••• Von Paul Christian Jezek
Der Österreicher Franz Kühmayer blickt auf eine erfolgreiche internationale Karriere als Führungskraft zurück, die ihn u.a. nach Boston und Paris geführt hat.
Heute verbindet er inspirierende Perspektiven mit konkreten Lösungen im Schnittpunkt zwischen Trendforschung und Unternehmensberatung und kombiniert gelegentlich durchaus provokant seine langjährige Erfahrung als erfolgreicher Top-Manager mit einem frechen Blick unter die Oberfläche und in die Zukunft. Für seinen neuen Leadership Report trat Kühmayer u.a. den Weg nach Kalifornien an – doch er kam recht ernüchtert von seiner Recherchereise ins Silicon Valley zurück.
Im Westen nichts Neues?
Eine Erkenntnis Kühmayers aus dem Silicon Valley: Benefits binden junge Talente nur kurzfristig; nur die Vision, die ein Arbeiten mit Sinn verspricht, zieht Mitarbeiter an und hält sie auch langfristig. So rauschhaft das Leben und Arbeiten erscheint, so sehr fußt die Mentalität auf dem Leistungsprinzip – es gibt nur Gewinner oder Verlierer. Nicht die Struktur ist entscheidend, sondern die Kultur: Führung wird als Dienstleistung verstanden, um jedem die bestmöglichen Voraussetzungen zu schaffen, um über sich hinauszuwachsen.
Eine wahrlich goldene Zukunft
„Der Mittelstand ist das Herz der Wirtschaft in der D-A-CH-Region”, stellt Kühmayer fest. Mittelständler sind meist „Hidden Champions”: Unternehmen, die zwar wenig bekannt sind, aber Großartiges leisten.
Und sie sind hervorragende Arbeitgeber: Der Mensch zählt, Verantwortung ist selbstverständlich, die Nähe zu Produkt und Kunden ist gegeben. Wer einen sinnvollen und erfüllenden Job sucht, findet ihn im Mittelstand. Zudem schafft die Digitalisierung neue Tools und Services, mit denen mittlere und kleine Betriebe an die globalen Big Player anschließen können.
Emotionen beim Leadership
Die Forderung nach mehr Herzblut im Leadership ist ein Plädoyer für mehr Leidenschaft, Humanismus und Ganzheitlichkeit. Es gilt, sich seiner eigenen Emotionen bewusst zu werden und einen ernsthaften Zugang zur Empathie zu finden – jenseits der Instrumentalisierung.
Führungsarbeit entwickelt sich zu einem umfassend humanistischen Prinzip – künftig findet Leadership dort statt, wo Identität, Vision und Werte nachhaltig verhandelt werden.
(Selbst-)Verantwortung
Hierarchisch organisierte Unternehmen mit eindeutigen Jobbeschreibungen verschwinden mehr und mehr.
Im digitalen Zeitalter definieren Mitarbeiter ihre Aufgaben und setzen sich ihre Ziele selbst, sie übernehmen zugleich auch mehr Selbstverantwortung.
Dabei verantworten sie sich jedoch nicht mehr gegenüber ihren Vorgesetzten, sondern gegenüber der Organisation und ihren großen Zielen.
Kreatives Nichtstun
Wer längere Zeit nichts tut, gilt als faul. Allerdings steuern wir durch die zunehmende Digitalisierung auf eine grundlegende Veränderung unseres Wirtschaftssystems hin: Die Automatisierung zahlreicher Prozesse wird dem arbeitenden Menschen mehr freie Zeit ermöglichen.
Nun gilt es, Strategien zu entwickeln, diese neu gewonnene Zeit nicht zu vertrödeln, sondern sinnvoll zu nutzen, um Kreativität zu fördern.
ProAging und Global Work
Um Krisen zu meistern, bedarf es Erfahrung. Aus diesem Grund ist es für Firmen wichtig, auf die Weisheit älterer Mitarbeiter zu setzen und sie im Unternehmen zu halten bzw. zu reintegrieren.
Weiters ist es laut Kühmayer an der Zeit, spielerische Firmenkulturen zu etablieren. „Die Kreativökonomie ist dabei, den Gegensatz zwischen ernsthafter Arbeit und freudvollem Spiel aufzulösen.” Nur wer richtig spielen kann, kreiert Neues und treibt Innovation voran.
Diversity Management
Zahlreiche Organisationen haben erkannt, wie wichtig ein achtsamer Umgang mit sich selbst und unter Kollegen ist. Aus gutem Grund entwickelt sich Mindfulness zu einem Bestandteil der allgemeinen Bildung, und die Unternehmen bieten zunehmend Kurse und Trainings dafür an.
Last but not least besteht eine zentrale Führungsaufgabe in der Förderung eines produktiven Miteinanders von Menschen mit unterschiedlicher Herkunft, sozialem und kulturellem Background sowie differierenden Lebensstilen – denn die Vorteile der Vielfalt sind mannigfach!