MARKETING & MEDIA
© APA / Helmut Fohringer

World Press Foto-Ausstellung 2022.

Redaktion 12.09.2022

"World Press Photo" 2022 im WestLicht

Mit einem neuen Modus und gewohnter Bandbreite findet die Ausstellung bis 23. Oktober in Wien statt. Es sind wieder die besten Pressefotos zu sehen, mit starkem Fokus auf Regionalität.

WIEN. Krisen, Kriege und Katastrophen, aber auch scheinbar heitere Momente des Lebens: All das bringen die weltbesten Pressefotos in gewohnter Qualität auf den Punkt, respektive in den richtigen Bildausschnitt. Auch heuer ist die Wanderausstellung "World Press Photo" ein Fixpunkt für das Wiener WestLicht.

Die vielen bekannten, aber auch eher unbekannten Geschehnisse des vergangenen Jahres in derart komprimierter Form vorgesetzt zu bekommen, ist wie stets eine fordernde Angelegenheit. Da sind etwa seit Jahrzehnten schwelende Konflikte wie jener im Gazastreifen, der 2021 wieder massiv hochgekocht ist. Fatima Shbair hat dort eine nächtliche Szene eingefangen von einer Gruppe Kinder, die nach Protesten gegen die kriegerischen Auseinandersetzungen friedlich bei Kerzenschein beieinander sitzen - die Spannung dabei ist stets spürbar.

Oder man begegnet der Bevölkerung in Afghanistan, wo mittlerweile die Taliban wieder an der Macht sind. Was das beispielsweise für die Kultursparte Kino bedeutet, hat sich Bram Janssen für eine Fotoserie näher angesehen und dabei sehr intime Aufnahmen geschaffen, die von Stillstand, Verzweiflung und Leere erzählen.

Wenige Schritte weiter wird es aber schon amüsanter, wenngleich nur optisch: Das argentinische Mädchen Antonella hat gegen coronabedingte Schulschließungen protestiert, indem sie sich für deren Dauer die Haare nicht mehr schneiden ließ. Welche Auswüchse das angenommen hat, fing Irina Wening in farbenprächtigen, durchaus ironischen Bildern ein.

Das diesjährige Gewinnerfoto stellt wiederum eine Novität im seit 1955 ausgerichteten Wettbewerb dar, ist darauf doch erstmals kein einziger Mensch zu sehen. Die emotionale Wucht leidet deshalb aber nicht: Die kanadische Fotografin Amber Bracken hat eine Reihe einfacher Holzkreuze, die mit roten Kleidern behängt sind, fotografiert. Dahinter zeichnet sich vor einem Gewitterhimmel ein Regenbogen ab. Hintergrund des Bildes "Kamloops Residential School" war die Entdeckung eines Massengrabs auf einem Schulgelände in Kanada, die 2021 für weltweite Empörung gesorgt hat. Die Schule war Teil des kanadischen Schulsystems, das auf die Zwangsassimilierung der indigenen Bevölkerung ausgerichtet war. "Ein Foto, das sich in das Gedächtnis einbrennt", wie die diesjährige Juryvorsitzende Rena Effendi zitiert wird.

Auch der Ukrainekrieg hat bei diesen ausgezeichneten Pressefotos seinen Schatten bereits vorausgeworfen: Von 2013 bis 2021 hat der Franzose Guillaume Herbaut die Situation im Land und die Anspannung im Hinblick auf Russland begleitet, was in der retrospektiven Betrachtung wie ein schmerzlicher Blick in die Gegenwart wirkt.

Die Klimakrise zeigt sich hingegen allen voran von ihrer feurigsten Seite, sind es doch vorwiegend Waldbrände, die beispielsweise von Abriansyah Liberto in Indonesien respektive Konstantinos Tsakalidis in Griechenland eingefangen wurden.

So begibt man sich auf eine Rundreise um den Erdball, springt von Land zu Land und Kontinent zu Kontinent - wahrscheinlich sogar noch stärker als bei früheren Ausgaben der Ausstellung, die zum 21. Mal im WestLicht Station macht.

Immerhin wurde von der World Press Photo Foundation das Auswahlprozedere verändert, um dem starken Übergewicht an Gewinnerbildern aus Europa und Nordamerika entgegenzuwirken. Die eingereichten Bilder wurden zunächst in sechs Weltregionen eingeteilt, erst im zweiten Schritt wurden dann die vier besten Beiträge in den Kategorien Einzelbilder, Serien, Langzeitprojekte und offene Formate bestimmt. Insgesamt lagen den verschiedenen Juries fast 65.000 Aufnahmen von mehr als 4.000 Fotografinnen und Fotografen aus 130 Ländern vor.
Sämtliche Gewinnerbilder sind nun bis 23. Oktober im WestLicht zu bewundern. (red)

TEILEN SIE DIESEN ARTIKEL