WIEN. Während Wirtschaftsforscher aktuell für Österreich von einer leichten Rezession ausgehen, sieht die Entwicklung in Wien deutlich positiver aus. Die Wiener Wirtschaft entwickelte sich im bisherigen Jahresverlauf laut Daten des Wirtschaftsforschungsinstituts WIFO sehr erfreulich. Die Beschäftigung stieg bis zum August 2023 mit 2,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr gemeinsam mit Tirol am schnellsten unter allen Bundesländern und die Ergebnisse der WIFO-Schnellschätzung der Bruttowertschöpfung deuten ebenfalls auf ein überdurchschnittliches Wirtschaftswachstum von 1,3 Prozent im 1. Halbjahr 2024 hin.
Die Herbstprognose des WIFO geht indes für das Jahr 2023 von einem österreichweiten Rückgang der Bruttowertschöpfung um 0,6 Prozent aus, 2024 sollte sie aber wieder steigen. Die Beschäftigung wird sich im nationalen Durchschnitt (mit +0,5 Prozent im Jahr 2024) aber nur schwach entwickeln.
Soweit die Prognosen für Österreich. Wien ist ein wenig anders. Die Wiener Wirtschaft wird sich 2023 und auch 2024 stabiler entwickeln als der Bundesdurchschnitt. Die Bruttowertschöpfung Wiens wird laut WIFO 2023 um +0,1 Prozent und 2024 um +1,3 Prozent wachsen. Die Beschäftigung wird heuer um +1,8 Prozent und 2024 um +0,7 Prozent zulegen. Die Arbeitslosenquote wird in Wien im Jahr 2023 bei 10,6 Prozent liegen und 2024 auf 10,8 Prozent steigen.
„Der Wiener Wirtschaftsstandort beweist einmal mehr sehr hohe Resilienz. Die aktuelle Prognose des WIFO gibt uns guten Grund mit Optimismus und Zuversicht in die Zukunft zu blicken, betont Finanz- und Wirtschaftsstadtrat Peter Hanke.
Mit mittlerweile zwei Millionen Einwohner*innen ist Wien zur fünftgrößten Stadt in der EU angewachsen. Dass Wien mit einem Durchschnittsalter von 41 Jahren eine der jüngsten Städte Europas sei, wirke sich nicht nur positiv auf die Geburtenrate aus, sondern sei auch ein entscheidender Wettbewerbsvorteil gegenüber anderen europäischen Metropolen, so Hanke, der betont: „Gerade in Zeiten des Fachkräftemangels, der nahezu alle Branchen vor Herausforderungen stellt, ist diese demografische Entwicklung für internationale Unternehmen oft ein wichtiges Entscheidungskriterium, wenn es um neue Standorte geht. Mit dem 5-Punkte-Plan gegen den Fachkräftemangel haben wir ein wirksames Instrument, um das Potenzial an Fachkräften in Wien bestmöglich zu heben“, so Hanke.
„Der Wirtschaftsstandort Wien ist in seiner Gesamtheit sehr heterogen. Er ist vielfältig was die Branchenverteilung und die Unternehmensgrößen betrifft. Das reduziert das Klumpenrisiko. Diese Stärke der Wiener Wirtschaft, gepaart mit hoher Flexibilität und Innovationskraft der Unternehmen, macht sich besonders bezahlt, wenn die Zeiten nicht so einfach sind. Das zeigt sich auch in der überdurchschnittlichen Entwicklung Wiens in den WIFO-Prognosen. Nichtsdestotrotz sind Maßnahmen notwendig, die die Konjunktur und die Wiener Wirtschaft stützen. Die Inflation ist im Vergleich noch immer hoch und auch am Arbeitsmarkt sind – auch kurzfristig wirksame – Maßnahmen unumgänglich“, sagt Walter Ruck, Präsident der Wirtschaftskammer Wien.
Unternehmen positiver gestimmt
Auch in der Wiener Unternehmerschaft ist die Stimmung besser als in Gesamtösterreich, wie die aktuellen Daten des WIFO zeigen. Die Erwartungen der Wiener Unternehmerinnen und Unternehmer sind gegenwärtig sowohl in der Industrie als auch in den Dienstleistungen optimistischer als im übrigen Österreich. Der vom WIFO berechnete Index der unternehmerischen Erwartungen lag in der Wiener Industrie im Juli 2023 bei –4,5 Punkten (gegenüber –14,3 Punkten für ganz Österreich). Dies zeigt zwar einen Überhang der negativen Erwartungen über die positiven. Dieser ist aber deutlich geringer als im übrigen
Österreich.
Bei den Dienstleistungen – einem der Stärkefelder der Wiener Wirtschaft - überwiegen in Wien demgegenüber noch die positiven Erwartungen. Hier lag der Index der unternehmerischen Erwartungen im Juli in Wien bei +5,8 Punkten, in Österreich gesamt bei –2,9 Punkten. Dennoch entwickelt sich dieser Index ebenfalls rückläufig, Im weiteren Jahresverlauf sollte es daher auch in Wien zu einer weiteren Eintrübung der Beschäftigungsentwicklung und auch des Wertschöpfungswachstums kommen, auch wenn diese etwas schwächer ausfallen sollte als im Bundesdurchschnitt.