Bei den Unis geht es um die „Dritte Mission”
CAREER NETWORK PAUL CHRISTIAN JEZEK 06.02.2015

Bei den Unis geht es um die „Dritte Mission”

Science for Industry Die Kooperation zwischen Wissenschaft und Wirtschaft soll weiter intensiviert werden

IV legt zweiten Baustein von „Beste Bildung” vor: „Hochschulen zukunftsorientiert weiterentwickeln”.

Wien. Die Hochschulstrategie der Industriellenvereinigung sei der zweite Baustein des IV-Programms „Beste Bildung”, sagt IV-Präsident Georg Kapsch. Im November 2014 hatte die IV bereits ein Konzept zur Pflichtschule vorgelegt, um durch die Weiterentwicklung hin zu einer nach innen differenzierten gemeinsamen Schule der 6- bis 14-Jähri-gen Top-Bildungsqualität sicherzustellen. (Kapsch: „Wenn wir es nicht schaffen, die Qualität in der Pflichtschule zu erhöhen, dann zahlen wir dafür später im AMS.”)

Die „Dritte Mission” müsse künftig verstärkter Bestandteil des gesellschaftspolitischen Auftrags sein: „Neben Aktivitäten in Lehre und Forschung werden akademische Weiterbildung – LLL –, Technologie- und Wissenstransfer und gesellschaftliches Engagement der Unis immer wichtiger”, so Kapsch. Weiters sei eine stärkere Verzahnung von akademischer und beruflicher Bildung durch Maßnahmen wie Kompetenzanerkennung und Erhöhung der Durchlässigkeit wichtig.

Unis zusammenlegen?

Aus Sicht der Industrie geht es nicht darum, die Profile von Uni und Fachhochschule anzugleichen, sondern sie zu schärfen und bestmögliche Durchlässigkeit zur ermöglichen; dabei gelte es, Doppelgleisigkeiten und Überschneidungen insbesondere im Studienangebot zu vermeiden und Synergieeffekte bestmöglich zu nutzen.Im Bereich der Universitäten brauche es die Optimierung der internen Governance-Strukturen, eine verstärkte Profilbildung und Einrichtung von Universitätsverbünden. Selbst „eine Zusammenlegung von Universitäten sollte nicht ausgeschlossen werden”, so Kapsch. Ein weiteres Anliegen der IV sei es, die Ausbildung der Elementar-Pädagogen auf tertiäres Niveau zu heben sowie die Pädagogischen Hochschulen mittel- bis langfristig in die öffentlichen Universitäten zu integrieren.„Österreich verliert zu viele Hochqualifizierte ans Ausland: In Summe wandert fast jeder achte Hochqualifizierte ab”, kritisiert Kapsch. Um hochqualifizierten Nachwuchs für den Wirtschafts- und Wissenschaftsstandort langfristig sicherzustellen, brauche es sowohl Nachwuchssicherung von „innen” als auch von „außen” durch die Anziehung von internationalen Talenten. Zum einen gelte es daher, Karrieremöglichkeiten in Wissenschaft und Forschung zu verbessern, zum anderen sei die Ausweitung der Rot-Weiß-Rot-Karte auf Bachelorabsolventen incl. der Verlängerung der Suchfrist von derzeit sechs auf zwölf Monate, verbunden mit einem Mehr an Servicequalität, dringend nötig. Darüber hinaus sei eine Willkommenskultur für Forscher sowie hochqualifizierte Personen mit Migrationshintergrund zu etablieren.

Der pekuniäre Rahmen

Die Industrie begrüßt zwar, dass die Finanzierung der Unis für die nächste Leistungsvereinbarungsperiode 2016 bis 2018 mit zusätzlichen 615 Mio. € ermöglicht wurde. Kapsch: „Um allerdings eine nachhaltige Finanzierung des österreichischen Hochschulsystems zu erreichen, braucht es mehr öffentliche Mittel, eine langfristige Erhöhung des privaten Finanzierungsanteils sowie Effizienzsteigerungen und das Nutzen von Syn-ergien seitens der Universitäten.” Man benötige umfassende Studienbeiträge inkl. entsprechender Stipendiensysteme sowie eine längst fällige, flächendeckende Regelung des Hochschulzugangs. Die Verfügbarkeit von wissenschaftlichem Know-how sei ein wesentliches Kriterium für Unternehmen in der Standortwahl. „Fast 80% der Leitbetriebe arbeiten regelmäßig mit Hochschulen in Forschungsprojekten zusammen. Wir müssen die Universität als Kooperationspartnerin und Leitinstitution für den Standort positionieren und ihre internationale Sichtbarkeit forcieren”, fordert Jochen Pildner-Steinburg, Präsident der IV-Steiermark und stv. Vorsitzender des Universitätsrats der TU Graz. Weiters brauche es spezifische Initiativen zur Stärkung der Grund­lagenforschung in den technischen Disziplinen (Science for Industry) als Grundstein für neue, radikale Innovationen.Modernisierung, Optimierung und Internationalisierung der Curricula im Sinne der Bologna-Studienarchitektur sowie die Qualitätssteigerung müssten als Reformziele weiterhin aufrecht bleiben. „Um im internationalen Wettbewerb um die besten Produkte am Markt erfolgreich reüssieren zu können, ist eine verstärkte internationale Ausrichtung mit den besten Forschungsinstitutionen entscheidend; daher muss der private An-teil an ‚Horizon 2020' erhöht werden”, so der Präsident der IV-Steier­mark. „Ein Beispiel dafür sind die aktuellen Aktivitäten der Technischen Unis und der Industrie in Bezug auf eine erfolgreiche Bewerbung an der KIC (Knowledge and Innovation Communities) AVM (Added Value Manufacturing)-Ausschreibung des European Institute of Technology.” (pj)

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