RETAIL
RollAMA: Es wird jetzt wieder mehr gekauft!
© AMA Marketing/Michael Sazel

Christina Mutenthaler-Sipek

Redaktion 21.03.2025

RollAMA: Es wird jetzt wieder mehr gekauft!

Christina Mutenthaler-Sipek, Geschäftsführerin der AMA-Marketing, verweist auf mehr Einkäufe bei Frischwaren – bei derzeit stabilen Preisen.

••• Von Christian Novacek

Die österreichischen Haushalte kauften 2024 wieder mehr Lebensmittel. Laut der rollierenden Agrarmarktanalyse (RollAMA) der AMA-Marketing stieg die Einkaufsmenge um immerhin 2,1%, die Ausgaben aufgrund der Preisanstiege um 3,4%.

Besonders gefragt waren Frischwaren wie Joghurt, Topfen, Käse sowie Frischobst und -gemüse. „Es zeigt sich, dass in wirtschaftlich unsicheren Zeiten die Bedeutung des Lebensmitteleinkaufs steigt. Die Menschen achten stärker darauf, was sie kaufen, setzen auf gesunde Ernährung und kochen mehr zu Hause”, erklärte Christina Mutenthaler-Sipek, Geschäftsführerin der AMA-Marketing.
Während Fertigprodukte auf dem Vorjahresniveau blieben, griffen Konsumenten verstärkt zu Convenience. Anschauliches Beispiel: der vorgeschnittene Käse.

Pflanzlich vs. tierisch

Der Anteil pflanzlicher Lebensmittel stieg im Vorjahr leicht, insgesamt blieb das Verhältnis zu tierischen Produkten mit 52,2% zu 47,8% de facto stabil. „Oft entsteht der Eindruck, dass der Konsum pflanzlicher Produkte massiv zunimmt. Unsere Zahlen zeigen, dass sich die Nachfrage in beiden Bereichen seit Jahren kaum verändert”, urteilt Mutenthaler-Sipek.

Egal in welcher Warengruppe: Rabattaktionen spielen weiterhin eine Hauptrolle: Bereits ein Drittel des gesamten RollAMA-Warenkorbs (vorzüglich besteht dieser aus Frischewaren bis hin zu Brot und Gebäck) wurde in Aktion gekauft, insbesondere teurere Fleischprodukte. Besonders stark unterm Rabatthammer: Butter, Fleisch, Geflügel.
Beim Fleisch zeigt sich eine klare Entwicklung: Der Anteil von Hühnerfleisch stieg weiter und erreichte 2024 mit 26% Anteil einen neuen Höchstwert. Demgegenüber gingen Rind und Kalb von 13,7 auf 10,8% zurück. Die Ursachen dürften in einer europaweiten Verknappung sowie den höheren Preisen für Rindfleisch liegen. Gleichzeitig griffen die Haushalte häufiger zu ungewürztem Fleisch und marinierten selber. Wurst und Schinken erfreuen sich indes ungebremster Beliebtheit: 97% der Haushalte kauften die entsprechenden Produkte, im Schnitt sind das stolze 27,3 kg pro Jahr und Haushalt.

Stabilisierung der Preise

Die Preise am Lebensmittelmarkt haben sich aus der Sicht der AMA Marketing nach den extremen Steigerungen der Vorjahre stabilisiert. Die durchschnittliche Preissteigerung im RollAMA-Warenkorb lag 2024 demnach bei überschaubaren 1,3%. Zum Vergleich: Die allgemeine Inflation für Lebensmittel betrug 2,6%. Besonders bei Milch, Fleisch und Backwaren blieben die monatlichen Ausgaben auf dem Niveau von 2023. Mehr ausgegeben wurde für Eier, Joghurt und Gemüse.

Pflanzliche Alternativprodukte legten im Vorjahr mengenmäßig um 13% zu. Milchalternativen sind dabei am stärksten gefragt. Mehr als die Hälfte der Haushalte kaufte 2024 zumindest einmal ein pflanzliches Ersatzprodukt. Insgesamt entspricht der Marktanteil aber mehr dem Aufzeigen in der Nische: Pflanzliche Milchprodukte machen nur rund drei Prozent des Gesamtmarktes aus, Fleisch- und Wurstalternativen liegen gar nur bei einem Prozent. Ein interessanter Trend zeigt sich aber bei pflanzlichen Milchalternativen, deren Basis zunehmend aus regionalem Getreide stammt. „Wir sehen, dass heimische Rohstoffe für pflanzliche Produkte eine immer größere Rolle spielen. Das bietet Chancen für die regionale Landwirtschaft”, so Mutenthaler-Sipek.

Auch bei Obst und Gemüse gab es Verschiebungen: Paprika legte um 14% zu und war damit der klare Gewinner des Jahres. Champignons stiegen um neun Prozent, während die Einkaufsmenge bei Äpfeln um fast sechs Prozent zurückging. Ursache waren Ernteausfälle durch Spätfrost. Paradeiser blieben die mit Abstand meistgekaufte Gemüsesorte.
Schwarzbrot war 2024 einmal mehr das meistgekaufte Brot (32% Marktanteil), gefolgt von Toastbrot mit 27%. Bei Kleingebäck führt die Semmel mit 38%, gefolgt von Laugengebäck und Kornspitz. Die Nachfrage nach Bio-Produkten stieg: Der Mengenanteil kletterte auf 13%, während der Umsatzanteil bei 11,4% stabil blieb. Die Preisdifferenzen zwischen Bio- und konventionellen Produkten verringerten sich – augenfällig bei Milch (Preisunterschied: 7,3%).

Rabattpickerl-Kritik

Ein Drittel der Haushalte nutzte 2024 Rabattaktionen, vor allem bei teureren Produkten wie Fleisch. Die berühmt berüchtigten Rabattsticker führten dazu, dass höherpreisige Waren günstig wurden. „In Zeiten vieler Aktionen wird oft vergessen, welchen Wert Lebensmittel tatsächlich haben. Während die Preise sofort sichtbar sind, bleibt die harte Arbeit der Landwirtinnen und Landwirte oft im Hintergrund”, kritisiert Mutenthaler-Sipek.

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