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Gabriela Maria Straka, Director Corporate Affairs & ESG Sustainability bei der Brau Union Österreich; Michael Ludwig, Bürgermeister Wien; Andreas Urban, Braumeister Brauerei Schwechat

Redaktion 10.05.2023

Wiener Lagerbier und Weltausstellungen

Anlässlich der Gleichenfeier der Rotunde, die in Erinnerung an die Weltausstellung 1873 gebaut wird, wurde auch auf die Biergeschichte angestoßen.

WIEN. Am 1. Mai wurde Schwechater Wiener Lager bei der Gleichenfeier der Rotunde, die in Erinnerung an die Weltausstellung 1873 gebaut wird, ausgeschenkt. Damit wurde in Anwesenheit von Bürgermeister Michael Ludwig und anderen geladenen Gästen eine Verbindung wiederbelebt, die 161 Jahre alt ist, wie Historiker und Buchautor Prof. Alfred Paleczny berichtet: Bereits im Jahr 1862 bei der vierten Weltausstellung in London konnten Experten und Bierkenner dieses Bier verkosten und gaben ihm – immerhin im Mutterland der modernen Braukunst – eine hohe Auszeichnung. Es blieb dann ein fixer Bestandteil aller Weltausstellungen des 19. Jahrhunderts – natürlich auch jener des Jahres 1873 in Wien.

Das Wiener Lager wurde erstmals 1841 gebraut und war damals ein neuer Biertyp, der völlig anders als die damaligen Biere schmeckte und die Geschichte dieses Getränkes revolutionierte. Weltausstellungen gibt es seit 1851 und sie revolutionierten die internationale wirtschaftliche Zusammenarbeit, weil sie im 19. Jahrhundert die einzigen Möglichkeiten boten, sich quer über alle Kontinente über den technischen Fortschritt und die Produktinnovationen dieser Zeit zu informieren.

Vor 161 Jahren, bei der vierten Weltausstellung 1862 in London, gab es die erste Präsentation des Lagerbiers. Der ältere Anton Dreher, der der Erfinder dieses Bieres war, schickte einige Flaschen nach England und erhielt erstmals eine Medaille, mit denen die besten Produkte einer Branche ausgezeichnet wurden. Zu diesem Land hatte er eine enge Beziehung, weil er sich dort dreißig Jahre vorher bei einer Studien- oder besser Erkundungsreise das Rüstzeug für seine späteren Erfolge geholt hatte. Ab diesem Jahr begann auch der Export des Lagerbiers in andere europäische Länder, unter anderem ins Osmanische Reich und nach Ägypten.

Bei der nächsten Weltausstellung 1867 in Paris war Dreher bereits tot, aber die interimistischen Brauerei-Verwalter, unter ihnen der spätere Wiener Bürgermeister Cajetan Felder, vollbrachten eine organisatorische Meisterleistung, weil sie hunderte Hektorliter Lagerbier in erstmals gebauten Eiswaggons per Bahn nach Paris brachten und es dort kellerkalt aus Fässern bei der Weltausstellung in einem eigenen Pavillon ausschenkten. Sie erzielten damit einen riesigen Erfolg, begründete den Weltruhm des Lagerbiers und machten angeblich auch die bis dahin nur weintrinkenden Pariser zu begeisterten Biertrinkern.

Somit war klar, dass der gleichnamige Sohn des älteren Drehers sein Wiener Lagerbier bei der nächsten Weltausstellung präsentieren musste. Sie fand vor 150 Jahren also 1873, in Wien statt, ihr Wahrzeichen war bekanntlich die Rotunde. Wenn dort auch seine beiden größten Wiener Konkurrenten, die Brauereien in St.Marx und Liesing vertreten waren, war er mit seinem Pavillon eindeutig die Nr. 1 der Brauwirtschaft. Dieser Pavillon, in dessen Zentrum sich ein überdimensionaler kupferner Braukessel im orientalischen Stil befand, war von dekorativen Plastiken in Form von griechischen Karyatiden und Atlanten umrahmt und galt als eines der architektonisch auffallendsten Ausstellungsobjekte dieser Ausstellung. Daneben richtete der jüngere Dreher wieder wie in Paris einen großen Gratis-Bierausschank ein und konnte viele illustre Gäste, vor allem Kaiser Franz Josef und seine Gemahlin Sisi, dort begrüßen. Sein Pavillon stand in unmittelbarer Nähe der Rotunde und war mit seiner „schreienden Reklame“ das Vorbild für die späteren Großbauten im Wurstelprater.

Dreher führte damals bereits die größte Brauerei des kontinentalen Europas und sein Lagerbier zählte zu den besten der Welt. Er exportierte es in alle Kontinente, bis nach Australien und Japan. Natürlich war er auch bei den folgenden Welt- und anderen Ausstellungen immer wieder meist als einziger Brauer der Monarchie vertreten und sein Lagerbier erhielt eine Vielzahl von Auszeichnungen, mehr als jedes andere Bier dieser Welt.

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