EU-weit/WIEN. TikTok wird noch heuer beginnen, europäische Nutzerdaten an drei Speicherstandorte in der EU zu überführen. Der Prozess solle Ende 2024 abgeschlossen sein. Das sagte Tim Klaws, Head of Government Relations and Public Policy bei TikTok, in einem Gespräch mit der APA. Damit sollen auch Vorwürfe hinsichtlich mangelndem Datenschutz ausgeräumt werden. Die EU-Kommission hatte zuletzt ein Verbot der App auf Diensthandys von Mitarbeitern ausgesprochen.
"Wir sind dabei, mit der Migration der Daten von Nutzerinnen und Nutzern in Europa von Servern in den USA, Singapur und Malaysia auf die drei Datencenter in Europa - zwei in Irland, eines in Norwegen - zu beginnen", so Klaws gegenüber der APA. "Da wollen wir im Laufe des Jahres starten." Bei über 150 Millionen Nutzerdaten in Europa - explizite Zahlen für Österreich liegen nicht vor - werde der Prozess "jedoch ein bisschen Zeit in Anspruch nehmen", hieß es. "Neue Nutzerdaten sollen natürlich schon früher auf den Servern liegen." TikTok sprach in diesem Zusammenhang von Investitionen von mehr als einer Milliarde Euro jährlich.
Für das unternehmensintern als "Project Clover" bekannte Projekt will TikTok auch einen europäischen Drittpartner mit ins Boot holen. "Die Überprüfung der Datenzugriffe und die Firewall sozusagen, die erfolgt durch den Drittpartner", betonte Klaws. Mit konkreten Details hält sich das Unternehmen jedoch noch zurück. Man befinde sich aktuell dazu in den "finalen Verhandlungen".
Zuletzt geriet das Unternehmen nach dem vereitelten Anschlag auf die Regenbogen-Parade in Wien in die Schlagzeilen. Die drei Beschuldigten im Alter von 14, 17 und 20 Jahren sollen sich unter anderem über Prediger auf der Kurzvideo-Plattform radikalisiert haben. Der deutsche Terrorismusforscher Peter R. Neumann vom Londoner Kings College übte daraufhin Kritik an der App. So habe TikTok noch nicht ausreichend gegen solche Tendenzen getan. "Solche Plattformen wachsen relativ schnell und bauen erst unter politischem Druck entsprechende Kapazitäten auf", sagte Neumann im Juni der APA.
"Wir sind nicht perfekt, aber wir arbeiten täglich daran besser zu werden", entgegnete Klaws auf diese Kritik. TikTok "toleriere keine schädlichen Inhalte", hieß es von ihm dazu. Dort arbeiten rund 40.000 Personen im Bereich "Vertrauen und Sicherheit". Er verwies zudem auf die Moderationspraxis bei TikTok. Dies sei ein mehrstufiger Prozess bei der zuerst eine KI die Überprüfung des Contents vornehme. Im zweiten Schritt würden sich dann menschliche Moderatoren um die weitere Moderation kümmern, hieß es. Es bestehe zudem enge Zusammenarbeit mit Experten aus dem Bereich Kinder- und Jugendschutz, auch gebe es für Strafverfolgungsbehörden die Möglichkeit, mit dem Unternehmen in Kontakt zu treten.
Der umstrittenen Kurzvideo-App wird unter anderem immer wieder vorgeworfen, dass Jugendliche dort nicht angemessen vor gefährlichen und schädlichen Inhalten geschützt werden. Ein Grund dafür sind neben Fällen wie jenem rund um den vereitelten Anschlag in Wien auch die vielfach diskutierten und oft halsbrecherischen TikTok-Challenges. "Bestimmte gefährliche Inhalte können beispielsweise nicht auf der Plattform gesucht werden, die Nutzerinnen und Nutzer erhalten dafür weiterführende Sicherheitsinformationen", erläuterte Klaws. Er verwies ebenfalls auf den begleitenden Modus "durch den Eltern den eigenen Account mit dem Account des jeweiligen Jugendlichen verbinden können".
Im Februar verbannte die EU-Kommission aufgrund von Sicherheitsbedenken die App von den Diensthandys von Mitarbeitenden. Das Innenministerium zog im Mai nach und verbot die App ebenfalls auf dienstlichen Telefonen. "Das hat uns komplett aus heiterem Himmel getroffen", sagte Klaws dazu. Man sei stets in guten Einvernehmen mit der Kommission gewesen. Dass auf Basis dieser Vorwürfe nun das Verbot erfolgt sei, sei unverständlich, kritisierte Klaws mit Verweis auf die Firmenstruktur. (apa)