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Redaktion 16.08.2023

"The Bear" bei Disney+: Ein köstlicher zweiter Gang

Die 2. Staffel der amerikanischen Hitserie ist noch schmackhafter als die erste. Ab dem heutigen Mittwoch auf Disney+.

BURBANK/WIEN. "The Bear" war eine der besten Serien des vergangenen Jahres. Christopher Storers Küchenkammerspiel schwelgte in der richtigen Mischung aus sauren Traumata und gesalzenen Schreiduellen mit ein wenig menschlicher Wärme von Fett. Die neue Season ist noch besser, weil sie schmackhafte Proust'sche Cannoli und herausragende "Beilagen", wie Jamie Lee Curtis und Olivia Coleman, zu bieten hat. Abrufbar ab Mittwoch (16. August)

Es wird immer noch gebrüllt, geflucht, gekocht und all das während R.E.M. und David Byrne das "Chaosmenü" musikalisch begleiten. Aber die zweite Staffel von "The Bear" hat die Süße eines italienischen Desserts, das in der ersten Staffel gefehlt hat. Und wie das bei jedem guten Essen der Fall ist, steht man am Ende mit einem vollen Bauch vom Tisch auf.

Im Grunde ist es immer noch Carmys Geschichte, Jeremy Allen Whites Wunderkoch mit den Boticelli-Gesichtszügen, der den heruntergewirtschafteten Chicagoer Sandwichladen seines verstorbenen Bruders übernommen hat, aber anstatt den Hauptgang noch stärker auf ihn zu richten, gibt die Fortsetzung dem gesamten Ensemble mehr Raum zum Atmen. Das neue titelgebende Gourmetrestaurant soll in ein paar Monaten eröffnet werden, was bedeutet, dass sie alle auf die ein oder andere Art wachsen müssen.

Richie, ein liebenswerter Taugenichts, gespielt von Ebon Moss-Bachrach, fragt sich nach seiner Bestimmung im Leben während er in einem Sternerestaurant Gabeln polieren muss, wo er Olivia Coleman beim Pilzeputzen begegnet. Die Köchin Sydney (Ayo Edebiri) geht auf eine kulinarische und optisch hinreißende Reise durch Chicago, und der sanftmütige Konditor Marcus (Lionel Boyce) wird nach Kopenhagen geschickt, um eine Lehre bei Will Poulters Dessertkönig zu machen.

Es gibt auch diesmal wieder genug Foodporn für alle. Es gibt im Grunde so viele Nahaufnahmen von Nudeln in brauner Butter mit Pesto, saftigem Rindfleisch und warmen Brotbäuchen, die weit aufgerissen werden, dass einem der Speichel im Mund zusammenläuft. Auch der Blutdruck der Serie ist wie immer hoch. Zu den verschiedenen Krisen in dieser Staffel gehören verletzte Egos, Schimmelpilz an den Wänden und ausstehende Baugenehmigungen. Irgendwo tickt eine Uhr. "Yes, Chef!" schreit das Küchenpersonal. Zwischendurch kommt ein kleiner Trost: "Es ist nicht deine Schuld, es ist die des Schimmels", sagt einer zum anderen und legt die Hand auf seine Schulter. Carmy bekommt eine zweite Chance mit seiner Traumfrau (Molly Gordon) und die Serie damit einen Hauch von Romantik.

Und gerade wenn man glaubt, die Dinge werden zu fröhlich, kommt mit der 6. Folge ("Fishes") eine albtraumhafte Erinnerung an ein gesetzloses Weihnachtsessen der Familie Berzatto. Es ist eine einstündige Meisterklasse der Schauspielerei, eine hysterische Tragikomödie auf Opernniveau mit den besten Cameos, die einem alles erzählen, was man darüber wissen muss, warum diese Familie so is(s)t, wie sie is(s)t. Jamie Lee Curtis' betrunkene Matriarchin fährt mit einem Auto durch die Haustür. Jon Bernthal bewirft Bob Odenkirk mit Gabeln. Grausame Beleidigungen werden ausgetauscht. Ein Teller wird zerschlagen. Es ist das Urchaos, aus dem Carmy hervorgegangen ist, und es ist die tiefe Quelle seiner traurigen, blauen Augen, die am Ende fassungslos auf einen Haufen süßer, kandierter Cannoli starren.

Manchmal ist ein Cannolo nur ein Cannolo. Aber die Serie von Christopher Storer ("Ramy") wird mit viel Liebe zum Detail zubereitet. Alles hat eine Bedeutung, und hinter den sizilianischen Röhrchen verbirgt sich ein Thema, das sich durch die gesamten zehn Folgen zieht: Kann aus einem Trauma etwas Gutes entstehen? Die Antwort darauf ist ein pikantes Cannolo mit goldenen Kaviarperlen und Pistaziensoße. (Von Marietta Steinhart/APA)

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