WIEN/HALLE. Die insolvente deutsche Bekleidungskette Gerry Weber strebt in Österreich keine Fortführung des Geschäfts an und startet ab sofort einen Abverkauf. Es gibt Preisnachlässe von 50 Prozent, teilte die Insolvenzverwalterin Ulla Reisch per Aussendung mit. Gutscheine und Bonuspunkte können laut Reisch allerdings nicht mehr eingelöst werden. Einzelne Filialen sollen bereits in den kommenden Tagen schließen.
Die Gutscheine und Punkte "können nach eigener wirtschaftlicher Prüfung als Insolvenzforderung beim Handelsgericht Wien angemeldet werden, wobei jedenfalls eine Pauschalgebühr von 25 Euro zu zahlen ist und die Quotenaussichten derzeit noch nicht abschätzbar sind", heißt es in dem Schreiben. Die Gläubigerschützer vom Alpenländischen Kreditorenverband AKV hatten die Gutscheine mit etwa 500.000 Euro bewertet. Eine Quotenausschüttung erreicht üblicherweise höchstens 20 Prozent.
Das Unternehmen ist eine 100-prozentige Tochtergesellschaft der deutschen Gerry Weber International AG. Die deutsche Muttergesellschaft strauchelte schon länger und befindet sich ebenfalls in einem Insolvenzverfahren. Die Gerry Weber International AG hatte im April beim Essener Amtsgericht die Einleitung eines Sanierungsverfahrens nach dem Gesetz über den Stabilisierungs- und Restrukturierungsrahmen für Unternehmen (StaRUG) beantragt. Insgesamt 122 der derzeit noch 171 eigenen Stores und Outlets sollen bis Ende September im Zuge der Sanierungsbemühungen aufgegeben werden, gab das Unternehmen Ende Juni bekannt.
Von der österreichischen Insolvenz seien 25 Gläubiger mit Gesamtverbindlichkeiten in Höhe von 2,6 Mio. Euro betroffen, hieß es am vergangenen Freitag vom AKV. Die Bekleidungskette ist in Österreich mit 20 Standorten vertreten, mehr als hundert Beschäftigte verlieren ihre Jobs. (APA)