinekampagnen ermöglicht. Seit sieben Jahren ist das Tool im Einsatz, Kunden würden es immer stärker nachfragen, so Arnold. Geschwindigkeit ist generell einer der wichtigsten Pfeiler bei Mindshare. Gerade in einer technologisierten Welt braucht es rasche Anpassungen an aktuelle Trends und Entwicklungen.
Entgegen allem Drang zu mehr Digitalisierung brachte die Pandemie eine Rückkehr zu klassischen Medien wie Print oder vor allem auch Radio. Das war dem Informationsbedürfnis des Publikums geschuldet, das vor allem zu Beginn der Gesundheitskrise hoch war. Ob diese Entwicklung nachhaltig sein wird, ist allerdings fraglich. Arnold: „Wir haben nach den ersten Öffnungen am 19. Mai gesehen, dass es vor allem bei der jungen Zielgruppe keine höhere Nutzung der klassischen Medien gibt.” Der Trend gehe bei den Jungen aber weiter sehr stark zu digitalen Kanälen, so Arnold weiter. Von der Mediennutzung insgesamt erwartet sich Arnold eine stabile Entwicklung und – wie bereits im Vorjahr – ein starkes viertes Quartal. Einzelne Gattungen wie Out-of-Home, die zu Beginn der Pandemie stark getroffen wurden, hätten sich mittlerweile erholt und konnten sich außerdem durch ihre digitalen Ausprägungen stabilisieren.
Neuer Planungshorizont
Kundenseitig hat sich in letzter Zeit vor allem der Planungshorizont geändert: „Wir bekommen kaum mehr Jahresbudgets, sondern quartalsweise Buchungen. Die Kunden planen sehr kurzfristig”, so Arnold. Um die gewünschten Reichweiten zu erzielen, seien jedenfalls Buchungen in die heimischen Medien weiterhin wichtig.
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