WIEN. Trotzdem bleibt noch viel zu tun: Klimakrise und Inflation erhöhen die Lebenserhaltungskosten der Kaffeebauernfamilien. Das Risiko sinkender Weltmarktpreise und dadurch drohender Einkommensverluste wird durch eine Anpassung des Fairtrade-Kaffee-Mindestpreises im August 2023 abgefedert. Dank qualitätsfördernder Maßnahmen im Ursprung etabliert sich Fairtrade auch immer stärker im Segment der Spezialitätenkaffees.
Seit drei Jahrzehnten zeigen die Zivilgesellschaft, Partnerunternehmen und öffentliche Stellen in Österreich, dass fairer Handel im Kaffeebereich möglich ist und echte Veränderungen bewirken kann. Kaffee war vor 30 Jahren das erste Fairtrade-Produkt in Österreich. Mittlerweile trinken die Österreicher*innen pro Tag über 1,5 Millionen Tassen Fairtrade-Kaffee, davon jede vierte in Kaffeehäusern, Kantinen, Restaurants und Co.
Im Mittelpunkt von Fairtrade steht dabei immer das Wohl der Menschen in den Herkunftsländern. Fast die Hälfte aller Fairtrade-Kleinbauernfamilien baut Kaffee an – insgesamt fast 1 Million Menschen in mehr als 70 Ländern. Knapp 1 Mio. Tonnen Fairtrade-Kaffee werden jedes Jahr geerntet, ein Viertel davon kann derzeit auch zu Fairtrade-Bedingungen verkauft werden, 50% davon in Bio-Qualität. 82,5 Mio. Euro fließen dadurch an jährlicher Fairtrade-Prämie an die Kaffee-Kooperativen in den Anbaugebieten.
Trotz der erreichten Fortschritte gibt es weiterhin große Herausforderungen. Vor allem die sich verstärkende Klimakrise wirkt sich aktuell negativ auf die Ernteerträge in den Ursprungsregionen aus, was zu ökonomischen sowie sozialen Krisen vor Ort führt. Herausforderungen, denen sich die ländlichen Gemeinschaften nur gemeinsam stellen können. Um sich gegen verändernde Niederschlagszeiten, häufiger auftretende Schädlinge und andere Erschwernisse zu wappnen, braucht es stabile und damit planbare Einkommen. „Um diesen Herausforderungen entgegenzuwirken, unterstützt Fairtrade die Produzentenorganisationen mithilfe der Fairtrade-Prämie und dem -Mindestpreis dabei, sich an die Klimaveränderungen anzupassen“, erklärt Hartwig Kirner, Geschäftsführer von Fairtrade Österreich.
„Die Vision von Fairtrade ist es, dass Kaffee-Kleinbauernfamilien von ihrer Arbeit nicht nur überleben können, sondern ein existenzsicherndes Einkommen erreichen. Mit der ab August 2023 greifenden Fairtrade-Mindestpreiserhöhung stellt Fairtrade sicher, dass dieses Ziel nicht aus den Augen verloren wird“, so Kirner weiter. Dadurch wird das Risiko sinkender Weltmarktpreise abgefedert, wie es derzeit auch der Fall ist.
Der Fairtrade-Mindestpreis für gewaschene Arabica-Bohnen, die mehr als 80 Prozent des gesamten Fairtrade-Kaffees ausmachen, wird damit 1,8 US-Dollar pro britischem Pfund betragen, eine Erhöhung um 40 Cent. Die zusätzliche Bio-Prämie steigt um ein Drittel von 30 auf 40 Cent pro Pfund. Teile der Fairtrade-Prämie werden darüber hinaus in qualitätsfördernde Maßnahmen investiert.
Mit Erfolg, denn immer häufiger landen Fairtrade-Kaffees damit auch im Spezialitätensegment, wodurch wiederum höhere Verkaufspreise und damit höhere Einkommen für die Produzentenorganisationen erzielt werden. Mit regelmäßig organisierten Wettbewerben, den so genannten „Golden Cups“, werden Fairtrade-Kaffees mit Top-Qualität damit vor den Vorhang geholt.