Corona hinterlässt in einigen Branchen Lücken
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CAREER NETWORK Redaktion 25.02.2022

Corona hinterlässt in einigen Branchen Lücken

karriere.at-Arbeitsmarktreport: Der Bedarf an Fachkräften im Gesundheits- und Sozialbereich steigt kräftig.

••• Von Georg Sander

WIEN. Zum zweiten Mal veröffentlicht karriere.at unter wissenschaftlicher Begleitung durch Peter Harald Brandstätter von der FH Oberösterreich den Arbeitsmarktreport. Die Analyse von mehr als 270.000 auf karriere.at geschalteten Stelleninseraten im zweiten Halbjahr 2021 zeigt: Fachkräfte im Gesundheits- und Sozialbereich sind so begehrt wie nie zuvor. Im zweiten Halbjahr 2021 wurden über 60% mehr Stellen in diesen Branchen angeboten als vor Corona, vor allem in Wien, Oberösterreich und Salzburg. Außerdem stieg die Zahl der Teilzeitstellen im Jahresvergleich zwischen 2020 und 2021 über alle Branchen hinweg stark an.

„Die sogenannte ‚Covid-Klarheit' hat bei einigen Arbeitnehmern dazu geführt, den Job oder gar die Branche zu wechseln – gerade, wenn diese durch die Pandemie stark beansprucht wurden”, so Georg Konjovic, CEO von karriere.at, zum Gesundheitsbereich, der die zweithöchsten Durchschnittsgehälter nach Führung/Management bereithält. In diesen Sektor fallen etwa Stellen im medizinischen Bereich (Krankenhauspersonal, Heimpflege etc.), aber auch im Umfeld der Gesundheitsbranche (z. B. Vertrieb von Gesundheitsprodukten) bzw. Laborstellen.

Gefragte Branche

Konjovic: „In Österreich wird es immer schwieriger, geeignetes Personal im Gesundheits-, Pharma- und Sozialsektor zu finden.” Die Jobs aus dem Gesundheits- und Sozialbereich auf karriere.at sind seit Corona signifikant gewachsen: Es gibt ein Plus von 47% gegenüber 2020 und gar von 62% gegenüber dem Jahr 2019. Das betrifft auch den Verwaltungsbereich. Mittlerweile werden auch in dieser Branche immer mehr Teilzeitstellen ausgeschrieben; ihre Zahl nahm von 2020 auf 2021 um die Hälfte (54%) zu.

Teilzeit-Stelleninserate stiegen gleichzeitig auch über alle Branchen hinweg stark an – um satte 85% im Vergleich zu 2020. Rund die Hälfte dieser Jobs wurde in Großunternehmen angeboten. Im Bundesländervergleich wurden die meisten Teilzeitjobs in Wien (33%), gefolgt von Oberösterreich (23%) sowie der Steiermark und Salzburg (jeweils zehn Prozent) ausgeschrieben.
„Der starke Anstieg an Teilzeitbeschäftigungen geht mit dem zunehmenden Wunsch vieler Arbeitskräfte nach mehr Flexibilität einher” , erklärt Peter Harald Brandstätter, wissenschaftlicher Begleiter des Arbeitsmarktreports. „In 90 Prozent der ausgeschriebenen Teilzeit-Stellenanzeigen im zweiten Halbjahr 2021 sind zwischen 20 und 37 Stunden vertraglich vereinbart. Zugleich wissen wir, dass viele Arbeitnehmer in Österreich eine 30-Stunden-Woche befürworten.” Bei der Teilzeitarbeit gibt es nach wie vor geschlechtsspezifische Unterschiede: 47% der Österreicherinnen arbeiteten 2020 in Teilzeit, während es bei männlichen Arbeitnehmern nur elf Prozent waren.

So viele Jobs wie nie

Es gibt einige weitere, spannende Trends.: Auf karriere.at erreichte die Anzahl der Stelleninserate in der zweiten Jahreshälfte 2021 jeden Monat ein neues All-time-high. Der Dezember 2021 etwa verzeichnet ein Plus von 71% gegenüber dem Vergleichsmonat 2020 und 37% gegenüber 2019. Die Top 5-Branchen nach aktiven Stelleninseraten waren Handel, Industrie/Produktion, Internet/IT/Telekom, Bau/Immobilien/Haustechnik und Banken/Finanz/Versicherung.

Während die geschalteten Stelleninserate 2020 in fast allen Branchen Rückgänge verzeichneten, war bereits im ersten Arbeitsmarktreport (1. Halbjahr 2021) eine deutlich positive Entwicklung erkennbar (plus elf Prozent zum Vergleichszeitraum 2019 und +34% zu 2020).
Abgenommen hat die Arbeitslosigkeit: Mit Ende Dezember 2021 waren laut AMS in ganz Österreich 102.193 offene Stellen sofort verfügbar – im Vergleich zum Vorjahresmonat ist das eine Steigerung um 51.583 Jobangebote bzw. knapp über 100%. Ebenso waren 6.916 offene Lehrstellen sofort verfügbar, was einer Steigerung um 2.383 Stellen bzw. mehr als 50% entspricht.

Gehälter gehen rauf

Das Gehalt sei der wichtigste Jobwechselgrund, wie Studien der vergangenen Jahre zeigen. Die diesbezügliche Transparenz lässt allerdings noch zu wünschen übrig. In Stelleninseraten wird zumeist das kollektivvertragliche Mindestgehalt sowie „Bereitschaft zur Überzahlung bei entsprechender Qualifikation” angegeben. Die tatsächlichen Gehälter können also deutlich über dem im Inserat genannten Betrag liegen. Ein Blick auf die durchschnittlichen Gehaltsangaben pro Berufsfeld im 2. Halbjahr 2021: Wenig überraschend sind Stellen im Bereich Führung/Management mit durchschnittlich knapp 3.600 € brutto am höchsten dotiert, während es für Jobs in der Branche Gastronomie/Tourismus mit gut 1.900 € nur etwas mehr als die Hälfte gibt. Ebenfalls am unteren Ende der Skala finden sich Jobs im Bereich Assistenz/Verwaltung/Sachbearbeitung. Unter den ersten drei finden sich neben Führung/ Management auch die Berufsfelder Pharma/Gesundheit/Soziales und IT/EDV

Apropos Führung: Mit durchschnittlich 5.688,96 € Bruttomonatsgehalt waren Stellen in der Unternehmensführung im 2. Halbjahr 2021 ausgeschrieben. Während sich die meisten Berufsfelder zwischen 5.000 und 6.000 € bewegen, sticht der Bereich Beratung/Consulting besonders hervor (siehe Grafik). Corona hat die Gehaltsentwicklung nicht gebremst: Gehälter sind in Stelleninseraten seit 2019 im Schnitt um drei Prozent gestiegen.

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